Was Hamburg hat und Schalke fehlt

Von Stefan Moser / Florian Bogner
Ruud van Nistelrooy hatte in der Saison 2009/2010 fünf Tore in elf Spielen erzielt

Der Hamburger SV verdankt seinen wichtigen Sieg genau jenen Tugenden, die ihm zuletzt immer abgesprochen wurden. Verantwortung übernahmen die Führungsspieler - die auf Schalke noch schmerzlich vermisst werden. Trainer Felix Magath aber ärgerte sich vor allem über den Schiedsrichter.

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Armin Veh hat sein Bundesliga-Debüt als Trainer des Hamburger SV gewonnen. Der HSV gewann am Samstag im Topspiel des 1. Spieltag gegen Schalke 04 mit 2:1 (0:0). Dabei überzeugten vor allem die Führungsspieler - allen voran Doppeltorschütze Ruud van Nistelrooy.

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Vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Hamburg brachte der Niederländer (46.) die Gastgeber nur 18 Sekunden nach der Halbzeitpause in Führung. Jefferson Farfan (80.) erzielte in Unterzahl den Ausgleich für Schalke, nachdem Benedikt Höwedes in der 63. Minute nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Den verdienten Siegtreffer markierte erneut van Nistelrooy nach starker Vorarbeit von Ze Roberto (83.).

Nachbetrachtung:

Für die Stimmung in Hamburg ein extrem wichtiger Sieg zum Auftakt vor eigenem Publikum. Vor allem in der Art und Weise: Die Mannschaft gewann die Partie genau dank jener Sekundärtugenden, die man ihr in der letzten Saison noch völlig zu Recht absprach - Wettkampfhärte, Reife und Siegermentalität.

Vor allem die designierten Führungsspieler wurden gegen Schalke ihrer Rolle und Verantwortung gerecht: Kapitän Westermann spielte im Vergleich zur Vorbereitung aggressiv, präsent und dominant, Jarolim war auch ohne Binde einer der besten Spieler auf dem Platz, Ze Roberto und van Nistelrooy nahmen unmittelbar nach dem bitteren Ausgleich das Schicksal in die eigenen Hände und sorgten in einer gelungenen Gemeinschaftsarbeit für den Siegtreffer.

Dass der Jubel in der Kurve beiden dann auch eine Gelbe Karte wert war, zeigt, dass sie auch im Umgang mit den Fans über viel Gespür und Erfahrung verfügen.

Schalke indessen lieferte dazu fast den Gegenentwurf. Die Mannschaft wirkte gewohnt geschlossen und kompakt, aber es mangelte ihr im Gegensatz zum HSV an Charisma und Stabilität - und damit auch an Führungsfiguren. Metzelder fehlt es noch erheblich an Ausstrahlung, Raul an Bindung, Jones an Spielpraxis.

Ob Rakitic in die Rolle hineinwachsen kann, muss sich erst zeigen. Schalke hat im Sommer auch gruppendynamisch wichtige Spieler abgegeben. Wenn Magath nun auf fehlende Qualität im Kader hinweist, hat er zumindest nach den Erkenntnissen gegen Hamburg Recht. Um an die Vorsaison anschließen zu können, muss er nachrüsten. Bis zum 31. August hat er noch Zeit.

Reaktionen:

Ruud van Nistelrooy (Hamburger SV): "So kann es weitergehen! Ein super Tag - nicht nur vom Resultat, sondern auch so, wie wir gespielt haben. Für mich war es kein Duell gegen Raul, er ist ein Kumpel und Freund. Ich habe heute die Tore gemacht, beim nächsten Mal schießt er sie halt"

Armin Veh (Trainer Hamburger SV): "Es ist natürlich immer von Vorteil, wenn man mit einem Sieg in die Saison startet. Am Anfang haben wir unsere Sache nicht gut gemacht. Wir haben viel zu tief gestanden, anstatt Schalke unter Druck zu setzen. Zum Gegentor muss ich sagen: ein Tor nach einem Freistoß kann immer mal passieren."

Christoph Metzelder (Schalke 04) zu den Gegentoren: "Das ist mit meine Verantwortung. Ich bin einer der erfahrensten Spieler, habe die meisten Jahre auf dem Buckel. Natürlich stehe ich in der Verantwortung, den Laden zusammenzuhalten. Das sind Fehler in der Funktion einer Viererkette, die müssen wir abstellen."

Felix Magath (Trainer Schalke 04) über den Platzverweis: "Ich habe es schon mal gesagt, dass meiner Meinung nach zu schnell die Spieler vom Platz gestellt werden. Wenn man die Foulspiele sieht, die zu einer Gelben Karte geführt haben, dann muss man aufpassen, dass wir nicht jede Woche in der Bundesliga die Spiele mit 9 zu 8 beenden. Einen Spieler vom Platz zu stellen und ihn dann nicht mehr am Spiel teilnehmen zu lassen - das halte ich für übertrieben."

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