Kuba-Krise, aber nur ganz kurz

Von Fatih Demireli
Jakub Blaszczykowski wollte nach seiner vergebenen Chance im Boden versinken
© Getty

Borussia Dortmund bricht auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft uralte Rekorde und lässt sich von nichts mehr aufhalten. Das 2:1 (0:1) beim SC Freiburg war nicht überzeugend, aber Trainer Jürgen Klopp entwickelt neue Leistungsträger, denen aber nicht alles gelingt. Der Fußball-Kaiser gratuliert schon mal, aber es lauern auch Gefahren.

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Reaktionen:

Robin Dutt (SC Freiburg): "Wir haben in der ersten Hälfte unsere beste Halbzeit in dieser Saison gespielt - und wir haben in dieser Saison schon einige gute gespielt. Wir haben wahnsinnigen Druck aufgebaut und läuferisch eine Top-Leistung gebracht. Wir haben es aber versäumt, das 2:0 zu machen. Ein 2:2 wäre am Ende gerecht gewesen. Wir waren in der ersten Halbzeit besser, Dortmund in der zweiten."

Jürgen Klopp (Borussia Dortmund): "Wir haben aus unterschiedlichen Gründen keine gute erste Halbzeit gespielt. Wir haben auf vielen Positionen nicht gespielt, wie wir das gewollt haben. In der zweiten Hälfte hat die Mannschaft mehr Invest gebracht. Im Endeffekt haben wir schon verdienter gewonnen. Aber wir nehmen den Sieg mit, in der zweiten Hälfte waren wir schließlich auch richtig gut."

Oliver Baumann (SC Freiburg): "Wir haben in der zweiten Hälfte einen Tick nachgelassen und Dortmund hat dafür eine Schippe draufgelegt. Dann wird es natürlich schwer gegen Dortmund ein 1:0 zu verwalten."

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Nachbetrachtung:

Der Torwart läuft raus, die Abwehrspieler konzentrieren sich auf den falschen Mann, der Pass genau vor die Füße des Angreifers, der die Kugel eigentlich nur noch in das leere Tor tragen muss, aber stattdessen den Ball jämmerlich über das Gehäuse knallt -  gewöhnlich haben derartige Szenen Symbolcharakter für Mannschaften, die tief in der Krise stecken.

Um das Ganze zu personalisieren: Dortmunds Jakub Blasczykowski traf in Freiburg das leere Tore nicht. Nur charakterisiert diese Szene keine Krise, in der Dortmund sicher nicht steckt. Vielmehr beweist Kubas Anmeldung für alle Jahresrückblicke 2010, dass sich die Borussia aus Dortmund auch von derartig fast schon skurrilen Rückschlägen nicht aufhalten lässt.

In Freiburg feierte Dortmund den elften Sieg im 13. Saisonspiel, es war der siebte Auswärtssieg in Folge - ein neuer Bundesliga-Rekord! Um das Fußball-Glück der Westfalen zu belegen: 34 Punkte sammelte ein Bundesliga-Team in 13 Spieltagen noch nie. Klingt sehr meisterlich, obwohl Dortmund wie schon zuletzt beim 2:0 gegen den Hamburger SV nicht völlig überzeugend gewonnen hat.

Der SC Freiburg verlangte dem Tabellenführer alles ab, war in der ersten Hälfte überlegen und hatte auch in Phasen der zweiten Hälfte durchaus die Möglichkeit, das Spiel für sich zu entscheiden. Aber Dortmund hat wie schon in Hamburg in den entscheidenden Phasen Killerinstinkt unter Beweis gestellt.

Und spätestens das Spiel in Freiburg offenbart Dortmunds neueste Geheimwaffe: die Bank. Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski waren nach Einwechslung die entscheidenden Impulsgeber dafür, dass beim schwierigen Spiel in Freiburg doch ein Sieg herausgesprungen ist.

Lewandowski, der bislang als ein eher unglücklicher Neuzugang verschrien ist, hat in Freiburg schon sein viertes Saisontor erzielt. "Unglücksrabe" Blaszczykowski beschäftigte die Freiburger Außen in seinen 29 Einsatzminuten deutlich mehr als Kevin Großkreutz, für den der Pole eingewechselt wurde. Und das Spiel in Freiburg ist keine Ausnahme: Beim 1:1 gegen Hoffenheim war es der eingewechselte Antonio da Silva, der das Tor in der Nachspielzeit besorgte.

Die Borussia verkörpert derzeit ein Spitzenteam: Auch schwachen Spiele werden gewonnen, das nötige Glück ist auf der Seite der Schwarz-Gelben und die Mannschaft weiß inzwischen, in welchen Phasen sie gebraucht wird, um die Big Points zu landen.

Die Moral, Einstellung und das Teamwork sind ohnehin intakt. Nach dem Schlusspfiff nahmen sich alle Dortmunder erst einmal liebevoll den unglücklichen Blaszczykowski zur Brust. Auch Trainer Jürgen Klopp analysierte das Missgeschick in aller Ruhe und drohte seinem Flügelflitzer mit einem Augenzwinkern mehrere Videoeinheiten.

Beim BVB läuft alles nach Plan, es reichen zwei Siege, um die Herbstmeisterschaft, für die übrigens Franz Beckenbauer jetzt schon gratuliert, unter Dach und Fach zu bringen. Das Restprogramm in der Hinrunde verbreitet in Westfallen nicht die größte Angst: Mönchengladbach, Nürnberg, Bremen und Frankfurt - vier Spiele, in denen die Dortmunder in der aktuellen Verfassung klarer Favorit sind.

Vorsicht ist dennoch geboten, zumal genau hier die Gefahr lauern könnte: Freiburg beweis, wie das Dortmunder Spiel lahm gelegt werden kann. Dank intensiver Laufarbeit und Zweikampfführung sowie aggressivem Forechecking in der ersten Hälfte kam die Borussia überhaupt nicht zur Entfaltung und brachte es nur auf einen einzigen Torschuss. Erst als die Freiburger gerade zu Beginn der zweiten Hälfte nachließen, strahlte Dortmund erstmals Gefahr aus.

Dass sich bei den Freiburgern nach dem Schlusspfiff Enttäuschung breit machte, ist verständlich. Die 21 Punkte, die sich die Breisgauer erarbeitet haben, sind kein Zufall. Allerdings müssen sich die manchmal zu hastigen Freiburger den Vorwurf Gefallen lassen, phasenweise zu viel zu wollen.

Freiburg - Dortmund: Daten zum Spiel