Bayern siegen und gehen aufeinander los

Von Haruka Gruber / Daniel Börlein
Nach dem 3:1-Sieg der Bayern gegen Bremen ging Arjen Robben auf Thomas Müller los
© Getty

Der FC Bayern hat mit einem etwas glücklichen 3:1 (0:0)-Erfolg bei Werder Bremen seine Aufwärtstendenz fortgesetzt und den siebten Sieg aus den letzten achten Pflichtspielen gefeiert.

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Vor 40.500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion erzielte Per Mertesacker (47.) zunächst die Führung für die Gastgeber, bevor Arjen Robben (65.), Mertesacker per Eigentor (76.) und Miroslav Klose (86.) die Partie doch noch drehten.

Bremen-Keeper Tim Wiese sah kurz vor dem Schluss nach einem bösen Foul gegen Thomas Müller Rot. Für Bremen war es die vierte Niederlage in den letzten fünf Partien.

Nach dem Spiel gab es noch internen Ärger bei den Bayern. Robben hatte sich so sehr über vermeintlich abfällige Gesten von Müller aufgeregt, dass er ihm den Bildern nach zu urteilen noch auf dem Spielfeld eine Ohrfeige verpasste. Offenbar hatte sich Müller gestenreich über Robbens Eigensinn beschwert, das hielt der Niederländer für respektlos. Kapitän Philipp Lahm will den Vorfall mit beiden Beteiligten klären.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bremen mit zwei Änderungen: Marin und Prödl stehen für Kroos und Arnautovic in der Startelf. Bei den Bayern beginnt im Vergleich zum 4:0-Pokalsieg in Aachen Robben für Altintop.

1.: Werder mit einer Ballstafette über rechts. Nach Hunt-Pass steht Fritz alleine im Strafraum und kann quer auf Pizarro legen, aber Fritz zieht selbst aus neun Metern von halbrechts ab. Kraft pariert mit einer Hand.

15.: Hunt mit der Ecke von rechts - plötzlich kommt Silvestre am Fünfer völlig frei zum Kopfball, ist aber zu überrascht und köpft einen Meter vorbei.

17.: Ottl hält aus 20 Metern drauf, Wiese fliegt und ist mit den Fingerspitzen noch dran.

30.: Robben steckt auf Gomez durch. Der dreht sich einmal um die eigene Achse und zieht aus 16 Metern ab. Wiese reißt die Fäuste hoch und lenkt den Ball über die Latte.

36.: Robben zirkelt einen Freistoß von rechts an den Fünfmeterraum. Wiese verschätzt sich, doch Gomez köpft ganz knapp am Tor vorbei.

47., 1:0, Mertesacker: Flanke Frings von rechts. Prödl verlängert per Kopf auf Mertesacker, der am zweiten Pfosten völlig blank steht. Mertesacker geht zwei Meter Richtung Tor und schlenzt halbhoch aufs lange Eck. Haltbarer Ball, aber Kraft reagiert nicht, reißt nicht einmal die Hände hoch. Seltsame Aktion des Bayern-Keepers.

65., 1:1, Robben: Müller führt von links einen Einwurf auf Pranjic schnell aus. Der Kroate profitiert von der Bremer Schlafmützigkeit und flankt von der Grundlinie halbhoch in die Mitte. Robben schaltet schneller als Silvestre und drückt den Ball aus fünf Metern über die Linie.

76., 1:2, Mertesacker (Eigentor): Gomez stochert im Strafraum um den Ball, Prödl bringt die Kugel nicht weg. Gomez flankt von der Grundlinie scharf nach innen, der Ball springt von Mertesackers Schienbein ins eigene Tor.

86., 1:3, Klose: Müller springt in einen langen Ball, Frings zieht ängstlich zurück. Müller steht dadurch alleine vor Wiese und legt auf den mitgelaufenen Klose quer, der ins leere Tor einschiebt. Sein 1. Saisontor.

88., Rot für Wiese: Was für ein Foul von Wiese - unfassbar. Langer Ball auf Müller, Wiese kommt aus dem Sechzehner und haut Müller ohne Rücksicht auf Verluste um. Klares Rot!

Fazit: Bremen in den ersten 65 Minuten die bessere Mannschaft, doch dann zerfiel das Team nach Bayerns Ausgleich in die Einzelteile.

Der Star des Spiels: Thomas Müller. In der ersten Halbzeit noch unscheinbar, war er im zweiten Durchgang maßgeblich an der Wende zugunsten der Bayern beteiligt. Bereitete mit einem Einwurf den Ausgleich indirekt vor, leitete das 2:1 ein und gab den mustergültigen Assist zu Kloses 3:1.

Der Flop des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Zweite schwache Auswärtspartie in Folge nach der Wolfsburg-Partie. Sah bereits nach 25 Minuten Gelb, haderte viel, wirkte generell zu fahrig. Hauptkritikpunkt: Obwohl Bremen vor allem die Außen stärkte und so die Zentrale häufig vernachlässigte, gelang es Schweinsteiger nie, Linie ins Bayern-Spiel zu bringen. Wurde bereits in der 69. Minute für Klose ausgewechselt.

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Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Lag anfangs in allen strittigen Situation richtig wie etwa bei der Gomez-Schwalbe (27.) oder dem Silvestre-Handspiel (32.), hätte aber jeweils auch Gelb zeigen können. Bei Gustavos Handspiel (67.) hätte er jedoch auf Elfmeter für Bremen entscheiden können.

Die Analyse: Werder-Geschäftsführer Allofs erklärt gebetsmühlenartig, dass er genug Qualität in der Mannschaft sehe und sich deswegen auf dem Transfermarkt zurückhält. Dass er mit der Meinung nicht komplett falsch liegt, bewiesen die ersten 65 Minuten.

Bremen spielte nach dem 0:3 in Köln wie ausgewechselt und zeigte all die Eigenschaften, die die Mannschaft lange vermissen ließ. Werder war lauffreudig, ging bissig in die Zweikämpfe und kombinierte vor allem in der ersten Halbzeit sehr manierlich. Bei den späten Gegentreffern wurde jedoch die tiefsitzende Verunsicherung in der Mannschaft ersichtlich.

Wie angespannt das Nervenkostüm ist, zeigte Wieses Rote Karte kurz vor Schluss, als alle Sicherungen bei ihm durchbrannten.

Die Bayern zeigten eine schwache Leistung, nutzten aber in der Endphase geschickt aus, dass Bremen konditionell und mental am Ende war, und drehten so doch noch das Spiel.

Was auffiel: Obwohl Bremen vor allem darauf achtete, dass die Flügel doppelt besetzt sind (Silvestre/Bargfrede und Pasanen/Fritz) und deswegen die Zentrale im Grunde nur von Frings abgedeckt wurde, gelang es dem FCB lange nicht, das Kommando in der Mitte zu übernehmen. Schweinsteiger war außer Form, Ottl und Pranjic spielten von der Endphase abgesehen zu unauffällig. Dass es dennoch zum Sieg reichte, spricht eher gegen Bremen als für die Bayern.

Bremen - Bayern: Daten zum Spiel

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