Reine Kopfsache

Von Florian Bogner
Mit diesem Kopfball rettete Miroslav Klose (Mitte) dem FC Bayern einen Punkt in Mönchengladbach
© Imago

Bayern-Trainer Louis van Gaal stößt beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach die Verletzung zweier Verteidiger sauer auf, der Verlust des Vorsprungs auf Schalke aber nicht. Für S04-Coach Felix Magath ist Bayerns kleiner Ausrutscher dennoch ein gefundenes Fressen.

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Als nach 64 Minuten in Mönchengladbach auch noch Daniel van Buyten vom Platz humpelte, war für Louis van Gaal bereits klar, dass dies kein guter Tag werden würde - vollkommen unabhängig vom Ergebnis.

In der Schlussphase der Saison reagieren Trainer auf jedes Zipperlein der Spieler empfindlich. Aber drei Tage vor dem Rückspiel eines Champions-League-Halbfinals beide etatmäßige Innenverteidiger aufgrund von Verletzungen auswechseln zu müssen, würde jedem Trainer der Welt Sorgenfalten auf die Stirn treiben.

"Es ist ein Drama", sagte van Gaal deshalb nach dem 1:1 in Gladbach und meinte explizit nicht das Ergebnis, sondern die Verletzungssucht seiner Spieler. Martin Demichelis war zur Pause wegen einer Wadenverhärtung in der Kabine geblieben, van Buyten folgte ihm nach einem Foul von Raul Bobadilla mit derselben Verletzung.

"Ich hoffe, dass zumindest einer der beiden für Dienstag fit ist", sagte van Gaal mit Blick auf Lyon. Im Fall von van Buyten waren die Prognosen kurz nach dem Spiel aber nicht so gut. "Jetzt ist es schlimmer als bei der Auswechslung", sagte der Belgier, aus der Kabine humpelnd. "Ich habe schon ein bisschen Angst, dass es für Lyon nicht reicht."

"Eine schöne Nase habe ich!"

Dass es gegen locker aufspielende Gladbacher zumindest noch für einen Punkt und damit für den Erhalt der Tabellenführung reichte, war vor allem Miroslav Kloses Verdienst.

Der zuletzt selten berücksichtigte Nationalstürmer wurde diesmal als Joker Mario Gomez vorgezogen und traf prompt nach 73 Minuten mit einem sehenswerten Kopfball zum 1:1-Ausgleich ins Netz.

Es war erst das dritte Saisontor von Klose, allerdings ein enorm wichtiges. "Eine schöne Nase habe ich!", meinte van Gaal zu seinem Einwechselglück.

Badstuber enttäuscht

Zuvor hatte er allerdings mit einer anderen Einwechslung zu lange gewartet: Van Buyten musste neun Minuten über den Platz humpeln, ehe er erlöst wurde.

In dieser Phase fiel das Gegentor, weil der Belgier Marco Reus nicht mehr folgen konnte (60.).

Von Beginn an hatte van Gaal zudem Holger Badstuber den Vorzug vor Diego Contento gegeben - einen Vertrauensbeweis, den Badstuber weder links hinten noch in der Innenverteidigung (nach Demichelis' Aus) rechtfertigen konnte. Für das Spiel gegen Lyon gibt es also drei Fragezeichen in der Bayern-Abwehr.

Lahm mit siebter Torvorlage

Zumindest bewies Anatolij Tymoschtschuk als van-Buyten-Ersatz einmal mehr, dass man ihn auch in der Innenverteidigung aufstellen kann.

Diego Contento machte seine Sache in der zweiten Halbzeit ebenfalls gut, und Ersatz-Kapitän Philipp Lahm, der die Binde in Abwesenheit des gelbgesperrten Mark van Bommel trug, überzeugte mit seinem siebten Saison-Assist - so viele hatte Lahm noch nie in seiner Karriere. Soviel zur Diskussion, auf welcher Seite Lahm besser aufgehoben ist.

Mit dem Ergebnis an sich konnten die Bayern indes sehr gut leben - obwohl Schalke 04 nach dem Sieg in Berlin nun punktgleich ist.

Van Gaal: "Es ist nicht viel passiert"

"Es ist ja nichts passiert", sagte FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf die Tabelle. "Wir haben nicht an Boden verloren", fügte Sportdirektor Christian Nerlinger etwas trotzig hinzu: "Wir sind Tabellenführer und spielen jetzt noch gegen Bochum und Hertha. Wir haben es in der eigenen Hand."

Van Gaal rechnete derweil vor, dass man immer noch 13 Tore Vorsprung auf die Magath-Elf habe. "Das ist wie ein Punkt", sagte er: "Es ist nicht viel passiert, außer, dass wir einen sehr schwierigen Gegner im Spielplan hinter uns haben."

Titel wird erst am 8. Mai vergeben

Eins steht nach diesem Spieltag zumindest fest: Auch wenn der FC Bayern München am nächsten Spieltag den FC Schalke 04 um drei Punkte und mindestens 15 Tore distanzieren kann, wird die Meisterschale endgültig erst am letzten Spieltag vergeben.

Dem FC Bayern wäre es freilich lieber gewesen, den Titel schon am nächsten Wochenende beim Heimspiel gegen den VfL Bochum perfekt machen zu können. Da allerdings spielte der FC Schalke 04 nicht mit.

Während die Bayern in Gladbach zwei Punkte liegen ließen, siegte Schalke bei Hertha BSC im Stile einer Spitzenmannschaft: 87 Minuten lang waren die Berliner dem Sieg näher, dann schoss Heiko Westermann Königsblau zum Sieg und zur gesicherten Champions-League-Teilnahme. Das Saisonziel "Internationales Geschäft" hat Schalke bereits übererfüllt.

Magath hofft auf weitere Überraschungen

"Jetzt geht es darum, das Maximale aus dieser Saison herauszuholen. Mit zwei Siegen ist die Meisterschaft drin. Wir haben jetzt noch zwei Endspiele", meinte S04-Trainer Felix Magath vor den Spielen gegen Bremen und in Mainz.

Dass die Meisterschaft vor allem im Kopf entschieden wird, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Und Magath erweist sich weiter als Meister der "Mind-Games". "Ich bin nach der heutigen Leistung, auch wenn sie nicht souverän war, sicher, dass wir auch das Heimspiel gegen Bremen gewinnen können", sprach er seiner Mannschaft nach dem schmeichelhaften Erfolg in Berlin Mut zu.

Und mit Blick auf den FC Bayern meinte er: "Wenn man im Halbfinale der Champions League steht und nur noch ein Spiel gewinnen oder unentschieden spielen muss, um ins Finale zu kommen, da kann ein Trainer oder Präsident sagen, was er will: Das hängt in den Köpfen der Spieler. Die Champions League nimmt den Spielern viel Konzentration."

In der Bundesliga könne es schließlich immer Überraschungen geben, schloss Magath seinen Vortrag: "Die erste haben wir heute gesehen. Und es können noch zwei folgen." Das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel ist eröffnet - im wahrsten Sinne des Wortes.

Gladbach - Bayern: Daten zum Spiel