49 Minuten Überzahl: VfB verpasst Big Points

Von Florian Bogner
Duell der Beinahe-Namensvetter: Stuttgarts Bah geht hier gegen Hoffenheims Ba in den Zweikampf
© Getty

Der VfB Stuttgart hat es am 15. Spieltag der Bundesliga verpasst, die Abstiegsregion zu verlassen. Gegen 1899 Hoffenheim kamen die Schwaben trotz Überzahl nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus und blieben damit zum vierten Mal in Folge sieglos.

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Vor 36.800 Zuschauern brachte Sejad Salihovic die Gäste in Führung (11.). Martin Harnik glich für den VfB aus (34.). Kurz darauf flog der Hoffenheimer Isaac Vorsah wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit gegen Christian Gentner vom Platz (41.).

Die beste Chance der zweiten Halbzeit vergab Cacau, der nur den Pfosten traf (47.). Der VfB bleibt mit zwölf Punkten im Abstiegsstrudel. Hoffenheim (23 Punkte), das noch nie gegen Stuttgart ein Pflichtspiel gewinnen konnte, hätte mit einem Sieg auf einen Europacup-Platz springen können.

Reaktionen:

Jens Keller (Trainer VfB Stuttgart): "Wir sind schwer ins Spiel reingekommen, da hat man gemerkt, in welcher Situation wir sind. Aber auch da haben wir zahlreiche Bälle erobert, nur der anschließende Pass wurde dann fahrlässig gespielt. Erst nach 20 Miuten sind wir besser ins Spiel gekommen und hatten einige gute Aktionen nach vorne. Nach der Roten Karte ist ein Punkt für uns aber zu wenig. Im Großen und Ganzen kann ich der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen."

Trainer Ralf Rangnick (1899 Hoffenheim): "Wir haben ein extrem spannendes und packendes Spiel gesehen, das in keiner Phase langweilig war. Wir haben sehr stark begonnen, die Phase der Stuttgarter Verunsicherung nach dem 1:0 haben wir aber nicht genutzt. Nach der Roten Karte war es für uns ein anderes Spiel. Das Unentschieden ist verdient. Ich bin mit Einstellung, Moral und Laufbereitschaft meiner Mannschaft zufrieden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nach zwei 2:4-Niederlagen in Folge verändert VfB-Coach Keller sein Team gegenüber dem Hamburg-Spiel auf zwei Positionen. Bah und Harnik spielen für Molinaro und den rotgesperrten Marica. Zudem stellt Keller auf 4-1-4-1 um, will damit "die Mitte dicht machen". Tasci sollte eigentlich spielen, verletzte sich aber beim Aufwärmen.

Hoffenheim im Vergleich zum 2:2 gegen Leverkusen nur mit einer Änderung: Ba stürmt für Mlapa von Beginn an. Das 4-3-3 bleibt.

11., 0:1, Salihovic: Gebhart setzt sich bei einem Klärungsversuch am eigenen Sechzehner auf den Hosenboden. Beck flankt von rechts flach an den Elferpunkt. Salihovic ist da, trifft gegen die Laufrichtung von Ulreich. Fünftes Saisontor.

23.: VfB über rechts. Degen findet Träsch am Sechzehner. Vorsah blockt den ersten Schussversuch, Harnik steht dem zweiten im Weg. Der wäre sonst rein gegangen.

34., 1:1, Harnik: Klasse Einzelleistung von Cacau, der zuerst Vorsah ausspielt und dann das Auge für Harnik hat. Per Querpass tunnelt er Ibertsberger, Harnik drückt problemlos ein. Zweites Saisontor.

41., Rot für Vorsah: Vorsah und Gentner kreuzen die Laufwege, Vorsah bleibt dabei mit dem Arm unabsichtlich am Kopf des Stuttgarters hängen. Rot ist total überzogen.

47.: Cacau nutzt die Schläfrigkeit von Compper und klaut dem Hoffenheimer im Strafraum den Ball. Schuss aus spitzem Winkel mit der Pieke - Pfosten!

57.: Weis latscht Boka im Zweikampf auf den Fuß, der Ivorer knickt dabei um und muss mit einer Sprunggelenksverletzung kurz darauf runter. Molinaro kommt.

83.: Doppelchance Harnik. Träsch flankt von rechts, Harnik steht am Fünfer frei. Sein Kopfball geht rechts daneben. Sekunden später kommt er rechts zum Volleyschuss - knapp rechts vorbei.

Fazit: Stuttgart verschenkt mit einer erschreckend ängstlichen zweiten Halbzeit zwei Punkte. Hoffenheim wurde mit einer Roten bestraft und gab sich daraufhin mit einem Zähler zufrieden.

Der Star des Spiels: Cacau. War sowas wie der Alleinunterhalter in einem unterkühlten Spiel. Bereitete das 1:1 wunderbar vor und hatte bei seinem Pfostenschuss Pech.

Die Gurke des Spiels: ...ist diesmal eher der Pechvogel des Spiels. Isaac Vorsah musste frühzeitig zum Duschen und erwies seinem Team damit einen Bärendienst, auch wenn er für den Platzverweis eher wenig konnte - eine Tätlichkeit lag nämlich nicht vor. Zuvor hatte er allerdings Cacau beim 1:1 laufen lassen, sah dabei ganz schwach aus. 44 Prozent gewonnener Zweikämpfe sind zudem nicht gerade ein herausragender Wert.

Die Pfeife des Spiels: Dr. Jochen Drees. Lag beim Platzverweis gegen Vorsah (41.) komplett daneben und beeinflusste damit das Spiel deutlich. Ansonsten um Linie bemüht, allerdings oftmals viel zu kleinlich, mit Problemen bei der Vorteilsauslegung und inkonsequent bei den persönlichen Strafen. Schwache Leistung.

Analyse: Keller überraschte mit seiner Systemumstellung, zumal ein 4-1-4-1 gegen ein 4-3-3 ohne offensiven Mittelfeldspieler von Haus aus eher ineffektiv ist. Hoffenheim dachte prompt gar nicht daran, durch die Mitte zu kombinieren, sondern suchte entweder den direkten Weg nach vorne (hohe Bälle, Steilpässe) oder griff über die Außen an.

Ohne echten Gegenspieler musste sich Bah so erst in die Partie beißen, machte seine Sache als Mädchen für alles aber relativ gut. Dass erneut ein individueller Fehler (Gebhart) zum Gegentor führte, ließ den VfB diesmal kalt. Angetrieben vom bärenstarken Cacau und einem emsigen Träsch steigerten sich die Hausherren von Minute zu Minute und wurden mit dem Ausgleich belohnt.

Rangnick zog Luis Gustavo nach dem Platzverweis nach hinten und stellte zur Pause mit der Einwechslung von Weis auf 4-4-1 um. Keller brauchte allerdings 17 Minuten, um darauf zu reagieren und mit einem Wechsel (Pogrebnjak für den in Überzahl beschäftigungslosen Bah) endlich etwas mehr für die Offensive zu tun.

Bis dahin hatte es der VfB komplett verschlafen, den dezimierten Gegner unter Druck zu setzen. Man merkte den Stuttgartern in der zweiten Halbzeit das fehlende Selbstvertrauen deutlich an. Hoffenheim tat nicht mehr als nötig - das reichte, um die Schwaben vom Tor wegzuhalten und einen Punkt zu entführen.

Stuttgart - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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