Sam bestraft erschreckend schwache Schalker

Von Thomas Gaber/Falk Landahl
Klaas-Jan Hunterlaar traf per Kopf erst die Latte und dann den Pfosten
© Getty

Der FC Schalke 04 bleibt in der Krise. Am 10. Spieltag der Bundesliga unterlag die Mannschaft von Trainer Felix Magath Bayer Leverkusen mit 0:1 (0:0). Der eingewechselte Sidney Sam erzielte in der 65. Minute den Siegtreffer für die Werkself.

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Vor 61.000 Zuschauern lieferte Schalke in der zweiten Halbzeit eine erschreckend schwache Leistung ab und rutschte durch die sechste Saisonpleite mit sechs Punkten auf den 17. Tabellenplatz. Leverkusen ist mit 18 Punkten erster Verfolger des Führungsduos aus Mainz und Dortmund.

Reaktionen:

Felix Magath: "Wir haben zwar ordentlich gespielt, waren aber nicht in der Lage, genügend Druck zu erzeugen. Ich schaue jetzt nicht nach oben. Das verbietet sich. Wir müssen erst einmal zusehen, dass wir da unten rauskommen. Dafür brauchen wir einen Sieg. Nun hängen wir da unten fest, und das auch noch länger."

Jupp Heynckes: "Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir hatten nicht nur die 120 Minuten vom Mittwoch in den Knochen, Schalke hatte auch einen Tag mehr Pause. Die Doppel-Belastung kennt meine Mannschaft noch nicht so. Wenn man dann auch noch die personelle Situation sieht, ist das schon heftig."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke mit einer Änderung im Vergleich zum 0:0 in Frankfurt: Kluge ersetzt den verletzten Jones im defensiven Mittelfeld.

Bayer-Coach Heynckes vertraut der Elf, die sich im Pokal in Mönchengladbach 120 Minuten lang vergeblich abstrampelte. Ballack, Kießling, Castro, Augusto und Hyypiä fehlen weiterhin verletzt.

20.: Endlich tut sich was. Rakitic tankt sich gegen drei Leverkusener durch und zieht von der Strafraumgrenze ab. Der zentral geschossene Ball ist jedoch kein Problem für Adler.

23.: Doppelchance! Farfan flankt klasse von der rechten Seite auf den langen Pfosten, wo Huntelaar Schwaab überspringt und aus fünf Metern an die Latte köpft. Leverkusen klärt und leitet postwendend den Konter ein: Barnetta flankt weit in den Strafraum, Helmes verpasst und Derdiyok köpft frei vor Neuer links am Tor vorbei.

42.: Helmes tankt sich im Strafraum durch und legt quer auf Derdiyok, der sofort weiter zu Barnetta legt. Der Schweizer steht blank vor Neuer, aber der Nationalkeeper pariert stark.

46.: Farfan flankt von rechts rein, Huntelaar geht dem Ball entgegen, Friedrich pennt, der Ball klatscht gegen den linken Pfosten. Zweiter Alu-Treffer für den Hunter.

54.: Sam vergibt die Riesenchance! Der junge Flügelspieler wird langgeschickt und setzt sich im Laufduell gegen Metzelder durch. Doch dann rutscht Sam das Herz in die Hose, Metzelder stört entscheidend.

65., 0:1, Sam: Genialer Pass von Bender aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Sam. Der rennt dem bemitleidenswerten Rakitic davon, behält vor Neuer diesmal die Ruhe und schiebt ein.

72.: Farfan mit der Riesenchance. Der Perauaner bekommt den Ball in den Strafraum von Jurado und schließt sofort aus kurzen Winkel ab. Adler pariert jedoch souverän.

Fazit: Durchschnittliche Leverkusener schlagen Schalke, das nach der Pause die schlechteste Halbzeit der ohnehin recht erfolglosen Saison abliefert.

Der Star des Spiels: Sidney Sam. Der 22-Jährige kam für den schwachen Barnetta und war das belebende Element im Leverkusener Spiel. Sam startete zwei, drei Mal aus der eigenen Hälfte und zündete den Turbo. Die Schalker hatten seiner Schnelligkeit nichts entgegenzusetzen. Bei seiner ersten Großchance wartete Sam noch zu lange, bei der zweiten behielt er kühlen Kopf und Übersicht.

Die Gurke des Spiels: Tranquillo Barnetta. Der Schweizer tauchte von der ersten Sekunde an völlig ab. Schalkes Rechtsverteidiger Schmitz war in der Defensive arbeitslos, weil vom Schweizer keinerlei Gefahr ausging. Barnetta war körperlich und geistig nicht auf der Höhe. Heynckes reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit Sam.

Die Pfeife des Spiels: Dr. Felix Brych war in einem nickligen, aber weitgehend fairen Partie meist Herr der Lage. Allerdings ließ Brych einige gelb-würdige Fouls ungeahndet.

Analyse: 20 Minuten lang passierte nichts. Leverkusen beschränkte sich zunächst darauf, Schalke vom eigenen Tor wegzuhalten. Die Hausherren waren bemüht, nach vorne zu spielen, hatten aber keinerlei Ballsicherheit.

Jurado versuchte das Spiel an sich zu reißen und wich immer wieder auf die Flügel aus. Raul ging weite Wege, fehlte aber oft als zweite Anspielstation in der Spitze. Rakitic und Farfan befreiten sich nach und nach von ihren Kletten Vidal, Balitsch und Bender und unterstützten die Dreier-Kombo Huntelaar/Raul/Jurado mit brauchbaren Flankenläufen.

Schalke erspielte sich ein Übergewicht, Leverkusen blieb extrem passiv. Die Einschläfer-Taktik wäre kurz vor der Pause beinahe mit dem Führungstor belohnt werden, doch Nationaltorhüter Neuer hielt die Null aus Schalker Sicht.

Nach dem Wechsel änderte sich nicht viel: Schalke übernahm die Initiative, traf Aluminium, konnte aber keinen dauerhaften Druck aufbauen. Die Leverkusener gaben allmählich ihre Zurückhaltung auf und benutzten die hoch stehende Viererkette der Schalker für schnelle Konter.

Schalke konnte sich vom Gegentreffer nie erholen. Erschreckend, wie hilflos sich die Gastgeber fortan bemühten, die dritte Heimpleite der Saison zu verhindern. Die Mannschaft hat eine unlösbare psychische Blockade. Die einfachsten Dinge misslangen.

Magaths Schachzug, in der zweiten Halbzeit Rakitic für Schmitz links verteidigen zu lassen, ging nach hinten los. Der Kroate war in der ersten Halbzeit noch einer der besseren Schalker, kam als Außenverteidiger aber überhaupt nicht zurecht und sah vor dem 0:1 nur Sams Hacken.

Ein in der zweiten Halbzeit bodenlos schlechtes Schalke läuft Gefahr, dauerhaft im Tabellenkeller zu verharren. Im Moment kann das Saisonziel nur Klassenerhalt heißen.

Schalke - Leverkusen: Daten zum Spiel