6:0! VfB verprügelt Werder nach Strich und Faden

SID
Stuttgarts Ciprian Marica (li.) war gegen überforderte Bremer der beste Mann auf dem Platz

"Kellerkind" VfB Stuttgart hat sich mit dem zweiten Kantersieg der Saison aus der Abstiegszone befreit und Werder Bremen die höchste Pleite seit 23 Jahren zugefügt.

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Die Mannschaft von Trainer Jens Keller bezwang die defensiv völlig orientierungslosen Norddeutschen dank einer überragenden Offensivleistung und Toren von Ciprian Marica (10.), Cacau (31./45.), Christian Gentner (68.), Georg Niedermeier (73.) und Arthur Boka (86.) mit 6:0 (3:0).

Eine derartiges Debakel kassierte Bremen zuletzt 21. März 1987 daheim mit dem 1:7 gegen Borussia Mönchengladbach.

Schaaf konsterniert

"Es war eine eindeutige Sache. Wir haben in keiner Weise Gegenwehr gezeigt. Wir waren ein guter Sparringpartner.Wir haben schlecht gespielt, ohne jegliche Aggressivität. Deshalb ist so ein Ergebnis zustande gekommen", analysierte ein enttäuschter Werder-Coach Thomas Schaaf.

Keller lobte seine Mannschaft: "Alles, was wir vorher angesprochen haben, wurde von den Jungs umgesetzt. Es war ein überragende Leistung, aber es gibt jetzt keinen Grund, euphorisch zu werden. Wir müssen weiter hart arbeiten."

Während die wie entfesselt spielenden Schwaben nach dem dritten Sieg im elften Saisonspiel mit jetzt zehn Punkten als 14. den Anschluss ans untere Mittelfeld fanden, stagnieren die hochgewetteten Bremer mit weiter 14 Zählern im Graubereich der Liga. Werder kassierte die vierte Pflichtspiel-Pleite in Folge und hat mit 27 Gegentreffern die zweitschlechteste Abwehr.

Frings scheitert an Ulreich

Werder-Kapitän Torsten Frings hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 auf dem Fuß, scheiterte aber per Foulelfmeter an VfB-Torwart Sven Ulreich (24.). Auch Cacau scheiterte mit einem Foulelfmeter am starken Bremer Nationaltorhüter Tim Wiese (61.).

Vor 39.500 Zuschauern auf der Baustelle Mercedes-Benz-Arena entwickelte sich zwischen den stark ersatzgeschwächten Mannschaften - Stuttgart fehlten sieben, Werder sechs Profis - ein sehr unterhaltsames Spiel.

Der VfB hatte deutliche Vorteile, weil der überragende Timo Gebhart über rechts mit dem unglücklichen Mikael Silvestre machte, was er wollte. Weil Marica einen seiner eher seltenen Sahne-Tage erwischte. Und weil Cacau seine beiden ersten Chancen gleich nutzte.

Wiese sträflich allein gelassen

Werder hatte zwar auch seine Chancen, meist bei Standards. Insgesamt war es jedoch allein dem zurückgekehrten Torhüter Wiese zu verdanken, dass das Spiel nicht schon früher entschieden war.

"Wir haben uns ziemlich dumm angestellt bei den Gegentoren. Wenn man es dem Gegner so leicht macht, kann man keine Spiele gewinnen. Wir müssen aufstehen und endlich zeigen, was wir können", sagte Werder-Manager Klaus Allofs.

Marica hatte schon in der zweiten Minute die erste Chance, verfehlte aber per Kopf. Im Gegenzug blockte VfB-Verteidiger Georg Niedermeier einen Schuss von Sandro Wagner, der statt Hugo Almeida spielte, im Strafraum mit der Hand. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) entschied aber auf Weiterspielen.

Marica eröffnet Schützenfest

Dann hatte Gebhart, der den Vorzug vor Mauro Camoranesi erhalten hatte, seinen ersten großen Auftritt: Er zog mit schnellem Antritt von der rechten Mittelfeldseite nach innen, ließ vier Bremer stehen, und passte zu Marica, der aus 14 Metern von halbrechts vollendete.

Nur fünf Minuten später verhinderte Wiese gegen Marica das mögliche 0:2. Dann hatte Frings aus elf Metern die bis dahin beste Werder-Chance. Doch sein Elfmeter in die linke Torecke war derart schwach geschossen, dass Ulreich den Ball sogar festhielt. Ulreich hatte Aaron Hunt zuvor mit einem eher harmlosen Rempler zu Fall gebracht.

Wiese verhinderte gegen Christian Gentner erneut einen Gegentreffer, war wenig später aber machtlos: Nach einer Traum-Kombination über Gebhart und Marica kam der Ball zu Cacau, der aus etwa neun Metern einschoss.

Bitteres Debüt für Balogun

In Hälfte zwei wollte Werder-Coach Thomas Schaaf mit einer Umstellung noch einmal das Blatt wenden: Leon Balogun kam zu seinem Ligadebüt für Werder, der Rechtsverteidiger ersetzte Hunt, für den Wesley ins Mittelfeld rückte.

Balogun verursachte gegen Gebhart dann jedoch den Strafstoß, den Cacau vergab.

Mit Marko Arnautovic (für Frings) brachte Schaaf auch noch eine weitere Offensivkraft, doch es war Claudio Pizarro der die beste Chance vergab (67.).

Auf der anderen Seite scheiterte Marica erneut an Wiese, ehe Gentner nach feinem Solo letzte Zweifel am VfB-Sieg beseitigte. Niedermeier und Boka schraubten das Ergebnis noch hoch.

Stuttgart - Bremen: Daten zum Spiel