Schweinsteiger: Das rote Löwenherz

Von Thomas Gaber
Bastian Schweinsteiger spielt seit 1998 für den FC Bayern München
© Getty

Bastian Schweinsteiger hat sich langfristig an den FC Bayern gebunden. Sein Herz, Geld und van Gaal waren entscheidend. Die Fans feierten Schweinsteiger und wehrten sich heftig gegen die geplante Verpflichtung eines Torhüters.

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Sogar Sarah Brandner war gekommen. Die Freundin von Bastian Schweinsteiger hielt sich im Pressezentrum des FC Bayern München auf, um den Ausführungen ihres Freundes zu lauschen und vielleicht noch ein paar Details zu erhaschen über die Vertragsgespräche zwischen Schweinsteiger und dem Verein.

Bis 2016 hat sich der 26-Jährige dem FC Bayern angeschlossen und damit frühzeitig die Weichen für seine sportliche Zukunft gestellt.

"Ich weiß, wo die Toiletten sind"

"Ich möchte mich bei der Vereinsführung bedanken. Die Gespräche waren fair und haben summa summarum nicht lange gedauert", waren Schweinsteigers erste Worte auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz nach dem 3:0-Sieg des FC Bayern gegen den FC St. Pauli, an der auch Sportdirektor Christian Nerlinger teilnahm.

Schweinsteiger ist seinem Herzen gefolgt. Er hat sich für den FC Bayern entschieden und gegen die Angebote der versammelten Prominenz des europäischen Fußballs.

"Ich möchte den nächsten Schritt gehen und das ist der Gewinn der Champions League. Es stellte sich für mich die Frage: Will ich das mit Real Madrid oder Inter Mailand oder lieber mit dem FC Bayern, meinem Verein? Ich denke, ich habe eine eindrucksvolle Antwort gegeben. Mein Herz ist rot. Wenn ich an die Säbener Straße komme, fühle ich mich wie zuhause. Ich weiß, wo die Toiletten sind", sagte er.

Roter Teppich in ganz Europa

Der Legende von der "Anmache" von Real-Coach Jose Mourinho nach dem Champions-League-Finale im Mai in Madrid wich Schweinsteiger aus. Dagegen verriet Nerlinger, dass "sämtliche Großklubs Bastian den roten Teppich ausgelegt haben".

Dem FC Bayern ist es gelungen, einen der derzeit begehrtesten Spieler der Welt zu halten. Das ging nicht ohne finanziellen Kraftakt. "Der FC Bayern hat sich sehr gestreckt", sagte Schweinsteiger augenzwinkernd.

Präsident Uli Hoeneß erklärte, es ginge bei den schwierigen Verhandlungen "nicht um Walnüsse, sondern um harte Euros. Man muss sich schon von dem Glauben verabschieden, dass ein Spieler dieser Klasse sagt, ich liebe den Verein und nehme Einbußen in Kauf. Da muss man schon richtig Geld hinlegen und das ist gemacht worden."

Schweinsteiger will van Gaal halten

Für Schweinsteiger waren neben Geld und der Liebe zum Verein zwei weitere Punkte entscheidend. Die Aussicht auf langfristigen Erfolg in München und Trainer Louis van Gaal.

"Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wir haben 2010 zwei Titel geholt und standen im Champions-League-Finale. Wir können mit der Mannschaft eine kleine Epoche starten", sagte Schweinsteiger.

Nach Philipp Lahm, Thomas Müller, Holger Badstuber und Franck Ribery ist Schweinsteiger der nächste Stammspieler, der sich langfristig dem FC Bayern verpflichtet hat.

Van Gaal hat daran großen Anteil. "Ich arbeite jeden Tag mit ihm. Es gibt viel Diskussionsstoff, aber das haben große Trainer an sich. Es war eine Entscheidung für den ganzen Verein, aber auch für den Trainer. Ich hoffe, dass der Trainer über 2012 hinaus bleibt. Er passt sehr gut zu diesem Verein", sagte Schweinsteiger.

Nerlingers erster großer Erfolg

Van Gaal half Schweinsteiger, sein Potential richtig auszuschöpfen. "Die Umstellung ins zentrale Mittelfeld war ein sehr wichtiger Schritt in meiner Karriere", sagte Schweinsteiger.

Der Coach nahm dessen Entscheidung pro Bayern hoch erfreut zur Kenntnis: "Er hat auch ein bisschen für mich unterschrieben. Es ist ein sehr gutes Signal an die Außenwelt, dass Weltklassespieler wie Lahm oder Schweinsteiger dem FC Bayern erhalten bleiben. Schweinsteiger hat ein Löwenherz, er gibt immer alles bis zur 90. Minute. Er ist hier groß geworden. Es gibt für den Verein nichts Schöneres, als dass ein Spieler so lange hier bleibt."

Großen Anteil am zustande gekommenen Deal hat Christian Nerlinger. "Ich möchte ihm besonders danken. Wir kennen uns schon lange und haben in den letzten Wochen sehr gute Gespräche geführt. Er macht einen sehr guten Job", erklärte Schweinsteiger.

Nerlinger darf Schweinsteigers Vertragsverlängerung als ersten großen, persönlichen Erfolg als Sportdirektor des FC Bayern verbuchen.

Fan-Wut gegen Neuer

Ein weiteres Vorhaben dürfte deutlich schwieriger werden. Der Plan, Manuel Neuer nach München zu holen, kommt bei den eigenen Fans nicht besonders gut an. Mit eindeutigen Kommentaren machten einige Bayern-Anhänger während des Spiels gegen St. Pauli Stimmung gegen eine Verpflichtung des Schalker Torhüters.

"Wir brauchen keinen neuen Torwart, wir haben schon Kraft", stand auf einem ausgerollten Transparent und nach dem Jubel über Schweinsteigers Entscheidung entlud sich die Abneigung in Form von Buhrufen und anderen Gesängen.

Blog User-Meinung: Aktion gegen Neuer war Brüller des Tages

Nerlinger wollte unterdessen einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach beim FC Bayern intern bereits eine Entscheidung über die Verpflichtung von Neuer gefallen sei, nicht bestätigen.

"Natürlich ist Manuel ein herausragender Torwart und zurecht die deutsche Nummer eins. Aber wir haben das Thema Neuer nie thematisiert und mich wundert auch, dass es so ein Thema ist", so Nerlinger.

So blieb Schweinsteigers Liebesbekenntnis das bestimmende Thema des Tages in München. Im Hause Schweinsteiger gab es doppelten Grund zur Party. Freundin Sarah hatte am Samstag Geburtstag.

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