3:1 gegen Stuttgart! HSV weiter Tabellenführer

Von Stefan Moser / Robert Seiwert
Hamburgs Piotr Trochowski im Zweikampf mit Stuttgarts Timo Gebhard und Ludovic Magnin

Der Hamburger SV ist weiterhin Tabellenführer. Die Mannschaft von Bruno Labbadia besiegte am 5. Spieltag den VfB Stuttgart verdient mit 3:1 (1:0).

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Vor 55.000 in der ausverkauften Hamburger Arena brachte Mladen Petric den Hamburger SV in der 29. Minute mit einer schönen Einzelaktion in Führung. Die weiteren Treffer erzielten Eljero Elia (57.) und Ze Roberto (90.). Das zwischenzeitliche 1:2 für den VfB Stuttgart erzielte Pawel Pogrebnijak in der 61. Minute.

Mit 13 Punkten führt der HSV nun weiter die Tabelle an. Die punktgleichen Leverkusener haben die schlechtere Tordifferenz.

Labbadia: "Der Verein lebt"

"Der Verein lebt. Es ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber es macht Freude, uns an der Spitze zu sehen. Wir haben heute Geduld bewiesen", sagte HSV-Coach Bruno Labbadia.

Enttäuschung herrschte dagegen auf Seiten der Stuttgarter "Wir haben gut begonnen in der erste halbe Stunde. Nach dem Traumtor von Petric haben wir den Faden verloren und in der Folgezeit schwach gespielt. Wir haben die letzte Konsequenz vermissen lassen. Nun haben wir in der Champions League die Chance, etwas zurückzuholen. Wir müssen zeigen, dass wir zu Recht da drin sind", sagte Thomas Hitzlsperger.

Der VfB bestreit am Mittwoch das erste Gruppenspiel der diesjährigen Champions League in Glasgow.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der HSV muss im Sturm wechseln. Durch den Kreuzbandriss von Paolo Guerrero rückt Marcus Berg zum ersten Mal in die Startelf.

Stuttgart spielt überraschend nur mit Pogrebnijak als einzigem echten Stürmer. Als hängende Spitze soll Hleb ihn unterstützen, Hilbert und Gebhard kommen über außen.

7.: Stuttgart kontert: Gebhart kommt links im Strafraum zum Schuss, Rost ist zur Stelle und hält sicher. Wichtig, weil Pogrebnjak schon auf den Abstauber lauert.

15.: Beinahe das 1:0! Elia zieht am Strafraum stramm ab, den Flatterball kann Lehmann nur nach vorne abprallen lassen. Petric setzt nach, trifft den Ball aber nicht richtig: rechts am Tor vorbei. Petric beschwert sich, weil Tasci ihn angeblich am Trikot gezupft hat, aber Schiri Stark gibt keinen Elfer. Wohl die richtige Entscheidung.

18.: Trochowski zieht mit viel Tempo rechts an den Strafraum, passt in die Mitte auf Berg: Der versucht dann, denn Ball mit der Hacke im Tor unterzubringen, was ziemlich daneben geht.

24.: Träsch kann von rechts auf Strafraumhöhe völlig frei in den Fünfer flanken. Da herrscht große Verwirrung, keiner fühlt sich zuständig. Rost klärt im letzten Moment vor dem einschussbereiten Khedira.

29., 1:0, Petric! Was für eine Granate! Petric nimmt im Mittelfeld Tempo auf und schüttelt Hitzlsperger locker ab. Kurzer Doppelpass mit Elia an der Strafraumkante, dann packt Petric den linken Hammer aus. Der Ball rauscht an Lehmann vorbei ins rechte obere Eck.

Halbzeit-Fazit: Stuttgart war bis zum Gegentor mindestens gleichwertig, im Spiel nach vorne sogar gefährlicher. Mit dem Rückstand aber gingen Linie und Selbstvertrauen der Schwaben völlig verloren. Der HSV dagegen drehte auf und verdiente sich in der Viertelstunde vor dem Seitenwechsel die Führung redlich.

57., 2:0, Elia! Elia bekommt den Ball knapp 30 Meter vor dem Tor, keiner greift ihn an. Zwei, drei Schritte, dann zieht er mächtig ab: Der Ball rauscht unten rechts ins Eck, keine Chance für Lehmann.

59.: Aufreger im Stadion! Petric erkämpft sich am Strafraum den Ball von Tasci und erzielt das vermeintliche 3:0. Doch Schiri Stark hatte das Foul des Hamburgers erkannt und abgepfiffen.

61., 2:1, Progrebnijak! Träsch legt den Ball über links klug in die Spitze auf Pogrebnijak, Rozehnal lässt sich wie ein Anfänger überlaufen und der Russe kann im Strafraum frei schießen. Rost kommt zu spät, aber der ging auf Rozehnals Kappe!

90., 3:1, Ze Roberto! Kuzmanovics Katastrophenpass leitet den HSV-Angriff ein. Petric tanzt am Strafraum drei Stuttgarter aus, legt ab auf Trochowski, der sieht den heranstürmenden Ze Roberto. Der sieht nur das Tor und macht es auch: 22 Meter, trocken abgezogen, drin! Die Messe ist gelesen.

Fazit: Stuttgart begann stark, verlor nach dem Gegentor aber komplett den Faden. Der HSV nutze seine individuelle Klasse und machte im richtigen Moment die Tore. Unter dem Strich ein verdienter Sieg.

Der Star des Spiels: Mladen Petric. Der 28-Jährige ist nicht nur ein Knipser, sondern auch ein exzellenter Kicker. Das allerdings zeigt er nicht immer - gegen Stuttgart aber erwischte er einen guten Tag. War viel unterwegs, quirlig, spielfreudig und torgefährlich. Vor allem aber war es seine Einzelaktion vor dem 1:0, die das Spiel auf einen Schlag zugunsten der Hamburger drehte.

Die Gurke des Spiels: Dem VfB fehlt in dieser schwierigen Phase eine Führungsfigur, Hitzlsperger sollte sie sein -  ist er aber nicht. Der Kapitän wirkt fahrig und verunsichert, hat in der Offensive kaum klare Aktionen. Stattdessen gibt er die Verantwortung in der Regel an Khedira weiter. Als Pointe auf seine schwache Vorstellung ließ er sich vor dem 0:1 gleich zwei Mal wie ein Anfänger von Petric vernaschen.

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark. Hatte keine große Mühe mit dem Spiel und lag auch in der 15. Minute richtig, als er Petric den Strafstoß verweigerte. Sorgte dank klarer Linie und unaufgeregter Körpersprache auch in hitzigen Phasen schnell für Ruhe.

Die Lehren des Spiels: Hamburg begann merkwürdig lethargisch und verkrampft, Stuttgart überzeugte durch Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und enorme taktische Disziplin. Immer wieder erzeugte der VfB Überzahlsituationen auf beiden Flügeln und kam zu etlichen Torgelegenheiten. Durch die schöne Einzelaktion und das Gegentor von Petric ging Stuttgart aber komplett die Linie verloren.

Der VfB wirkt mental nach wie vor sehr labil, das Gesamtgebilde extrem verwundbar. Einer der Gründe: Erfahrene Spieler wie Hitzlsperger, Delpierre oder Magnin sind nicht in Form und lassen sich selbst schnell völlig verunsichern. Auch Hleb hat noch nicht den Rhythmus, um mit seinem Talent alleine für Struktur auf dem Feld zu sorgen.

Den jungen Tasci, Gebhard oder Träsch fehlt offenbar noch die nötige Reife und Wettkampfhärte, um auch nach Rückschlägen aktiv, präsent und selbstbewusst zu bleiben. Am meisten Persönlichkeit zeigte noch Sami Khedira, der sowohl fußballerisch als auch von der Körpersprache her den Anführer der Schwaben gab.

So verlor Stuttgart komplett den Faden und holte Hamburg von Minute zu Minute mehr ins Spiel. Und der HSV hat ausreichend individuelle Klasse in der Offensive, um einen angeschlagenen Gegner auszuknocken.Marcus Berg konnte Guerrero, der zuletzt in bestechender Form war, zwar nicht eins zu eins ersetzen. Der Schwede aber erfüllte dessen taktische Rolle, ließ sich häufig als Anspielstation ins Mittefeld fallen und stimmte seine Laufwege in der Regel gut mit Petric ab.

Am Ende ein klarer Sieg für den für den derzeit verdienten Tabellenführer, der gegen Stuttgart allerdings vor allem dank der individuellen Klasse überzeugte - und von Spieltag zu Spieltag mehr Selbstvertrauen sammelt. Zum Problem könnte einzig die schlimme Verletzungsserie der Hamburger werden. Mit Alex Silva, Collin Benjamin, Paolo Guerrero und Bastian Reinhardt sind vier gestandene Profis lange außer Gefecht. Vor allem in der Defensive hat Labbadia nicht mehr viel Spielraum.

Hamburg - Stuttgart: Daten zum Spiel