VfB-Talfahrt geht weiter - Labbadia im Anflug

Von Stefan Rommel
Hannovers Didier Ya Konan (r.) war vom VfB Stuttgart nie in den Griff zu bekommen
© Getty

Die Talfahrt des VfB Stuttgart geht unvermindert weiter. Zum Auftakt des 16. Spieltags verloren die Schwaben bei Hannover 96 mit 1:2 (0:1) und stecken durch die zehnte Saisonniederlage weiter tief im Abstiegskampf. Trainer Jens Keller droht der Rauswurf. Schon am Sonntag soll mit Brundo Labbadia sein Nachfolger präsentiert werden.

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Matchwinner vor 36.000 Zuschauern in Hannover war Didier Ya Konan, der mit einem Doppelpack erfolgreich war (35. und 76.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Georg Niedermeier (74.).

Hannover ist jetzt mit 31 Punkten zumindest einen Tag lang Tabellenzweiter. Stuttgart dagegen bleibt auf Platz 16 kleben. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt weiter vier Punkte.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hannover nun doch mit Pinto, der unter der Woche noch angeschlagen war und damit mit derselben Startelf wie vor einer Woche in Gladbach.

VfB-Trainer Keller bringt etwas überraschend Elson von Beginn an. Cacau im 4-2-3-1 als einzige echte Spitze.

20.: Ya Konan erkämpft sich den Ball von Boka und zieht an drei Gegenspielern vorbei. Schuss mit links aus 17 Metern. Den Aufsetzer hat Ulreich erst im Nachfassen.

32.: Ecke Hannover von links. Niedermeier lässt Pogatetz aus den Augen. Der Österreicher ist am Fünfer frei, köpft aber rechts vorbei.

35., 1:0, Ya Konan: Die Stuttgarter Viererkette völlig aufgelöst. Rausch in die Tiefe auf Schmiedebach. Boka ist noch dazwischen, der Abpraller landet aber bei Ya Konan. Volleyschuss aus zehn Metern, Ulreich durch die Beine.

37.: Elson bringt eine Ecke von rechts rein, Delpierre verlängert an den zweiten Pfosten. Dort bringt Cacau einen Flugkopfball aufs Tor. Schmiedebach steht am kurzen Pfosten und klärt mit der Schulter auf der Linie.

64.: Gentner über die rechte Seite, flankt scharf in die Mitte. Cacau kann den harten Ball nicht kontrollieren und lässt abprallen, Harnik stürmt heran und haut den Ball aus fünf Metern ans rechte Außennetz.

74., 1:1, Niedermeier: Freistoß aus 40 Metern, der Ball segelt hoch in den Strafraum. Fromlowitz kommt raus, doch er verschätzt sich, weil Niedermeier vorher mit dem Kopf dran ist und aus zehn Metern ins Tor verlängert.

76., 2:1, Ya Konan: Einwurf Hannover auf der linken Seite. Langer Pass auf Ya Konan. Die VfB-Abwehr im Tiefschlag. Ya Konan nutzt das aus, geht in den Strafraum und schiebt aus zwölf Metern lässig durch die Beine von Ulreich flach ins lange Eck. Allerdings: Ya Konan stand beim Zuspiel knapp im Abseits.

Fazit: Verdienter Sieg für Hannover, das im Defensivverhalten griffiger und vor dem Tor effektiver war.

Der Star des Spiels: Didier Ya Konan war vom VfB nie auszuschalten, beschäftigte die komplette Viererkette fast im Alleingang. Lohn für eine tolle Leistung waren seine Saisontore acht und neun.

Die Gurke des Spiels: Matthieu Delpierre ist als Abwehrchef eigentlich dafür vorgesehen, die Viererkette zu dirigieren. Der Franzose war damit aber völlig überfordert und trieb sich nur zu oft tief im Mittelfeld rum.

Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe hatte die an sich faire Partie gut im Griff, lag aber bei den persönlichen Strafen nicht immer richtig. Pinto hätte zwingend Gelb für seine Schwalbe sehen müssen, die Verwarnung gegen Ya Konan war übertrieben. Ya Konans 2:1 war Abseits.

Analyse: Von Beginn an entwickelte sich ein hektisches Spiel mit vielen Ballverlusten auf beiden Seiten, wobei sich Stuttgart deutlich mehr Fehler leistete.

Hannover spielte extrem aggressiv gegen den Ball, kam damit immer wieder zu frühen Ballgewinnen im Mittelfeld und schaltete dann schnell um. Schnörkellos und mit Tempo ging es dann immer wieder in die andere Richtung.

Der VfB hätte eigentlich um dieses typische Hannoveraner Spiel wissen müssen, hatte damit aber unheimlich große Probleme.

Dazu kamen haarsträubende Stellungsfehler in der Viererkette, die 96 immer wieder zu guten Gelegenheiten einluden und erhebliche Abstimmungsprobleme. Stuttgarts Defensivverhalten war teilweise wie das eines Absteigers.

In der Offensive mangelte es an Struktur und Ordnung, es fehlt an den richtigen Laufwegen und sicherem Passspiel. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es besser, die Mannschaft stemmte sich wenigstens gegen die drohende Niederlage.

Kellers Maßnahmen, plötzlich wieder auf Elson zu bauen und das System ein weiteres Mal umzukrempeln, fruchteten nicht. Mittlerweile sehen die Rochaden des Trainers immer mehr nach Aktionismus aus und weniger wie durchdachte Überlegungen. Seine Tage sind auch daher wohl gezählt. Wie die "Stuttgarter Nachrichten" melden, soll bereits am Sonntag mit Bruno Labbadia ein neuer Übungsleiter präsentiert werden.

Hannovers Märchen geht dagegen einfach so weiter. 96 macht nicht viel, aber das Wenige eben sehr gut. Mit einfachen, aber ungemein effektiven Mitteln ist Hannover jetzt schon bei 31 Punkten angelangt.

Hannover - Stuttgart: Daten zum Spiel

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