Magath: Das Ende naht

Von Daniel Börlein
Felix Magath (M.) feierte mit Schalke einen wichtigen Sieg gegen Frankfurt
© Imago

Durch den Sieg gegen Eintracht Frankfurt geht Felix Magath mit viel Rückenwind ins sonntägliche Krisengespräch mit Klub-Boss Clemens Tönnies. Trotzdem steht Schalkes Coach angeblich vor dem Aus. Doch: Kann Tönnies seinen Trainer jetzt überhaupt entlassen? Das Aus droht auch Eintracht-Coach Michael Skibbe - falls Frankfurt am kommenden Wochenende nicht gewinnt. Ein Kandidat für die Nachfolge ist allerdings schon aus dem Rennen.

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Reaktionen:

Felix Magath (FC Schalke): "Die Eintracht hat im ersten Durchgang geschickt verteidigt, dennoch hätten wir schon vor dem Elfmeter in der 45. Minute mit 1:0 in Führung gehen müssen. In der zweiten Hälfte wollten wir unbedingt einen zweiten Treffer nachlegen. In dieser Phase des Spiels haben wir einige gute Chancen liegen gelassen. Das hat sich gerächt. Nach dem kuriosen Ausgleichstor waren wir zunächst durcheinander, zum Schluss aber hatten wir wieder unsere Möglichkeiten. Aufgrund der Vielzahl an Chancen ist der Sieg verdient."

Michael Skibbe (Eintracht Frankfurt): "Das waren schon kuriose Tore. Wir sind mit dem Ausgang des Spiels natürlich nicht zufrieden, da wir uns nach dem Ausgleich zumindest einen Punkt erhofft hatten. In der ersten Halbzeit haben wir geschickt verteidigt und waren stets bemüht. Die kuriose Situation, die zum Elfmeter führte, hat uns natürlich nicht in die karten gespielt. Im zweiten Durchgang hat Ralf Fährmann uns dann mehrfach im Spiel gehalten. Dank des kuriosen Ausgleichstreffers haben wir in der Schlussphase neue Hoffnung geschöpft und waren zurück im Spiel. Doch es hat nicht gereicht. Dennoch nehme ich etwas Positives mit: Wir haben unser erstes Tor in der Rückrunde erzielt."

Heribert Bruchhagen (Vorstand Eintracht Frankfurt): "Wir sind in einer tiefen Krise. Wir müssen im Umfeld alles dafür tun, dass die Unruhe nicht auf die Mannschaft übergreift. Wir müssen die Ressourcen in den Spielern mobilisieren. Und dazu gehört ein ruhiges Umfeld. Wir müssen das wichtige Spiel gegen St.Pauli gewinnen. Unser Trainer genießt das Vertrauen. Ich traue es Michael Skibbe zu, dass er mit der Mannschaft die Kurve kriegt."

Ralf Fährmann (Eintracht Frankfurt) über seinem Fehler vor dem 0:1: "Es tut mir für die Mannschaft leid. Wieso, warum, weshalb kann ich auch nicht sagen. Man guckt im Augenwinkel, aber ich habe ihn nicht gesehen. Aber das bringt ja nichts, das war mein Fehler, da brauche ich jetzt nicht  drum rum reden."

Manuel Neuer (FC Schalke): "Das Tor geht klar auf meine Kappe. Ich dachte, Gekas nimmt den Ball mit, er hat ihn fast berührt. Ich habe den Schwung mit dem Spieler mitgenommen."

Angelos Charisteas (FC Schalke): "Das war mein erster Einsatz für Schalke 04. Ich habe in den eineinhalb Monaten hier hart gearbeitet und heute meine Chance bekommen. Ich bin froh über das Tor."

Nachbetrachtung:

Anfang der Woche drangen aus Gelsenkirchen Gerüchte an die Öffentlichkeit, wonach sich der FC Schalke 04 von Felix Magath trennen will - nach dem Spiel gegen Frankfurt, spätestens allerdings am Saisonende. Seitdem ist einiges passiert bei den Königsblauen.

Mit einem 3:1 gegen Valencia schafften die Königsblauen am Mittwoch den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale. Tags darauf attackierte Klub-Boss Clemens Tönnies Magath im "Kicker"-Interview ("unmenschlicher Umgang") heftig. Am Freitag beurlaubte der Vereinsvorstand mit Pressechef Rolf Dittrich einen engen Magath-Vertreter, am Samstag schlug Schalke Eintracht Frankfurt mit 2:1 und machte damit einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt.

Abgeschlossen wird die turbulente Schalke-Woche am Sonntag mit "einem Gespräch unter Männern" zwischen Tönnies und Magath. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass Schalkes Boss Magath dabei dessen Versäumnisse und Fehler aufzeigt und ihn womöglich sogar vor die Türe setzt. Doch ist das nach den Geschehnissen der letzten Tage überhaupt noch möglich?

Offensichtlich. Denn wie der "Kicker" berichtet, steht Magath weiter vor dem Aus. Demnach wurde ihm nach dem Sieg gegen Frankfurt die Einladung zu einer Sondersitzung des Aufsichtsrates am Mittwoch überreicht. Auf der Tagesordnung steht dabei die Anhörung und mögliche Abberufung Magaths als Vorstandsmitglied.

Stimmung bei den Fans gemischt

Durch die Siege gegen Valencia und Frankfurt geht Magath allerdings mit viel Rückenwind ins Gespräch mit Tönnies (der wegen Krankheit nicht im Stadion war), auch wenn er das selbst nicht so sieht: "Für mich hat das keinen Einfluss."

Auch bei den Fans scheint sich die Stimmung ein wenig gedreht zu haben. Waren die Magath-Kritiker in den letzten Wochen doch deutlich in der Überzahl, gab es gegen Frankfurt nun auch zahlreiche Sympathiebekundungen für den Schalke-Coach.

Und auch die Mannschaft machte nicht den Eindruck, gegen den Trainer zu spielen - wenngleich sich Magaths Team auch gegen die Eintracht die eine oder andere Schwächphase leistete.

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Ins Bild der letzten Tage passt, dass mit Angelos Charisteas ein Mann den Siegtreffer erzielte, für dessen Verpflichtung Magath viel Kritik einstecken musste. "So ist das halt, wenn man Spieler zu früh und zu schnell be- und verurteilt - da muss man sich dann manchmal revidieren. Es ist halt so, dass er heute kam, sah und siegte", so Magath bei "Liga total".

Endspiel für Skibbe

Ein Erfolgserlebnis gab es auf Schalke auch für Frankfurt. Tzavellas 73-Meter-Tor (weitester Treffer der BL-Geschichte) war das erste Eintracht-Tor nach 792 Minuten. Für einen Punkt reichte das allerdings nicht. Auf einen Sieg warten die Hessen nun bereits seit neun Spielen und bleiben das schlechteste Team in 2011.

Für Trainer Michael Skibbe wird es dadurch immer enger. "Michael ist unser Trainer und mit Michael haben wir eine erfolgreiche Hinserie gespielt. Wir müssen wieder an diese Leistung anknüpfen. Und da müssen wir alles tun, um die Mannschaft und den Trainer stark zu machen", stellte sich Vereinsboss Heribert Bruchhagen jedoch hinter Skibbe - womöglich zum letzten Mal.

Schon vor der Partie gab es Meldungen, wonach Skibbe aus den Spielen gegen Schalke und St. Pauli einen Sieg braucht, um weiter im Amt zu bleiben. Gegen St. Pauli kommt es nun wohl zu einem Endspiel. "Wir alle wissen um die Bedeutung dieses Spiels und wir werden mit voller Konzentration in dieses Spiel hineingehen", sagte Bruchhagen.

Reicht es gegen St. Pauli wieder nicht zu einem Dreier, ist Skibbes Zeit wohl abgelaufen. Dazu wollte sich Bruchhagen zwar nicht äußern, der Eintracht-Boss schloss allerdings aus, dass der gehandelte Marcel Koller ein Nachfolge-Kandidat ist.

Schalke - Frankfurt: Daten zum Spiel

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