Dank Petric! HSV dreht Rückstand gegen 1899

Von Stefan Moser / Martin Rösch
Sejad Salihovic (r.) erzielte gegen den HSV per Elfmeter sein viertes Saisontor

Der Hamburger SV hat am 11. Spieltag der Bundesliga einen Rückstand in einen 2:1 (1:1)-Sieg verwandelt und hat in der Tabelle wieder Anschluss nach oben. Die Mannschaft von Trainer Armin Veh bezwang am Samstag vor heimischem Publikum 1899 Hoffenheim und zog mit nun 18 Punkten mit den Gästen gleich.

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Vor 54.000 Zuschauern in der Arena in Hamburg brachte Sejad Salihovic (6.) die Gäste per Elfmeter in Führung. Zuvor war Demba Ba im Zweikampf mit Jonathan Pitroipa im Strafraum zu Fall gekommen. Den Ausgleich für Hamburg erzielte mit dem Pausenpfiff Heiko Westermann mit seinem ersten Bundesligator für den HSV.

Den verdienten Siegtreffer für den HSV erzielte Mladen Petric (83.) auf Vorarbeit von Ze Roberto. Der dritte Saisontreffer für Petric, schon der siebte Assist für den Brasilianer.

Reaktionen:

Trainer Armin Veh (Hamburger SV): "Ich habe ein gutes Spiel von beiden Mannschaften gesehen. Es war natürlich nicht glücklich für uns, dass wir so früh in Rückstand geraten sind. Wir hatten dann Probleme, weil der Gegner mit seinen Spielern sehr konterstark ist. In der zweiten Halbzeit haben wir 30 Minuten ein gutes Powerplay gespielt und hätten schon früher in Führung gehen können. Die Mannschaft hat sehr viel Leidenschaft gezeigt. Diese Leidenschaft müssten wir immer zeigen, dann ist vieles für uns möglich."

Trainer Ralf Rangnick (1899 Hoffenheim): "Das Spiel kann nicht idealer beginnen, wir hatten nach der Führung die Möglichkeit, das zweite Tor zu machen. Leider haben wir es versäumt, in dieser Phase das Spiel für uns zu entscheiden. Nach der Pause hatten wir 15 Minuten Probleme, für Entlastung zu sorgen. Als das 2:1 für den HSV fiel, lag es eigentlich nicht mehr in der Luft. Diese Niederlage ist für uns brutal ärgerlich."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Ze Roberto und Jarolim sind wieder zurück, trotzdem fehlt dem HSV mal wieder fast eine komplette Mannschaft aufgrund diverser Verletzungen - und Veh muss erneut improvisieren. Ergebnis: Ein 4-3-3 mit Guerrero links und Pitroipa rechts, hinten links muss mangels Alternativen wieder Ze Roberto verteidigen.

Hoffenheim ändert die Startformation im Vergleich zum 4:0 gegen Hannover auf zwei Positionen: Für den Doppeltorschützen von letzter Woche, Sigurdsson, kommt überraschend Salihovic ins Mittelfeld. Außerdem fehlt Stammkeeper Starke wegen einer Bauchmuskelverletzung, für ihn spielt Haas.

5.: Elfmeter für Hoffenheim! Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld schüttelt Mlapa über rechts Ze Roberto ab und legt im Sechzehner für Ba quer. Pitroipa ist beim Stürmer und stößt ihn von hinten um. Kann man geben.

6., 0:1, Salihovic: Der Bosnier nimmt sich der Sache an und verwandelt ganz sicher knallhart rechts unter die Latte. Keine Chance für Drobny.

45., 1:1, Westermann: Lange Demel-Flanke aus dem rechten Halbfeld. Petric legt den Ball am langen Pfosten direkt in die Mitte ab, wo Westermann vor Compper den Fuß hinhält.

55.: Riesendusel für den HSV! Ba bekommt am Fünfer einen flachen Salihovic-Freistoß vor die Füße und knallt die Kugel aus kurzer Distanz an den Querbalken.

58.: Aufregung im Hoffenheimer Strafraum! Die Gäste bekommen die Kugel nicht aus der Gefahrenzone und Guerrero schießt die Hand von Compper an. Perl lässt weiterspielen und liegt damit richtig.

83., 2:1, Petric: Klasse Zusammenspiel zwischen Guerrero und Ze Roberto auf links. Die perfekt getimte Flanke landet in der Mitte genau auf dem Kopf von Petric - und der Ball schlägt unhaltbar neben dem rechten Pfosten ein.

Fazit: Am Ende ein verdienter Sieg für den HSV, der vor allem über viel Willen und Leidenschaft einen Rückstand drehte. Hoffenheim muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht nachgelegt zu haben. Auch das Abwehrverhalten war bei beiden Gegentoren sehr naiv. Mitte der ersten Hälfte aber hatten die Gäste die Hamburger eigentlich im Griff.

Der Star des Spiels: Mladen Petric. Spielte unter Schmerzmitteln trotz einer Bänderverletzung - und machte das entscheidende Tor. Gehörte auch schon zuvor mit einer sehr engagierten und selbstbewussten Leistung zusammen mit Jonathan Pitroipa zu den Aktivposten in der HSV-Offensive. Anders als sein quirliger Kollege ist Petric aber auch der Mann für wichtige Tore.

Die Gurke des Spiels: Gojko Kacar. Vor allem in der ersten Halbzeit ein ganz unglücklicher Nachmittag: Kaum Ballkontakte, nur 17 Prozent gewonnene Zweikämpfe und jede Menge leichte Fehler im Aufbau. Versteckte sich im Lauf des Spiels immer mehr und trug mit seiner Unsicherheit dazu bei, dass das Spiel nach vorne in der ersten Hälfte immer wieder stockte. Steigerte sich in der zweiten Halbzeit, ohne aber echte Akzente zu setzen.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl. Hatte durchaus seine Mühe mit der phasenweise recht aggressiven Partie und wirkte nicht immer konsequent in seinen Entscheidungen. Die kompliziertesten Szenen: Der Elfmeter für Hoffenheim und zwei nicht geahndete Handspiele im Strafraum der Gäste. Alle drei Entscheidungen kann man nachvollziehen, alle drei aber wohl auch anders entscheiden. Unglücklich für den HSV, aber kein echter Fehler des Unparteiischen. Dass er beim Elfmeter-Foul von Pitroipa keine Rote Karte zeigte, erklärte er in der Halbzeitpause damit, dass Ba den Ball noch nicht unter Kontrolle hatte.

Analyse: Noch keine fünf Minuten gespielt, schon legte Hoffenheim den Finger in eine der Hamburger Wunden: die Probleme beim Umschalten. Ze Roberto als Außenverteidiger überlaufen, in der Mitte schläft Westermann, Pitroipa muss von hinten in den Zweikampf - Elfmeter. In der Entstehung ein echter Klassiker als HSV-Gegentor.

Danach wehrte sich Hamburg mit viel Herz und dem Versuch, das Tempo hoch zu halten. In einer sehr intensiven und aggressiven Partie erarbeite sich die Veh-Elf zwar auch 65 Prozent Ballbesitz, kam aber gegen laufstarke und sehr selbstbewusste Hoffenheimer kaum zu Chancen.

So wurde die Mannschaft von Minute zu Minute unsicherer und verkrampfter, während die Gäste über die pfeilschnellen Außen immer wieder gefährlich konterten. Gerade als sich die HSV-Fans aber auf ein Pfeifkonzert zur Pause vorbereiteten, fiel aus dem Nichts der Ausgleich.

Nach dem Seitenwechsel übernahm der HSV immer mehr das Kommando. Angetrieben von einer starken Kulisse kam die Mannschaft zwar eher über die Leidenschaft als über eine klare fußballerische Linie, erzeugte aber durchaus Druck und erspielte sich Chancen, während Hoffenheim immer passiver wurde und oft zu tief stand. Entsprechend verdient war auch der Siegtreffer von Petric, der damit nach zuletzt zwei bitteren Pleiten in Folge wieder für etwas Ruhe sorgt.

Hamburg - Hoffenheim: Daten zum Spiel