Dortmund lässt zwei Punkte liegen

Von Stefan Moser / Thomas Jahn
Antonio da Silva (r.) ersetzte den verletzten Sven Bender im Mittelfeld von Borussia Dortmund
© Getty

Borussia Dortmund hat zum ersten Mal in der laufenden Saison eine 1:0-Führung nicht in einen Sieg umgemünzt. Am 19. Spieltag der Bundesliga reichte es für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp nur zu einem eher unglücklichen 1:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart. Weil aber auch die Konkurrenz Punkte liegen ließ baute der BVB seine Tabellenführung auf nun 13 Punkte Vorsprung auf Hannover aus.

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Vor 80.700 Zuschauern im Stadion in Dortmund brachte Mario Götze (43.) die Borussia kurz vor der Pause mit seinem vierten Saisontreffer in Führung. Den eher schmeichelhaften Ausgleich für Stuttgart erzielte Pawel Pogrebnjak in der 84. Minute.

Damit blieb der Tabellenführer bereits zum achten Mal in Folge zuhause ungeschlagen, während Stuttgart weiter auf den ersten Auswärtssieg der laufenden Saison wartet und mit 16 Punkten vorläufig auf Platz 16 klettert.

Reaktionen:

Trainer Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Natürlich sind die Jungs enttäuscht. Wer das nicht wäre, nach dem Spielverlauf, der hat nicht alle Tassen im Schrank. Es gab viele gute Momente, die uns zu einem verdienten Sieger hätten machen können, aber wir haben die Momente verstreichen lassen. Ein 2:0 hätte das Ding zu unseren Gunsten beendet. Wir haben es nicht verstanden, am Ende so zu verteidigen wie es notwendig gewesen wäre. Dass wir beim Stand von 1:0 im eigenen Stadion ein Kontertor kriegen, sagt ja alles."

Nuri Sahin (Borussia Dortmund): "Die vergebenen Chancen waren speziell heute ein Problem, ansonsten hat es bisher dennoch gereicht. Wir haben es einfach versäumt, den Sack zuzumachen."

Trainer Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart): Ich freue mich über einen Punktgewinn, den wir uns verdient haben, denn wir haben viel investiert. Wir hatten aber auch das Quäntchen Glück, das man gegen Dortmund braucht, weil die Mannschaft eine gute Qualität hat."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund muss im defensiven Mittelfeld auf den verletzten Bender verzichten. Für ihn gibt da Silva sein Startelfdebüt. Götze, der unter der Woche krank war, kann dagegen spielen und beginnt hinter der einzigen Spitze Lewandowski auf der Zehn.

Beim VfB eine Veränderung im Vergleich zur letzten Woche: Für den angeschlagenen Cacau kommt das junge Eigengewächs Schipplock in den Angriff der Schwaben. Marica steht immerhin wieder im Kader, sitzt aber zunächst nur auf der Bank.

15.: Kuzmanovic bringt eine scharfe Ecke von der rechten Seite, die Gentner aus guten fünf Metern auf das BVB-Gehäuse köpft. Weidenfeller klatscht in höchster Not zur Seite ab - erste richtig gute Gelegenheit!

19.: Schipplock! Fast das 1:0 durch den Youngster. Da Silva verliert den Ball im Mittelfeld, der VfB kontert über Pogrebnjak und Gentner. Der flankt von rechts ins Zentrum, wo Schipplock den Ball per Flugkopfball aus zehn Metern haarscharf am linken Pfosten vorbeisetzt.

43, 1:0, Götze: Hummels spielt einen astreinen öffnenden Pass auf die linke Seite, dort umspielt Großkreutz im Doppelpass mit Sahin Außenverteidiger Funk und bringt den Ball flach vor das VfB-Tor. Götze steht goldrichtig und drückt die Kugel aus kurzer Distanz direkt ins Netz. Bildhübscher Treffer.

57.: Das muss es doch sein! Lewandowski wird nach Traumkombination des BVB perfekt von Götze bedient und bringt es tatsächlich fertig, den Ball völlig frei aus sechs Metern links am Pfosten vorbeizuschieben. Unglaublich!

73.: Starke Parade von Ulreich! Großkreutz schlägt einen langen Diagonalpass von links ins Zentrum, der auf Umwegen bei Barrios landet. Der Stürmer visiert von Höhe des Elfmeterpunkts das linke Eck an, Stuttgarts Keeper macht sich lang und lenkt den Versuch klasse um den Pfosten.

84., 1:1, Pogrebnjak: Gebhart spielt Kuzmanovic an der Strafraumgrenze an, der per Hacke auf den durchgestarteten Pogrebnjak weiterleitet. Der Angreifer nimmt die Kugel perfekt mit und haut sie gnadenlos aus zwölf Metern in den rechten Winkel. Wie aus dem Nichts der späte Ausgleich für die Schwaben - Klopp tobt vor Wut!

Fazit: Etwas glücklicher und überraschender Ausgleich für den VfB, der allerdings zumindest kämpferisch überzeugte. Dortmund aber war die klar dominierende Mannschaft, ging aber zu fahrlässig mit den Torchancen um.

Der Star des Spiels: Antonio da Silva. Durfte wegen der Verletzung von Sven Bender zum ersten Mal von Beginn an ran - und überzeugte voll. Die meisten Ballkontakte aller Spieler auf dem Platz, die meisten Zweikämpfe für Dortmund (mit einer überragenden Quote von 73 Prozent) und die meisten Pässe. Strahlte zudem viel Ruhe und Souveränität im Zentrum aus. Insgesamt ein starkes Startelfdebüt des 32-Jährigen.

Die Flop des Spiels: Matthieu Delpierre. Ähnlich wie Kollege Tasci mit großen Problemen in Zweikämpfen am Boden. Dazu mit vielen kleinen Fehlern und gefährlichen Unkonzentriertheiten am Ball. Wieder einmal eine unruhige und fahrige Partie des Kapitäns, der in der 64. Minute auch runter musste.

Der Schiedsrichters: Felix Brych. Hatte keine Probleme mit der intensiven und temporeichen Partie und hielt sich angenehm im Hintergrund. Souveräner Auftritt.

Analyse: Sehr flotter Beginn und ausgeglichenes Spiel in den ersten 20 Minuten. Dortmund gewann mehr Zweikämpfe im Mittelfeld, kombinierte sicherer und hatte mehr Spielanteile. Stuttgart aber schaltete selbst sehr schnell und geschickt um. Mit viel Tempo und Risiko überbrückte der VfB das Mittelfeld, entzog sich damit weitgehend dem Pressing des BVB und rückte vorne auch konsequent genug nach, um sich immer wieder gefährliche Szenen im und um den Strafraum herum zu erarbeiten.

Mitte der ersten Hälfte allerdings verließ die Schwaben plötzlich der Mut. Die Mannschaft stand nun tiefer und leistete sich vor allem zu viele schnelle und einfache Ballverluste. Dortmund übernahm immer mehr das Kommando und baute mit schnellen und direkten Kombinationen phasenweise auch gut Druck auf. Der Lohn: Das verdiente 1:0 unmittelbar vor der Pause.

Nach der Halbzeit kam Stuttgart wieder aggressiver aus der Kabine, während sich der BVB zunächst weiter zurückzog. Trotzdem aber blieben die Gastgeber torgefährlicher bei Kontern: Schon nach knapp einer Stunde hätte Lewandowski eigentlich den Deckel auf die Partie machen müssen.

Ab der 65. Minute übernahm Dortmund erneut die Kontrolle, spielte die eigenen, teilweise hochkarätigen, Gelegenheiten aber nicht konsequent zu Ende. So blieb das Spiel unnötigerweise offen - bis Pogrebnjak eine der seltenen Stuttgarter Gelegenheiten zum etwas schmeichelhaften Ausgleich nutzte. Leicht naiv ließ sich der Tabellenführer dabei fünf Minuten vor Schluss in Führung liegend auskontern. Zum ersten Mal in der laufenden Saison reichte eine 1:0-Führung für den BVB damit nicht zum Sieg.

Dortmund - Stuttgart: Daten zum Spiel