Schalkes Raul: "Es gibt hier viel Angst"

Von Thomas Gaber
Gestern Real, heute Abstiegskampf: Raul und Christoph Metzelder diskutieren mit Benedikt Höwedes
© Getty

Rat- und mutlos ergaben sich die Knappen gegen Leverkusen. Allmählich macht sich selbst bei Trainer Magath Verzweiflung breit. Die Mannschaft hat unzählige Baustellen und kämpft ums nackte Überleben.

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Reaktionen:

Christoph Metzelder (Schalke 04): "Wir hatten es heute nicht verdient, zu verlieren. Wir stehen unten drin und kommen kein Stück vorwärts. Im Gegenteil: Es geht noch weiter nach unten. Langsam weiß ich auch keinen Rat mehr. Im Abstiegskampf muss ich in den letzten zehn Minuten auf alles gehen, was sich bewegt. Das müssen wir langsam begreifen. Hier hilft nur rennen und kämpfen. Damit müssen wir jetzt anfangen."

Raul (Schalke 04): "Uns fehlt in der Bundesliga einfach ein tolles Spiel. Es gibt hier viel Angst - das hat Leverkusen in der zweiten Halbzeit ausgenutzt. Wir hatten die Situation so nicht erwartet. Wir müssen ruhig weiterarbeiten, wir müssen viel mehr arbeiten. Es gibt ein Kollektivproblem mit der Angst. Wir müssen uns wohl fühlen auf dem Platz. In der Champions League hat es ja wunderbar geklappt."

Manuel Neuer (Schalke 04): "Wichtig ist, dass die Mannschaft zusammenhält, dass wir nicht auseinanderbrechen. Wir kommen trotz dieser schwierigen Situation alle gut miteinander klar. Aber wir müssen dann natürlich auch den letzten Biss auf dem Platz zeigen - der fehlt vielleicht noch ein bisschen!"

Rene Adler (Bayer Leverkusen): "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, waren heute aber die glücklichere Mannschaft. Wir hatten heute das Glück, das uns am Mittwoch im Pokal gefehlt hat. 1:0 sind immer die schönsten Siege, wenn man sie am Schluss noch über die Zeit kriegt."

Nachbetrachtung:

Der Schalker Kreisel dreht sich immer weiter in die Versenkung. Armselige sechs Punkte hat die Magath-Truppe nach zehn Spielen auf dem Konto und nach dem 0:1 gegen Leverkusen sollte auch der letzte kapiert haben, worum es in den nächsten Wochen und wahrscheinlich auch Monaten geht: ums nackte Überleben.

Die Vorstellung in der zweiten Halbzeit, insbesondere nach dem Rückstand, gibt Anlass zur Sorge. Planlos, mutlos und kampflos ergaben sich die Knappen ihrem Schicksal. Selbst auf den Rängen machte sich pure Verzweiflung breit, selten herrschte in der Arena auf Schalke eine derart gespenstische Stimmung.

Die Probleme sind vielschichtig: Die Überflieger der letzten Saison, Matip, Schmitz, Moritz oder Rakitic sind überfordert. Jurado ist ein Spielmacher-Juwel, nimmt sich aber zu viele Auszeiten. Die Außenverteidigerpositionen bleiben Magaths größte Baustelle. Erneut fiel das Gegentor über außen.

Hinzu kommen taktische Fehler von Magath. Raul reibt sich im Mittelfeld auf, anstatt im Sturmzentrum seine Vollstreckerqualitäten auszuspielen. Magaths Experiment mit Rakitic als Linksverteidiger ging voll daneben. Das Potential ist nach wie vor vorhanden, doch nimmt man Huntelaar und Neuer aus, erreicht kein Schalker Normalform - und das praktisch seit Saisonbeginn.

Am Dienstag ist wieder Champions League, Schalkes Wohlfühloase. Doch schon am Freitag ist wieder Alltag, wenn St. Pauli in die Arena kommt. Für Schalke kommt es in der Liga nur darauf an, nicht den Anschluss ans untere Mittelfeld zu verlieren. Die Schalker stellen sich auf schwere Zeiten ein. Sie brauchen einen extrem langen Atem, um da unten rauszukommen.

Leverkusen hat den langen Atem. Vom Verletzungspech geplagt, schleppt sich die Werkself derzeit von Spiel zu Spiel. Bayer geht auf dem Zahnfleisch, macht aber nach der Niederlage gegen Mainz und dem Pokal-Aus einen Big Point zur richtigen Zeit. Die Mannschaft hat Charakter, was man vom FC Schalke im Herbst 2010 nicht behaupten kann.

Schalke - Leverkusen: Daten zum Spiel