Historischer Tag für den Club

SID
Jubel nach dem 5:0 gegen den FC St. Pauli: Der 1. FC Nürnberg nimmt die Europa League ins Visier
© Getty

Ein 5:0, vier Treffer von einem Spieler: Der überzeugende Sieg des 1. FC Nürnberg gegen einen völlig indisponierten FC St. Pauli war historisch. Der Club darf sogar vom Einzug in die Europa League träumen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im vergangenen Mai am Abgrund, neun Monate später an der Schwelle nach Europa: Die wundersame Wandlung des 1. FC Nürnberg nimmt erstaunliche Züge an. Es war fast historisch, was der Club da am Samstag ablieferte - ein furioses 5:0 (3:0) gegen den FC St. Pauli, bei dem Christian Eigler als erster "Clubberer" seit 1967 vier Tore in einem Bundesliga-Spiel erzielte.

Dennoch bemühte sich der Mann hinter dem Höhenflug um Gelassenheit. "Das war überragend, ganz klar. Aber wir sind bodenständig genug, um das einschätzen zu können", sagte Trainer Dieter Hecking: "Und ich bin eben gefragt worden, ob ich die Karte von Europa studieren würde - nein, habe ich gesagt, die Karte von Niedersachsen habe ich drauf, denn Wolfsburg ist unser nächster Gegner."

Eigler schreibt Geschichte

Die Fans hatten hingegen ganz anderes im Sinn und sangen schon vom Europapokal. Auch der Mann des Tages wurde trotz des Schützenfestes und der Serie von sieben Spielen ohne Niederlage nicht euphorisch. "Wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden. Was nach oben geht, schauen wir mal. Wir lassen uns überraschen", sagte Eigler.

Der Angreifer, der den verletzten Top-Torjäger Julian Schieber ersetzte, trug sich mit seinen Treffern in der 14., 17., 86. und 87. Minute in die Annalen ein. Eigler traf als zweiter Spieler der Klubhistorie in einem Bundesliga-Spiel vier Mal. Franz Brungs waren am 2. Dezember 1967 beim 7:3 gegen Bayern München in der Meistersaison sogar fünf Tore gelungen.

Höchster Sieg seit über 17 Jahren

5:0 hatte eine Mannschaft des 1. FC Nürnberg zuletzt am 22. Oktober 1993 gewonnen - gegen den VfB Leipzig. Und nur weitere vier Male gewann der Club in seiner bewegten Bundesliga-Geschichte mit fünf Toren Unterschied, deutlicher übrigens nie.

Philipp Wollscheid mit seinem ersten Bundesliga-Treffer (3.) hatte eine rauschhafte Viertelstunde eröffnet, in der die Nürnberger den Gegner mit schnellem Passspiel und Kaltschnäuzigkeit auseinandernahmen. Danach verwalteten sie den Vorsprung - auch dank der mangelnden Einsatzbereitschaft der Paulianer - ohne Probleme, jedoch immer darauf bedacht, weitere Treffer zu erzielen.

Die Kiez-Kicker waren für den Club über 90 Minuten nicht mehr als ein Sparringspartner. Das sah auch Ralph Gunesch so: "Wenn ich mal eine Schlägerei gehabt hätte und wäre dabei k.o. gegangen, hätte sich das wohl genauso angefühlt. Das hat uns heute umgehauen - dafür gibt es keine anderen Worte." Nach dem umjubelten Derbysieg beim Hamburger SV (1:0) ist St. Pauli eingebrochen. Die letzten drei Partien gingen verloren, nun rücken die Abstiegsränge in bedrohliche Nähe. Auf Rang 16 hat das Team von Trainer Holger Stanislawski nur noch drei Punkte Vorsprung.

"Man darf sich mal auf den Arsch setzen, aber dann muss man auch wieder aufstehen können", sagte "Stani" nach der bitteren Klatsche. Und auch Helmut Schulte, Geschäftsführer Sport des FC St. Pauli, forderte eine Reaktion der Mannschaft: "Wir müssen uns jetzt schütteln und alle Kräfte bündeln, damit wir gegen die direkten Konkurrenten Punkte holen." Die beste Gelegenheit haben die Paulianer dazu am kommenden Spieltag - dann reist der VfB Stuttgart zum Abstiegsduell ans Millerntor.

Nürnberg - St. Pauli: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema