Wolfsburg stoppt den Abwärtstrend

Von Stefan Rommel
Kein Durchkommen für Schalke, Andrea Barzagli (r.) räumt die Flanke ab

Der VfL Wolfsburg hat drei Tage nach dem Sieg in der Champions League auch in der Bundesliga seinen Abwärtstrend gestoppt. Der Meister siegte zum Auftakt des 6. Spieltags der Bundesliga beim FC Schalke mit 2:1 (0:0) und feierte nach drei Niederlagen in Serie wieder einen dreifachen Punktgewinn.

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Der Bosnier Edin Dzeko sicherte vor 60.316 Zuschauern in der Schalker Veltins Arena mit einem Doppelpack den Wolfsburger Sieg (55./81.). Kurz vor dem 1:2 hatte Benedikt Höwedes die Führung egalisiert (80.).

So diskutierten die SPOX-User während des Spiels

Durch den Sieg hat Wolfsburg wieder Anschluss an die oberen Plätze, während Schalke die Chance verpasste, mit den Führenden Leverkusen und Hamburg nach Punkten gleichzuziehen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke-Coach Magath überrascht erneut: Links hinten verteidigt der völlig unbekannte Schmitz in seinem ersten Bundesligaspiel. Zambrano sitzt dafür draußen - Kuranyi ebenfalls, für den erneut Asamoah beginnt.

Wolfsburg ohne den gesperrten Benaglio, dafür steht Lenz im Kasten. Johnson rückt auf die rechte Verteidigerposition, Riether dafür ins Mittelfeld. Hasebe und Ziani sitzen nur draußen. Und vorne darf Dzeko wieder an Stelle von Martins ran.

37.: Erste echte Chance des Spiels: Schöne Spielverlagerung von Misimovic, rechts raus zu Riether. Der flankt aus vollem Lauf an den ersten Pfosten. Da huft Grafite völlig freistehenden am kurz davor aufspringenden Ball vorbei.

42.: Asamoah setzt mit der Hacke Rafinha ein. Der geht Richtung Tor durch und hat Josue im Nacken. Ein leichter Schubser an der Strafraumgrenze - Rafinha fällt theatralisch. Gräfe pfeift nicht und liegt damit richtig.

45.: Misimovic setzt Gentner in Szene. Strammer Linksschuss aus 22 Metern, aber Neuer klärt mit beiden Fäusten zur Ecke.

Halbzeit-Fazit: Ein Spiel auf mäßigem Niveau. Schalke zieht sich für eine Heimmannschaft extrem weit zurück und hat überhaupt keine Aktien darin, etwas für das Spiel zu tun. Wolfsburg kann mit dem vielen Ballbesitz allerdings nichts anfangen.

48.: Rafinha schön in die Gasse auf Farfan. Der flankt flach zur Mitte. Barzagli verpasst, Kenia ist da und knallt den Ball aus elf Metern hauchdünn über die Latte.

55., 0:1, Dzeko: Kurz ausgeführte Ecke, Schalke pennt total. Misimovic flankt in Ruhe an den Fünfer, wo Höwedes den freien Raum deckt und Dzeko völlig vergisst. Perfekter Kopfball aus fünf Metern in den Winkel. Neuer ohne jede Chance.

69.: Kenia setzt in der Mitte mit einem tollen Steilpass Altintop ein. Der zieht gegen den herausstürmenden Lenz zurück und vergibt damit eine große Chance.

80., 1:1, Höwedes: Ecke von rechts an den ersten Pfosten. Höwedes ist vor Madlung am Ball und versenkt das Ding im kurzen Eck.

81., 1:2, Dzeko: 92 Sekunden später: Grafite setzt Hasebe ein. Flache Hereingabe. Santana blockt Bordon ab, Dzeko ist blank und schiebt aus fünf Metern ein.

84.: Lange Flanke von links. Kuranyi völlig frei am Fünfer. Kopfball an den Körper von Lenz. Von dort springt der Ball an den Pfosten und wieder zurück an Lenz' Körper. Aber alles vor der Linie. Kein Tor, richtige Entscheidung.

Fazit: Eine deutlich lebhaftere zweite Hälfte. Wolfsburg nach dem 0:1 mit einigen Chancen, das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Schalke in der letzten halben Stunde mit viel Kampf und deutlichem Übergewicht, aber ohne das nötige Glück..

Der Star des Spiels: Edin Dzeko. Bisher war es nicht die Saison des Bosniers. Auch gegen Schalke war er lange Zeit kaum zu sehen, bei den beiden sich bietenden Chancen aber eiskalt zur Stelle. Die Saisontore zwei und drei sicherten dem Meister einen ungemein wichtigen Sieg. So langsam scheint Dzeko wieder zu kommen.

Die Gurke des Spiels: Marcel Schäfer kommt einfach nicht ins Laufen. Nach vorne ist sein Spiel ungenau, seine gefürchteten Flanken deshalb fast ausnahmslos harmlos. Dazu gesellten sich erneut einige unerklärliche Stellungsfehler in der Defensive. Der Nationalspieler hat im Wolfsburger Kader noch am meisten Luft nach oben.

Die Pfeife des Spiels: Ganz starke Vorstellung von Manuel Gräfe aus Berlin. Ruhige, klare Ansprache, behielt auch in hektischen Situationen den Überblick. Lag bei der strittigen Elfmeterszene mit Rafinha absolut richtig, als er auf den Sturzflug nach einem Hauch von Zupfen nicht hereinfiel. Lag mit seinem Assistenten auch beim Kuranyi-Kopfball kurz vor Schluss richtig, der nicht hinter der Linie war.

Die Lehren des Spiels: Ein Spiel zweier sich suchender Mannschaften. Schalke wie eine Auswärtsmannschaft, Pliatsikas wie schon in Hoffenheim gegen Carlos Eduardo als echter Manndecker gegen Misimovic.

Dazu das ungewöhnliche 3-4-2-1, das bei Ballbesitz des Gegners drei Ketten aufzog und so einen beinahe unüberwindbaren Wall errichtete. Wolfsburg waren die Passwege zugestellt, eine Ballzirkulation war nur selten möglich, den Ball bekamen die Gäste so gut wie nie schnell. Im Gegenteil: Der ballführende Spieler musste immer wieder ins Dribbling und verhedderte sich dann in einem der drei Fangnetze.

Allerdings leidet darunter das Schalker Offensivspiel ganz extrem. Auch die Umstellung auf 4-4-2 nach gut einer Stunde brachte nichts mehr ein.

Für Wolfsburg im Prinzip aber trotzdem die richtige Taktik von Magath, der das Team schließlich wohl immer noch besser kennt als sein Nachfolger Armin Veh. Magath muss den Spagat begehen zwischen dem nötigen, schleichenden Umbau der Mannschaft in System und Struktur und der Notwendigkeit, die nötigen Punkte zu holen. Kollateralschäden wie gegen Wolfsburg werden auch in Zukunft nicht zu vermeiden sein.

Ähnlich wie Magath ist auch sein Gegenüber Veh noch in der Findungsphase. Nach Versuchen mit Ziani, Hasebe und Riether rechts in der Mittelfeldraute musste sich der Trainer erneut früh korrigieren und nahm den leicht überforderten Johnson von der rechten Verteidigerposition schon nach 30 Minuten vom Platz.

Immerhin kann Wolfsburg dank seiner offensiveren Spielausrichtung und seiner deutlich höheren individuellen Klasse auch in verzwickten Spielen Chancen kreiieren. Das war der Schlüssel zum Sieg - auch wenn es in der Defensive immer noch ungemein große Lücken zu stopfen gilt. Die Viererkette unter Druck teilweise vogelwild. Da hat Veh noch einiges zu tun.

Schalke - Wolfsburg: Daten zum Spiel