"Schön, dass Dortmund verloren hat..."

Von Thomas Gaber / Matthias Kohlmaier
Michael Ballack (r.) gab für Bayer Leverkusen sein Startelf-Comeback
© Getty

Bayer Leverkusen hat den Abstand zu Tabellenführer Borussia Dortmund durch einen 1:0 (0:0)-Sieg bei Mainz 05 am 26. Spieltag der Bundesliga auf neun Punkte verkürzt. Das Siegtor erzielte Renato Augusto in der 82. Minute. Mainz verlor nach der sechsten Heimniederlage in dieser Saison Platz vier an den FC Bayern.

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Vor 20.300 Zuschauern am ausverkauften Mainzer Bruchweg war Mainz in einer umkämpften, aber ereignisarmen ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Leverkusen übernahm nach der Pause das Kommando, konnte seine Torchancen aber nicht nutzen.

Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Mainz 05): "In der zweiten Halbzeit haben wir nicht die nötige taktische Disziplin gehabt. Besonders ärgert mich, dass wir in dieser Saison jedes 0:0-Spiel am Ende noch mit 0:1 verloren haben. Das ist eine bittere Erkenntnis, das begleitet uns schon durch die gesamte Saison."

Andre Schürrle (Mainz 05): "Die erste Halbzeit war sehr gut von uns, da hatten wir sehr viele Konterchancen. Da muss man halt ein Tor machen, dann kann man das auch ein bisschen lockerer spielen. Am Ende haben dann die Leverkusener ihre individuelle Klasse bewiesen."

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Wir haben in der ersten Halbzeit schwer ins Spiel gefunden. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft dann aber Leidenschaft, Moral und Teamgeist gezeigt. Das ist nach der deprimierenden und enttäuschenden Niederlage gegen Villareal doppelt hoch zu bewerten."

Rene Adler (Bayer Leverkusen): "An Diskussionen über die Meisterschaft wollen wir uns nicht beteiligen. Es ist eine schöne Begleiterscheinung, dass Dortmund verloren hat. Aber wir wollen unsere Spiele gewinnen und die Champions League sichern."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mainz-Coach Tuchel nimmt drei personelle Änderungen nach dem 4:2 in Hamburg vor. Fuchs und Zabavnik sind neu im Team für Kirchhoff und den grippekranken Bungert. Fatih rückt von der Linksverteidigerposition ins zentrale defensive Mittelfeld.Torhüter Müller fällt kurzfristig aus, Wetklo steht zwischen den Pfosten.

Bayer-Trainer Heynckes gewährt Kapitän Rolfes, Derdiyok, Kadlec und Vida nach dem 2:3 in der Europa League gegen Villarreal eine Pause. Die Doppelsechs bilden Ballack und Bender. Kießling ist einzige Spitze.

25.: Freistoß Ivanschitz aus 25 Metern von halbrechts. Schuss mit links über die Mauer - knapp drüber.

34.: Feines Dribbling von Schürrle durch drei Leverkusener hindruch. Mit Dampf geht's in den Sechzehner, Schuss aus 15 Metern - drüber.

35.: Schwaab lässt aus knapp 28 Metern einfach mal eine Fackel mit rechts ab. Wetklo hat freie Sicht, faustet aber am Ball vorbei und hat Glück, dass der linke Pfosten hilft.

43.: Schwaab schlägt einen Freistoß von halblinks in den Sechzehner. Benders Kopfball aus acht Metern lenkt Wetklo gekonnt über die Latte.

64.: Vidal zieht vom linken Strafraumeck nach innen an Noveski vorbei und hat frei Bahn. Sein Rechtsschuss fliegt locker zwei Meter drüber.

65.: Augusto lupft den Ball im richtigen Moment über zwei Mainzer hinweg auf Kießling. Der steht blank vor Wetklo, sein albernes Schüsschen pariert Wetklo ohne Mühe.

82., 0:1, Augusto: Abwurf Wetklo auf Svensson. Der legt ein Nickerchen ein und verliert den Ball an Augusto. Der zieht aus 20 Metern ab und oben rechts schlägt's ein. Traumtor! Augustos siebtes der Saison.

87.: Derdiyok stoppt eine Castro-Flanke von links an der Strafraumkante, dreht sich und zieht direkt ab. Knapp drüber.

Fazit: Leverkusen war in einem Kampfspiel die cleverere Mannschaft und nutzte den einen schweren Fehler der Mainzer gnadenlos aus.

Der Star des Spiels: Renato Augusto. In der ersten Halbzeit half der Brasilianer oft in der Defensive aus und eroberte viele Bälle. Nach einer Stunde riss er die Partie an sich und war der mit Abstand beste Offensivspieler der Gäste. Mit 80 Prozent erreichte Augusto eine sehr gute Quote bei den gewonnenen Zweikämpfen. Und das Siegtor war einfach klasse.

Der Flop des Spiels: Sidney Sam. Bayers rechter Flügelspieler lebt von seiner Spritzigkeit. Die war aber nach dem Villarreal-Spiel nicht vorhanden. Sam kam mit Gegenspieler Fuchs überhaupt nicht zu Recht, ließ sich in Zweikämpfen einfach abkochen und hatte keine einzige brauchbare Szene in der Offensive. Zur Pause wurde der bis dato zweikampfschwächste Leverkusener (29 Prozent gewonnene Duelle) ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann behielt in einer umkämpften Partie meistens die Übersicht. Die Gelbe Karte für Sam nach einem Foul an Fuchs war zu hart (33.), alle anderen vertretbar.

Analyse: Mainz setzte zu Beginn die eigenen Tugenden gut um: frühes Pressing, aggressives Spiel gegen den Ball und viel Laufarbeit. Leverkusen hielt dagegen, fand aber keinerlei Struktur im Spiel nach vorne. Ballack und Bender waren defensiv beschäftigt, Vidal und Augusto rieben sich Zweikämpfen auf.

Die Mainzer waren feldüberlegen, ihr Angriffsspiel aber leicht auszurechnen. Meistens kam der vertikale Ball auf Schürrle, aus dem Mittelfeld kam zu wenig Unterstützung. Die Leverkusener waren selbst in ihrer Paradedisziplin, den Standards, außer bei einem Bender-Kopfball (43.) ungefährlich.

Auch in der zweiten Halbzeit dominierten zunächst die Defensivreihen. Nach einer Stunde schaltete Leverkusen zwei Gänge höher. Mainz war nicht mehr in der Lage, die Kreise von Renato Augusto zu stören, der zwei, drei Torchancen mit exzellenten Pässen einleitete. Vidal (64.) und vor allem Kießling (65.) scheiterten aber kläglich.

Von Mainz kam offensiv nichts mehr und dann besiegelte Svenssons Blackout auch noch die sechste Heimniederlage.

Ballack feierte ein unauffälliges Startelf-Comeback. Er beschränkte sich auf die Arbeit in der Defensive und hatte lediglich 52 Ballkontakte.

Mainz - Leverkusen: Daten zum Spiel