Bayern: Es hat sich nichts geändert

Von Thomas Gaber
Mario Gomez erzielte in Frankfurt sein 23. Saisontor. Zum Bayern-Sieg reichte es nicht
© Getty

Louis van Gaal sind die Bayern-Spieler los. Sie gelobten Besserung unter Andries Jonker. Doch Frankfurt war ein Abziehbild vieler Auswärtsspiele der Münchner in dieser Saison: keine Dynamik, keine Zweikampfhärte, keine Entschlossenheit. Was bleibt, ist ein unschönes Gefühl.

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Daniel van Buyten gab unter der Woche inhouse ein Interview. Die Homepage des FC Bayern lockte mit der Überschrift: "Wenn wir die ganze Saison so gespielt hätten..."

Das 5:1 gegen Bayer Leverkusen lag erst ein paar Tage zurück und angesichts der guten Leistung der Bayern in Spiel eins nach Louis van Gaal konnte man ahnen, dass van Buytens zweiter Teil des Satzes die Worte "Erster", "Tabellenführer" oder "Meister" beinhalten musste.

"Wenn wir die ganze Saison so gespielt hätten, wären wir Erster mit 15 Punkten Vorsprung", lautete die Aussage in Vollendung. 28 Siege in 30 Spielen wären hierfür nötig gewesen.

Die Missachtung der Realität muss man van Buyten in diesem Fall nachsehen. Der Belgier wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass die Bayern deutlich besser dastünden, hätten sie doch nur öfter Leidenschaft und Präzision im Abschluss so umgesetzt wie am letzten Sonntag.

Doch auch beim FC Bayern ist alle Theorie grau. Der ganze Verein schleppt sich durch die Saison, an deren Ende wenigstens die Chance auf die Teilnahme an der Champions League gewahrt werden soll.

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Vier Siege hätten gereicht...

Nach dem Aha-Erlebnis gegen Leverkusen hatten es die Bayern selbst in der Hand, das Minimalziel zu erreichen. Ohne Terminstress und fernab von physischen, geschweige denn psychischen Belastungen durch Champions League oder DFB-Pokal hätten dafür vier Siege gegen Mannschaften aus der zweiten Tabellenhälfte genügt.

Eigentlich ein Kinderspiel für den FC Bayern, aber nicht in dieser Saison. Durch das 1:1 bei kämpferisch überlegenen Frankfurtern fielen die Münchner wieder hinter Hannover 96 auf Platz vier zurück.

Weil sie von Louis van Gaal nachhaltig schikaniert wurden, drückten die Spieler bei den Bayern-Bossen die Entlassung des Trainers durch. Die kamen dem Wunsch der Spieler gerne nach, schließlich habe van Gaal ohnehin viel zu lange gegen die Verfassung des Vereins verstoßen.

Der Mannschaft wurde mit van Gaals Entlassung das letzte von unzähligen Alibis für die verkorkste Saison genommen. Arjen Robben lobte Nachfolger Andries Jonker für dessen Arbeitsweise. Der Neue habe den Spielern die Freude an ihrem Beruf zurückgebracht.

Dumm und enttäuscht

Doch der dünne Auftritt in Frankfurt beweist: es hat sich so gut wie nichts verändert. Die Bayern waren auswärts einmal mehr nicht in der Lage, einen spielerisch klar unterlegenen Gegner an der kurzen Leine zu lassen. Es fehlte an Dynamik, Genauigkeit im Abschluss, körperlicher Robustheit und Ideen in der Offensive.

Ein Phänomen, das sich durch die gesamte Saison zieht. Von 16 Auswärtsspielen haben die Bayern nur fünf gewonnen, nur einmal kein Gegentor kassiert (beim 0:0 im Hamburg Ende Oktober 2010) und zudem ein negatives Torkonto (25:26).

"Wir haben die Chancen mal wieder nicht genutzt und den Gegner aufgebaut. Das war Dummheit von uns", sagte Mario Gomez, der kurz vor Schluss mit seinem 23. Saisontor wenigstens noch einen Punkt rettete.

Thomas Müller sprach von einer "extremen Enttäuschung". Dummheit und Enttäuschung sind die meistbenutzten Worte, wenn die Bayern über ihre Auswärtsspiele referieren.

Müller erkannte aber auch "sehr gute Ansätze" im Spiel der Bayern. Davon wollte Jonker nichts wissen. Stattdessen sprach der Trainer Klartext: "Wir haben die gesamte Spielzeit über zu wenig getan für die drei Punkte."

Auch in Frankfurt fielen zu viele Spieler ab. Philipp Lahm gewann in der ersten Halbzeit keinen einzigen Zweikampf. Von einem Kapitän wird gerade in engen Spielen erwartet, dass er voran geht. Mit dieser Aufgabe ist Lahm schon länger überfordert.

Bastian Schweinsteiger konnte dem Spiel trotz seiner 103 Ballkontakte keine Impulse geben und die Abwehr ließ einige gute Frankfurter Chancen zu. Selbst Torhüter Jörg Butt ließ sich in der ersten Halbzeit bei hohen Bällen von der Unsicherheit anstecken.

Schweinsteiger: "Kein schönes Gefühl"

Zum x-ten Mal verspielten die Bayern fahrlässig einen Auswärtssieg. Der Champions-League-Platz ist erst mal wieder weg und jetzt sind die Münchner wieder von Hannover abhängig.

"Das ist natürlich kein schönes Gefühl. Es bleibt uns aber im Moment nichts anderes übrig, als auf uns zu schauen und zu hoffen, dass Hannover Punkte lässt", sagte Schweinsteiger.

Am nächsten Samstag kommt Schalke 04. Gegen die Knappen haben die Bayern in dieser Saison schon zwei Mal verloren.

Das Spiel in München ist für Schalke unwichtig, es liegt zwischen den Halbfinals gegen Manchester United. Die Bayern würden gerne tauschen. Wenn sie nur immer so gespielt hätten wie gegen Leverkusen...

Frankfurt - Bayern: Daten zum Spiel