Heynckes sieht das "Sieger-Gen"

SID
Jupp Heynckes ist seit dieser Saison neuer Trainer von Bayer Leverkusen
© Getty

Fünf Tore gegen Freiburg und vorübergehend auf Platz eins: Bayer feiert mit seinem neuen Trainer einen Saisonauftakt nach Maß. Doch Heynckes lobt - und schimpft zugleich.

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Nach dem besten Saisonstart seit fünf Jahren, einem kuriosen Schützenfest und dem zwischenzeitlichen Sprung an die Tabellenspitze der Bundesliga ließ sogar Disziplinfanatiker Jupp Heynckes Gnade walten.

Der 64 Jahre alte Trainer von Bayer Leverkusen gewährte seinen Profis nach dem 5:0 beim weit unter Wert geschlagenen Aufsteiger SC Freiburg ausnahmsweise zwei freie Tage.

Und er freute sich diebisch über das von ihm geforderte "Sieger-Gen". "In der zweiten Halbzeit habe ich es gesehen", erklärte der routinierte Coach schmunzelnd.

Heynckes mäkelt trotz Sieg

Doch Heynckes wäre nicht Heynckes, wenn er Rene Adler & Co. nicht mahnende Worte mit auf den Weg in den ungeplanten Kurzurlaub gegeben hätte.

"Wenn wir uns am Dienstag wieder treffen, werden wir viel Zeit benötigen, um die erste Halbzeit zu analysieren. Das hat mir überhaupt nicht gefallen", mäkelte Don Jupp ob der verschlafenen ersten halben Stunde der Bayer-Elf im Breisgau, die zuletzt in der Saison 2004/2005 mit sieben Punkten aus drei Spielen gestartet war.

Völler: "Sieg zu hoch"

Von Euphorie aber keine Spur. Von der Zielsetzung Europa League wollte ungeachtet des höchsten Auswärtssiegs der Werkself seit knapp neuneinhalb Jahren (9:1 beim SSV Ulm) niemand abrücken.

"Wir gehen mit der Geschichte gelassen um. Natürlich ist ein schöner Start angenehm, da kommt Ruhe rein in die Geschichte. Aber unser Sieg ist zu hoch ausgefallen", relativierte Bayer-Sportchef Rudi Völler und erhielt Zuspruch von Torschütze Stefan Kießling (35.).

"Wir dürfen uns nicht ausruhen und müssen noch konstanter werden. Die Leistung war nicht gut", so der Stürmer.

Kießling top - Was macht Löw?

Doch insbesondere Kießling personifiziert den Leverkusener Höhenflug und profitiert vom System Heynckes - dem ökonomischen, effektiven und derzeit so erfolgreichem Spiel nach vorne.

Wie sein Sturmpartner Eden Derdiyok (69./84.) hat der 25-jährige Kießling bereits drei Tore auf seinem Saison-Konto. "Es gibt keinen deutschen Stürmer, der mehr ackert und läuft als Stefan", sagte Völler in Richtung Bundestrainer Joachim Löw.

Zwei Länderspiele hat Kießling bislang bestritten, das letzte Anfang des Jahres gegen Norwegen (0:1). Die WM 2010 in Südafrika hat der Blondschopf noch nicht aus den Augen verloren. Auch der Aberglaube soll dabei helfen.

"Wer rasiert, der verliert", erklärte Kießling seinen Bartwuchs, der erst bei einer Niederlage wieder gestutzt werden soll.

Dutt will an offensiver Spielweise festhalten

An alten Traditionen will auch Freiburgs Coach Robin Dutt trotz des schwächsten Starts des Aufsteigers in eine Bundesliga-Saison seit 14 Jahren festhalten.

"Wir haben eine gewisse Art und Weise Fußball zu spielen. Die wurde bisher nicht belohnt. Aber es ist unsere einzige Chance zu bestehen", sagte Dutt.

Freiburg schön, aber erfolglos

Wieder spielten die technisch versierten Breisgauer (einen Punkt) gut, wieder verloren sie. "Wenn der SC an diese Leistung anknüpft, werden sie nicht absteigen", lobte Kießling den Gegner, der noch zwei Treffer von Tranquillo Barnetta (47./76.) hinnehmen musste.

Freiburgs Kapitän Heiko Butscher konnte das nicht trösten. "Für das viele Lob können wir uns nichts kaufen", meinte der Abwehrspieler.

Die Zahlen bestätigten ihn: 15 Schüsse feuerten die Freiburger ab, nur einer kam auf das Bayer-Gehäuse. Die effektiven Leverkusener nutzten dagegen fünf ihrer zwölf Schüsse zu Toren.

Freiburg - Leverkusen: Daten & Fakten