Der Mond hängt irgendwo

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Demnächst wohl bei Bayern vereint: Bastian Schweinsteiger (l.) und Manuel Neuer
© Imago

Manuel Neuer wurde in München wieder zum Spielball der Fans, zudem sinkt das Niveau zwischen beiden Klubs, wenn es um Neuers bevorstehenden Wechsel nach München geht. Bastian Schweinsteiger verteidigte seinen heftigen Presseauftritt und zählt die Bayern nach dem 4:1 wieder zu den besten Teams der Welt.

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Der Widerstand türmte sich auf. Unvermeidlich. Als Manuel Neuer zur zweiten Halbzeit Richtung Südkurve der Allianz Arena marschierte, brachten sich die Neuer-Gegner unter den Bayern-Fans zähnefletschend in Position. Die unverbesserliche Minderheit der Münchner Anhänger, die Ultra-Gruppierung Schickeria, schmetterte ein lautstarkes "Neuer, du Arschloch".

Der Hass, der Neuer im DFB-Pokalhalbfinale zwischen dem FC Bayern und Schalke 04 Anfang März entgegen geschlagen war, war zwar nur in Nuancen zu greifen, das Geschehen auf dem Rasen trat aber dennoch für eine Weile in der Hintergrund.

Vor allem deshalb, weil sich ein Großteil der Bayern-Fans noch während des Spiels gegen die allmächtige Schickeria zur Wehr setzte. "Schickeria raus" und ein langgezogenes "Manuel Neuer" hallte vom Mittel- und Oberrang. Neuer soll ab der nächsten Saison eine erfolgreiche Ära im Bayern-Tor prägen, da ist abnehmender Widerstand der Fans hilfreich.

Bayern, Schalke und der Mond

Neuer selbst reagierte nach dem Schlusspfiff ähnlich souverän wie nach dem Pokalspiel. "Ich habe mich damit nicht beschäftigt und mich auf das Spiel konzentriert. Es gibt solche und solche Meinungen, das ist im Fußballgeschäft normal", sagte der Keeper, der unter Woche aus dem Schalker Fanklub "Ultras Gelsenkirchen" ausgeschlossen worden war.

Die letzten Wochen haben Spuren hinterlassen beim 25-Jährigen. Er wird zum Spielball unterschiedlicher Fan-Gruppierungen, zudem feilschen Schalke und der FC Bayern um den Preis für den Nationaltorhüter und das Niveau wird dabei nicht besser.

Nachdem Bayern-Präsident Uli Hoeneß die Schalker Verantwortlichen aufgefordert hatte, keine Mondpreise für Neuer zu verlangen, konterte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies: "Wir bestimmen, wie hoch der Mond hängt."

Das letzte Wort hatte Karl-Heinz Rummenigge. "Die Natur bestimmt, wo der Mond steht. Im Übrigen haben wir abnehmenden Mond", sagte der Vorstandsboss des FC Bayern.

Immerhin bestätigten beide Vereine erste Verhandlungen. Rummenigge verspürt dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind völlig entspannt. Die Transferperiode für die nächste Saison endet erst am 31. August."

Bayern nicht so optimistisch

Die Schalker Bosse wollen sich aber nicht so recht bewegen. "Ich bin nicht so optimistisch, wie das einige Medienvertreter schon in ihrer Berichterstattung sind. Es gibt unterschiedliche Positionen beider Vereine. Das Entscheidende ist, es muss ein Preis sein, den Schalke 04 und Bayern München akzeptieren. Ob der zu erzielen ist, kann ich noch nicht voraussagen", sagte Rummenigge.

Franz Beckenbauer empfahl dem FC Bayern, nicht auf die Kosten zu achten: "Man kann den besten Torhüter der Welt bekommen. Ich würde alles Geld, das der FC Bayern zur Verfügung hat, in diesen Transfer stecken."

Die Bayern wollen Neuer und Neuer will zu Bayern. Ein Wechsel zu Manchester United ist für ihn kein Thema. "Es ist mein Ziel, innerhalb Deutschlands zu wechseln", sagte Neuer bei "LIGA total!".

Robben freut sich auf Neuer

In München warten sie schon sehnsüchtig. "Wir wollen zu den Besten der Welt gehören. Da müssen Spieler sein, die die Qualität unserer Mannschaft erhöhen. Manuel Neuer ist ein perfektes Beispiel für einen Spieler, der uns besser machen kann", sagte Arjen Robben.

Bastian Schweinsteiger schätzt seinen Kollegen aus der Nationalmannschaft nicht nur als Torhüter: "Er ist als Mensch einwandfrei, ein ganz feiner Kerl."

Neuer soll in den nächsten Jahren eine Schlüsselrolle bei den Bayern übernehmen, auch als Führungsspieler. In München war unter der Woche eine Debatte entbrannt, weil es davon angeblich zu wenige gibt.

Schweinsteiger wehrte sich dagegen vehement, in dem er in einer Presserunde am Mittwoch scharfe Geschütze gegen einen Journalisten auffuhr, der ihn als "Chefchen" bezeichnet hatte.

Die Grenzen des guten Geschmacks überschritt Schweinsteiger dabei. Nach dem Schalke-Spiel verteidigte er seinen Auftritt. "Ich habe das gesagt, was ich empfunden habe. Das ist menschlich, Emotionen gehören dazu. Die zwei Worte (Pisser und Arschloch, d. Red.) würde ich zurücknehmen, aber zum Inhalt stehe ich", sagte Schweinsteiger.

Rummenigge: "Er hat gespielt wie ein Chef"

Am Samstag versicherten Spieler und Vorstand des FC Bayern, dass es innerhalb der Mannschaft kein Machtvakuum gebe.

"Bastian macht seine Sache als Vize-Kapitän ganz hervorragend", sagte Holger Badstuber und Rummenigge attestierte Schweinsteiger gegen Schalke "die beste Leistung in der Rückrunde".

"Er hat gespielt, wie ein Chef spielen muss", so Rummenigge.

Sein Selbstbewusstsein hat Schweinsteiger jedenfalls nicht verloren. Der FC Bayern habe gegen Schalke wieder einmal eindrucksvoll gezeigt, dass er in der Lage ist, "so Fußball zu spielen, wie es nur wenige Mannschaften in der Welt können".

Bayern - Schalke: Daten zum Spiel

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