Rangnicks Pausen-Standpauke weckt 1899

SID
In der Schlussphase gab es für die Gladbacher Defensive um Keeper Logan Bailly viel zu tun
© Getty

Drei Stiche ins Herz von Borussia Mönchengladbach lassen 1899 Hoffenheim von einer neuen himmlischen Hinrunde träumen.

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Einem mächtigen Halbzeit-Donnerwetter von Trainer Ralf Rangnick folgten ein später Wirbelwind, drei Supertore in fünf Minuten und eine Erkenntnis: Nach dem verrückten 4:2 (1:2)-Sieg ist auch 2009 wieder ein Sturmlauf zur Herbstmeisterschaft drin.

"Wenn wir wollen, kommen wir ins Rollen", sagte Rangnick, der seiner vollkommen schläfrigen Elf zum Pausentee harsche Kritik und reichlich Dezibel serviert hatte. "Ich war laut, und das war nötig. Dass wir dieses Ding gedreht haben, ist fantastisch. Wir freuen uns riesig. Das gibt enormen Rückenwind."

Nicht viel hätte gefehlt, und seine Mannschaft hätte sich nochmals besser Ohrenstöpsel besorgt. Der Wahnsinn der letzten Minuten mit Toren von Maicosuel (86.), Chinedu Obasi (89.) sowie Demba Ba (90.+1) stimmte Rangnick aber versöhnlich: "Ich bin echt happy. Wir sind auf einem guten Weg."

"25 Minuten unterirdisch"

Ohne ordentliche Standpauke für die Schlampereien der ersten Hälfte ließ der Lehrmeister seine Schüler nach dem dritten Sieg in Serie jedoch nicht davonkommen. "In den ersten 25 Minuten waren wir unterirdisch schlecht", sagte Rangnick und wurde zynisch.

"Wir haben uns in der ersten Halbzeit geschont, nur deshalb konnten wir nachher so viel Gas geben. Gegen eine richtig gute Truppe liegst du da schon 0:4 hinten."

Der "Schleier der Müdigkeit" (Rangnick) hatte sich insbesondere über die zuletzt hochgelobte Defensive gelegt. Luiz Gustavo lud Juan Arango vor dem 1:0 (10.) zu einem fulminanten Tor ein, Timo Hildebrand schenkte Roberto Colautti mit einem Abpraller das 2:0 (17.).

Klare Worte in der Pause

"In der Pause sind klare Worte gefallen. Wir hatten nicht das Feuer in uns", bestätigte Sejad Salihovic, der mit viel Unterstützung von Borussen-Torhüter Logan Bailly das Anschlusstor erzielte (21.).

Am Ende drang wieder Lärm aus der Hoffenheimer Kabine - ein dreifaches "Zicke zacke, zicke zacke, hoi hoi hoi", mit dem die Gäste ihre Siege zu feiern pflegen.

Die Borussia, die bis zur 85. Minute wie der sichere Sieger aussah und sich sogar zwischenzeitlich vor Bayern München wähnte, stand mit leeren Händen da. "Für so eine Niederlage gibt es keine Worte und keine Erklärungen", sagte Bailly, dessen Comeback nach neun Wochen Verletzungspause in die Hose ging.

Frontzeck hält trotz Patzern an Bailly fest

So unglücklich der Bruch des Mittelfußes entstanden war - Bailly war ein mobiles Kühlgerät auf den Fuß gefallen - so unglücklich war der Auftritt des Belgiers am Samstag.

"Er ist unsere Nummer eins", versicherte Trainer Michael Frontzeck. "Wir haben heute Lehrgeld bezahlt. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen. Das war eine ganz bittere Niederlage."

Schnelle Rehabilitierung im Pokal möglich

Am Dienstag bekommt sein Team im Pokal gegen den MSV Duisburg schon die Chance, sich zu rehabilitieren. "Gott sei Dank ist es nicht so lange bis dahin", sagte Kapitän Tobias Levels.

Hoffenheim muss beim 1. FC Nürnberg antreten, das Selbstbewusstsein ist enorm. "Wir wollen in die dritte Runde, wollen sowieso jedes Spiel gewinnen. Wir haben genug Qualität", sagte Rangnick. Und es klang wie eine Warnung an die Bundesliga.

Gladbach - Hoffenheim: Daten zum Spiel