Hertha in der Krise: Mutlos, ratlos, erfolglos

SID
Der neue starke Mann in Berlin: Manager Michael Preetz (r.) mit Trainer Lucien Favre

Mutlos, ratlos, erfolglos: Hertha BSC Berlin taumelt immer tiefer in die Krise. Mit dem 1:2 (0:0) beim Aufsteiger FSV Mainz 05 kassierte der Vorjahresvierte die vierte Niederlage in Folge und steckt damit tief im Keller der Tabelle.

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"Es ist schwierig, diese Niederlage zu akzeptieren. Wir hatten eigentlich alles im Griff", sagte ein sichtlich enttäuschter Hertha-Trainer Lucien Favre nach dem über weite Strecken schwachen Bundesligaspiel.

Dabei war seine Mannschaft durch Maximilian Nicu (49.) sogar in Führung gegangenen, doch durch eine schwache letzte Viertelstunde verpasste Berlin den erhofften Befreiungsschlag. Andreas Ivanschitz mit einem Foulelfmeter (79.) und Aristide Bance mit seinem dritten Saisontor (85.) stürzten Favre und sein Team in tiefe Depressionen.

Dardai: "Keine Ausreden mehr"

Während die meisten Hertha-Spieler nach dem Spiel die Niederlage entweder gar nicht oder nur ratlos mit einem Schulterzucken kommentierten, sprach Hertha-Kapitän Pal Dardai Klartext.

"Es ist zwar noch zu früh, um vom Abstiegskampf zu reden, aber die Situation wird immer schwieriger", sagte das Berliner Urgestein: "Zur Not muss man nach dem 1:0 den Ball auch mal einfach weg hauen. Jetzt zählen im nächsten Spiel keine Ausreden mehr."

Doch anscheinend hat sich der vor der Saison aufgrund von finanziellen Engpässen erzwungene Umbruch im Berliner Team tiefgreifender auf die Qualität ausgewirkt, als das die Berliner vorausgesehen haben.

Abgänge nicht kompensiert

Erneut konnte die Hertha nicht zeigen, dass sie die Abgänge der Vorjahres-Leistungsträger Marko Pantelic (Ajax Amsterdam), Josip Simunic (1899 Hoffenheim) und Andrej Woronin (FC Liverpool/war ausgeliehen) auch nur annähernd kompensiert hat: Neuzugang Artur Wichniarek spielte erneut schwach, der von Dortmund ausgeliehene Florian Kringe verletzte sich bei seinem Debüt im Berliner Trikot bereits nach zwölf Minuten am Fuß und musste ausgewechselt werden.

Hinzu kamen noch die Ausfälle der bisherigen Leistungsträger Gojko Kacar und Nationalspieler Arne Friedrich, die die Berliner zusätzlich schwächten.

Shooting-Star aus der Reserve

Dagegen feierte der Aufsteiger aus Mainz einen neuen Shooting-Star: Der von den Amateuren in den Profikader berufene und in der 70. Minute eingewechselte Adriano Grimaldi war für viele Mainzer Anhänger der Mann des Spiels - obwohl der Bundesliga-Debütant kein Tor erzielt hatte.

Doch der wuchtige Stürmer riss in der Schlussphase die eigenen Mannschaft und das Publikum aus ihrer Lethargie. Kurz nach seiner Einwechslung stürmte der 18-Jährige nach einem Berliner Rückpass mit einem 40-m-Sprint auf den Berliner Torhüter Jaroslav Drobny zu, verpasste den Torerfolg zwar knapp, gab damit aber den Startschuss für die Mainzer Schlussoffensive.

Startrekord für Mainz

"Er hat das Stadion aufgeweckt und uns neuen Schwung gegeben", sagte Torschütze Ivanschitz anschließend und FSV-Manager Christian Heidel ergänzte: "Ich glaube nicht, dass Hertha ihn auf der Rechnung hatte.Der Überraschungscoup ist gelungen."

Seinen starken Auftritt krönte Grimaldi dann wenig später. Nach einem an ihm verschuldeten Foulelfmeter traf Ivanschitz zum 1: 1, ehe Bance mit dem 2:1 dafür sorgte, dass die Rheinhessen mit nun acht Punkten aus fünf Spielen ihren Startrekord in der Bundesliga einstellten.

Mainz - Hertha: Daten zum Spiel