Dortmunds meisterhafte sechs Minuten

Von Thomas Gaber / Martin Rösch
Der Dortmunder Mario Götze (l.) war bester Mann auf dem Platz und erzielte sein drittes Saisontor
© Getty

Tabellenführer Borussia Dortmund ist der Meisterschaft durch einen 3:1 (0:0)-Sieg bei Bayer Leverkusen am 18. Spieltag der Bundesliga einen deutlichen Schritt näher gekommen. Der Vorsprung des BVB auf den Tabellendritten Leverkusen beträgt nach dem Rückrunden-Auftakt bereits 13 Punkte.

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Kevin Großkreutz (49.,55.) und Mario Götze (53.) erzielten innerhalb von nur sechs Minuten alle drei Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp, die ihren neunten Auswärtssieg der Saison feierte. Für Leverkusen traf Stefan Kießling (80.).

Dortmund trat auch ohne Shinji Kagawa und Lucas Barrios vor 30.200 Zuschauern in der ausverkauften BayArena meisterlich auf.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Der Dosenöffner war das 1:0. Wir brauchten eine 3:0-Führung, um halbwegs beruhigt zu sein, obwohl ich es nie wirklich war, weil Leverkusen nach den Wechsel mit den frischen Jungs noch mal brutale Qualität im Spiel gezeigt hat. Wir hatten unser Problem, das zu verteidigen, aber haben das leidenschaftlich gemacht."

Jupp Heynckes (Trainer Leverkusen): "Die erste Stunde geht ganz klar an Dortmund. Sie waren einfach die laufstärkere und handlungsschnellere Mannschaft, auch wenn sie bis zum 1:0 keine klare Torchance hatten. Ich weiß nicht, wer Dortmund stoppen kann. Wir haben natürlich nichts dazu beigetragen. Alles was wir in Dortmund noch richtig gemacht haben, hat diesmal gefehlt."

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Mit so einem Sieg war nicht zu rechnen. Trotzdem haben wir heute gezeugt, dass wir die prognostizierte Krise durch das Frankfurt-Spiel nicht bekommen haben, sondern dass wir weiter unseren Weg gehen und heute wieder ein gutes Spiel abgeliefert haben. Wir genießen jetzt das Wochenende. Morgen dürfen die anderen spielen und sie können nicht näher ran, als sie es vor dem Spieltag waren. Deshalb können wir nicht mehr viel verlieren an diesem Spieltag."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer-Coach Heynckes hatte die (angenehme) Qual der Wahl. Die "Gewinner" gegen Dortmund: Reinartz, Castro, Lars Bender und Kießling. Die "Verlierer": Hyypiä, Kadlec, Vidal, Ballack, Barnetta und Derdiyok. Besser war eine Leverkusener Ersatzbank noch nie besetzt.

Beim BVB vertritt - wie geplant - Götze den beim Asien-Cup weilenden Kagawa im offensiven Mittelfeldzentrum. Kuba kommt über rechts. Der angeschlagene Barrios bleibt erstmal draußen. Für ihn spielt Lewandowski.

3.: Sahin zirkelt einen Freistoß aus dem linken Halbfeld butterweich an den Elfmeterpunkt. S. Bender entwischt seinem Zwillingsbruder und köpft das Leder wuchtig an den linken Pfosten.

11.: Subotic verschätzt sich bei einem langen Castro-Ball über links komplett und Kießling dringt in den 16er ein. Der zögert aber eine Idee zu lange. Subotic kann seinen Patzer mit einer perfekt getimten Grätsche wieder ausbügeln.

24.: Die Leverkusener Viererkette ist bei einem Sahin-Steilpass aus dem rechten Halbfeld im Tiefschlaf. Lewandowski taucht 14 Meter vor dem Kasten frei vor Adler auf, scheitert aber aus spitzem Winkel am Bayer-Keeper.

49., 0:1, Großkreutz: Friedrich verschätzt sich bei einem langen Piszczek-Einwurf von rechts völlig und springt unter dem Ball durch. Schwaab reagiert zu spät und lässt den Ball über die Schenkel rutschen. Großkreutz sagt danke und schiebt aus fünf Metern locker ein.

53., 0:2, Großkreutz: Lewandowski gewinnt nach einem Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte das Kopfballduell gegen Schwaab. Friedrich senst über den Ball, Großkreutz ist durch und schlenzt die Kugel von der Strafraumgrenze ins rechte Eck.

55., 0:3, Götze: Wieder das Duell Friedrich gegen Großkreutz und wieder sieht der Bayer-Kapitän ganz schlecht aus. Großkreutz spielt den Ball zu Götze, der Adler aus zehn Metern tunnelt. Unfassbar!

80., 1:3, Kießling: Renato Augusto hat auf der rechten Außenbahn eine Menge Platz und gibt den Ball halbhoch vors Tor. Kießling wirft sich am langen Pfosten in die Hereingabe und staubt ab. Dabei knallt er noch gegen den Pfosten.

Fazit: Verdienter Sieg für Dortmund gegen harmlose und in der Abwehr sehr nachlässige Leverkusener.

Der Star des Spiels: Mario Götze. Die Ballbehandlung - eine Augenweide. Die Laufbereitschaft - erstaunlich. Die Coolness mit gerade mal 18 Jahren - bemerkenswert. In Abwesenheit von Kagawa drückte Götze dem BVB-Spiel seinen Stempel auf. Leverkusen bekam ihn zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Nach 68 Minuten machte Götze Platz für Barrios. Auch stark: Großkreutz (zwei Tore, eine Vorlage).

Der Flop des Spiels: Manuel Friedrich. Bayers Innenverteidiger schenkte dem BVB mit zwei kapitalen Schnitzern innerhalb von fünf Minuten zwei Tore. Beim dritten Gegentreffer verlor er den Zweikampf gegen Großkreutz. Schon in Hälfte eins war die von Friedrich organisierte Bayer-Abwehr oft nicht auf der Höhe.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann pfiff anfangs sehr kleinlich und traf einige zweifelhafte Entscheidungen bei der Zweikampfbewertung. Ende der ersten Halbzeit entschied Gagelmanns Assistent einmal zu Unrecht auf Abseits - Lewandowski wäre durch gewesen. Ansonsten kein schlechtes Spiel des Schiedsrichtergespanns.

Analyse: Nach wenigen Minuten war klar: Borussia Dortmund hat in der Winterpause nichts verlernt. Der BVB übernahm mit seinem aggressiv-offensiven Stil früh das Kommando. Götze war ein Abziehbild von Kagawa und an allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt.

Im Mittelfeldzentrum gewann der Dortmunder Bender (Sven) klar das Duell mit Bruder Lars. Sahin zog wie gewohnt die Fäden und konnte sich infolge der Leverkusener Zurückhaltung in der ersten Halbzeit den einen oder anderen Fehlpass erlauben.

Probleme hatte Bayer vor allem auf der linken Abwehrseite, weil Sam den Abstand zu Verteidiger Castro viel zu groß werden ließ.

Einziger Vorwurf an Dortmund vor der Pause: Die mangelnde Chancenverwertung. Das holte der BVB jedoch zwischen der 49. und 55. Minute in beeindruckender Manier nach. Jeder Leverkusener Fehler wurde bestraft.

Ob Spielanlage, taktische Reife, Entschlossenheit oder mentale Frische - Schwarz-Gelb war den Leverkusenern in allen Belangen überlegen, auch wenn der BVB in der Schlussphase etwas die Konzentration verlor.

Bayer-Coach Heynckes hat sich zum Rückrundenstart vercoacht. Vidals Aggressivität und Hyypiäs Erfahrung hätten Bayer gut getan.

Leverkusen - Dortmund: Daten zum Spiel