Kein Sieger im Endspiel um Europa

Von Stefan Moser / Matthias Faidt
Schenkten sich an diesem Abend nichts: Nürnbergs Javier Pinola (r.) und Marco Caligiuri von Mainz
© Getty

Der FSV Mainz 05 ist dem Ziel der Qualifikation zur Europa League einen kleinen Schritt näher gekommen. Im vermeintlichen "Endspiel um Europa" kam die Elf von Trainer Thomas Tuchel am Sonntag beim direkten Konkurrenten in Nürnberg zu einem leistungsgerechten 0:0.

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Die 48.550 Zuschauer im ausverkauften Stadion in Nürnberg sahen eine ausgeglichene Partie. Die Gastgeber hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, die größte Chance zum Sieg aber vergab der Mainzer Andre Schürrle in der 69. Minute.

Durch die insgesamt gerechte Punkteteilung bleibt Mainz drei Spieltage vor Schluss weiter auf Platz fünf, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Der Vorsprung auf Nürnberg beträgt weiterhin zwei Zähler.

Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer 1. FC Nürnberg) zum Handspiel von Wetklo in der Nachspielzeit: "Wenn man sich das jetzt ansieht, ist es natürlich Handspiel außerhalb und die Rote Karte. Das war eine aussichtsreiche Position, aber damit wollen wir uns jetzt nicht aufhalten."

...zum Spiel: "Beide Mannschaften unterlagen taktischen Zwängen, haben sich gegenseitig neutralisiert. Wir haben uns heute zu viele einfache Fehler im Passspiel erlaubt, dadurch konnte uns Mainz weit weg vom Tor halten und wir konnten nicht den Druck entfachen, wie in den letzten Heimspielen. Deshalb müssen wir uns selbst an die Nase packen. Wir werden jetzt weiter kämpfen, bei dem Restprogramm werden die Nerven eine Rolle spielen."

Mehmet Ekici (1. FC Nürnberg): "Man hat es den Mainzern angesehen, dass die von Anfang an mit dem Punkt zufrieden waren. Dadurch war das ein schwieriges Spiel für uns, wir haben keine Mittel gegen eine kompakte Mannschaft gefunden."

Thomas Tuchel (Trainer Mainz 05): "Eigentlich lag über die gesamte Spielzeit ein 1:0 für uns in der Luft, aber wir können mit dem Ergebnis leben. Wir hatten heute einen Matchball, um Nürnberg endgültig auf Distanz zu halten. Aber man muss nicht immer den ersten Matchball verwandeln, um zu gewinnen. Wir sind in dieser Saison die einzige Mannschaft, die sich die komplette Zeit unter den ersten Fünf aufgehalten hat. Wir würden sehr gerne jetzt ein i-Tüpfelchen auf diese Saison setzen."

Andre Schürrle (Mainz 05): "Wir wollten heute unbedingt etwas aus Nürnberg mitnehmen, um die auf Distanz zu halten. Nürnberg muss jetzt nach Dortmund, die können einen weiteren Schritt in Richtung Meisterschaft machen, das wird sehr schwer für sie. Wir haben zuhause Eintracht Frankfurt und wollen das Spiel unbedingt gewinnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gündogan ist wieder fit, Nürnbergs Trainer Hecking aber hält an der Variante vom letzten Spieltag fest und bringt mit Simons und Cohen die defensivere Option im Zentrum. Einzige Änderung: Wolf beginnt in der Innenverteidigung für Nilsson.

Für Mainz kehren die Innenverteidiger Svensson und Noveski nach Sperren wieder in die Startelf zurück. Außerdem beginnt Fathi für Holtby und spielt links in der Viererkette. Fuchs dafür im Mittelfeld.

20.: Pfosten! Nach einem Handspiel der Mainzer gibt es Freistoß für den Club aus 25 Metern halblinks. Ekici zirkelt den Ball über die Mauer, Wetklo kann nur staunen, aber der Ball klatscht an den Außenpfosten.

28.: Polanski chippt den Ball in den Strafraum der Nürnberger, Fuchs kommt frei zum Abschluss aus zwölf Metern. Aber sein Linksschuss fliegt weit über den Querbalken.

35.: Wollscheid verliert den Ball an der Mittellinie an Soto, der spielt sofort weiter zu Schürrle, der lässt prallen und Soto zieht aus 15 Metern an der linken Strafraumkante ab. Zentimeter am langen Pfosten vorbei.

51.: Fuchs schleudert einen Einwurf von links flach vor das Tor der Nürnberger, Allagui kommt aus spitzem Winkel an den Ball, aber die Kugel landet am Außennetz.

69.: Konter der Mainzer: Bungert und Caligiuri tanken sich auf der rechten Seite durch. Caligiuri steckt durch in den Strafraum zu Schürrle, der gleich zwei Verteidiger ins Leere rutschen lässt und frei vor Schäfer aus acht Metern Maß nimmt. Doch sein Schlenzer geht weit drüber.

93.: Mak nimmt einen langen Ball mit der Brust an und ist am Strafraum der Mainzer durch, Wetklo kommt raus und klaut ihm den Ball mit der Hand - außerhalb der legalen Zone. Das hätte Rot und Freistoß für den Club geben müssen. Die Pfeife bleibt stumm.

Fazit: Ausgeglichene aber wenig ansehnliche Partie mit einem leistungsgerechten Unentschieden. Nürnberg mit Feldvorteilen, Mainz gefährlicher bei Kontern.

Der Star des Spiels: Niko Bungert. Nach vorne etwas hölzern, in der Defensive aber eine absolute Bank. Der Außenverteidiger gewann bärenstarke elf von zwölf Zweikämpfen und hatte seine rechte Seite komplett unter Kontrolle.

Der Flop des Spiels: Jens Hegeler. War bemüht, spielte aber oft zu umständlich und mit technischen Schwächen. Verlor zudem 65 Prozent seiner Zweikämpfe und konnte die starke linke Seite der Mainzer auch nicht in ihrem Offensivdrang bremsen. Blieb zur Pause für Gündogan in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Hatte keine Mühe mit der intensiven Partie, nahm aufkommende Härte zum richtigen Zeitpunkt mit persönlichen Strafen aus dem Spiel und überzeugte mit klarer Körpersprache. Sein einziger Fehler war wohl die Szene in der Nachspielzeit, als Wetklo - vermutlich außerhalb des Strafraums - gegen Mak mit der Hand spielte.

Analyse: Konzentrierter und taktisch geprägter Beginn beider Teams ohne große Höhepunkte. Mainz lenkte durch geschicktes Pressing die Nürnberger Angriffe immer wieder auf die Flügel und gewann dort in Überzahl auch die wichtigen Zweikämpfe.

Der Club aber ließ sich nicht locken, blieb geduldig, baute ruhig und sicher auf und vermied gegen die konterstärkste Mannschaft der Liga Ballverluste im Mittelfeld. Ergebnis nach 25 Minuten: Über 60 Prozent Ballbesitz für die Gastgeber, aber nur eine echte Torchance nach einem Freistoß.

Nach knapp einer halben Stunde wurde die Partie etwas offener: Nürnberg streute immer wieder auch lange Bälle ein, und Mainz nutzte die ersten Fehler sofort zu zwei richtig gefährlichen Kontern. 6 zu 6 Torschüsse zur Pause, aber keine Tore.

Ähnliches Bild auch nach dem Seitenwechsel: Der Club mit deutlich mehr Ballbesitz, aber auch nach der Hereinnahme von Gündogan ohne ausreichend Tempo und spielerische Mittel gegen die aggressiven Mainzer, die weiterhin diszipliniert auf Fehler lauerten.

Nach einer Stunde erhöhte Hecking schließlich das Risiko durch einen weiteren offensiven Wechsel. Das Spiel aber wurde immer fahriger und phasenweise auch ruppiger. Einzig Schürrle für Mainz und Mak für Nürnberg in der Nachspielzeit hatten noch die Chance zum Sieg.

Am Ende aber eine gerechte Punkteteilung, die unterm Strich eher Mainz weiterhilft.

Nürnberg - Mainz: Daten zum Spiel

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