Wolfsburg vermasselt Podolski-Comeback

Von Florian Bogner / Stefan Rommel
Lukas Podolski trug nach 1190 Tagen wieder in einem Ligaspiel das Köln-Trikot
© Getty

Der 1. FC Köln hat beim ersten Spiel von Rückkehrer Lukas Podolski gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg eine bittere 1:3 (0:0)-Niederlage kassiert. Ein Doppelschlag der Wölfe innerhalb von zwei Minuten drehte das Spiel. Bis dahin hatte sich der FC gegen die spielerisch überlegenen Gäste tapfer gewehrt.

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Fabrice Ehret (49.) brachte die Kölner kurz nach der Pause und nach einem unerhörten Bock von Wolfsburgs Verteidiger Alexander Madlung sogar in Führung.

Danach drehten die Gäste aber auf und kamen durch das erste Saisontor von Edin Dzeko (72.) und ein Eigentor von Pierre Wome (74.) zum verdienten Sieg. Der eingewechselte Obafemi Martins entschied das Spiel mit dem ersten Tor im ersten Bundesligaspiel endgültig (86.).

"Wenn Podolski trifft, verlieren wir"

"In den ersten 20 Minuten hat Köln richtig Gas gegeben. Dann haben wir ihnen in der zweiten Halbzeit das Tor geschenkt, anschließend haben wir das Spiel aber klar beherrscht. Doch wenn Podolski das 2:0 macht, verlieren wir hier vielleicht", bemerkte VfL-Coach Armin Veh hinterher.

Kölns Trainer Zvonimir Soldo musste hingegen gestehen: "Wir brauchen noch etwas Zeit. Wir haben heute gegen eine hervorragend eingespielte Mannschaft gespielt. Das ist bei uns noch nicht der Fall." Lukas Podolski war über den Verlauf seines Comeback enttäuscht: "Wir sind zu leichtfertig mit den Kontern umgegangen. Wir hätten das Spiel nicht aus der Hand geben dürfen."

Mit dem Sieg steht der VfL zumindest bis Sonntagabend an der Tabellenspitze der Bundesliga. Köln ist ohne Punktgewinn aus zwei Spielen Letzter.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Podolski ist dabei und fängt natürlich an. 1190 Tage nach seinem Abgang 2006 ist er also wieder da - und zwar als einzige Spitze, zumindest auf dem Papier. Ehret fängt im linken Mittelfeld an, Maniche im Zentrum.

Wolfsburg ohne Änderungen im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Stuttgart aus der Vorwoche.

11.: Kölner Konter über rechts, Brecko flankt flach vor den Kasten. Podolski und Riether verpassen, am zweiten Pfosten lauert Ehret. Direktabnahme aus spitzem Winkel - Außennetz!

14.: Misimovic mit feinem Zuspiel auf Dzeko, der bleibt an der Sechzehnergrenze an McKenna hängen. Gentner setzt nach, legt auf Dzeko ab. Schuss aus 17 Metern - Mondragon fischt den Ball aus dem linken Winkel.

20.: Gentner spielt Misimovic halblinks im Strafraum an, der Bosnier hat da viel zu viel Platz. McKenna stellt ihn, Misimovic dreht sich nach außen und zieht mit links ab - Außennetz.

38.: Schäfer legt den Ball von links in den Strafraum auf Grafite, kein Abseits! Grafite hat Mohamad im Rücken, tänzelt links, tänzelt rechts, Mohamad liegt am Boden. Mondragon kommt, Grafite täuscht an, Pezzoni hindert ihn von hinten am sicheren Torerfolg.

40.: Grafite diesmal rechts im Strafraum am Ball. Der Brasilianer umkurvt McKenna und zieht aus spitzem Winkel flach aufs lange Eck ab - Mondragon packt zu.

Halbzeit-Fazit: Köln mit enorm viel Aufwand und dem deutlich besseren Start. Wolfsburg fand nur schleppend ins Spiel, legte aber gegen Ende der Halbzeit zu und hätte eigentlich in Führung gehen müssen.

49., 1:0, Ehret: Was für ein Klops der VfL-Abwehr! Erst köpft Barzagli den Ball Freis vor die Füße. Der will Podolski bedienen, spielt aber für Ehret in die Gasse. Madlung steht besser, verschätzt sich aber total. Ehret spritzt dazwischen, schießt Benaglio an. Der Ball trudelt Richtung Torauslinie, aber Ehret erläuft ihn noch und schiebt ihn ins leere Tor.

53.: Schäfer flankt von links vors Tor. Mondragon kommt zu spät, Grafite muss eigentlich aus vier Metern netzen - schießt aber drüber.

57.: Riether jetzt über rechts, flankt hoch und weich an den langen Pfosten. Misimovic ganz links außen frei, Direktabnahme volley - rechts vorbei.

68.: Super Konter der Kölner. Ehret steckt am Ende einer Kombination links auf Podolski durch. Der macht Meter auf Madlung gut, hat den Ball schön auf seinem linken Fuß, steht frei vor Benaglio... schiebt aber rechts am Tor vorbei!

72., 1:1, Dzeko: Flanke Riether von rechts, schön freigespielt von Gentner. Flach rauscht der Ball durch den Fünfer, hinten ist Dzeko da und drückt ihn über die Linie.

74., 1:2, Wome (Eigentor): Flanke Schäfer von links mit rechts. Freis verlängert mit dem Kopf. Wome gegen Dzeko im Kopfballduell, schraubt sich hoch und bekommt den Ball so unglücklich auf den Hinterkopf, dass er links unten im eigenen Kasten einschlägt.

83.: Langer Ball von Riether auf Dzeko. Der schüttelt Wome ab und legt quer vors Tor. Grafite ist alleine vor Mondragon, schießt aber wieder den FC-Keeper an.

86., 1:3, Martins: Konter der Gäste. Grafite links am Sechzehner, Martins hinterläuft. Super Zuspiel im richtigen Moment. Martins tanzt zwei Kölner noch aus und macht den Ball rechts unten rein.

Fazit: Verdienter Sieg für den Meister, auch wenn sich der FC bis zur 72. Minute erfolgreich dagegen wehrte.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Der Star des Spiels: Armin Veh. Der VfL-Coach zeigte mit der Einwechslung von Obafemi Martins zwei Dinge: A) Hatte er ein glückliches Händchen, Martins war ein quirliger Unruheherd und erzielte kurz vor Schluss auch die Entscheidung. Und B) Durch die Herausnahme von Ziani war auf der starken rechten Seite viel mehr Platz für Riether, der diesen perfekt nutzte und einen gefährlichen Ball nach dem anderen in den Strafraum brachte. Unter dem Dauerdruck der Gäste zerbröselte Köln spätestens nach dem 1:2.

Die Gurke des Spiels: Alexander Madlung bekam erneut vor dem eigentlich gesetzten Simunek den Vorzug. Schon in der Anfangsphase hatte Madlung erhebliche Probleme mit der Abstimmung mit seinen Nebenleuten und musste sich von Torhüter Benaglio ein paar deftige Takte anhören. Tiefpunkt einer schwachen Leistung war aber dann der Mega-Klops vor der Kölner Führung, als Madlung offenbar bereits abgeschaltet hatte.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer lag in einer teilweise hektischen Partie in allen Entscheidungen richtig, zeigte aber beim persönlichen Strafmaß zu lange zu viel Milde.

Die Lehren des Spiels: Köln zu Beginn offenbar angestachelt durch die Fans und Podolskis erstes Spiel wie aufgedreht: Unheimlich aggressive Zweikampfführung, immense Laufbereitschaft und im Offensivspiel im Gegensatz zur Rückrunde der letzten Saison mit teilweise richtig ansehnlichen Kombinationen.

Der FC stand mit der offensiven Dreierkette im Mittelfeld extrem hoch, machte damit früh Druck auf den Ball. Das Problem dabei war allerdings, dass die beiden Defensiven Pezzoni und Petit die Löcher im Laufe des Spiels nicht schnell genug zulaufen konnten, sobald sich der VfL doch mal durchkombiniert hatte. Trainer Soldo ging damit hohes Risiko - und wurde bestraft.

Mitte der zweiten Halbzeit waren die Kölner stehend k.o. und hatten nach dem 1:2 gegen körperlich deutlich überlegene Gäste nichts mehr zuzusetzen.

Wolfsburg zeigte über weite Strecken der Partie eine Mischung aus Überheblichkeit und Überraschung ob der engagierten Kölner Vorstellung. Erst nach dem Gegentreffer erkannte die Veh-Elf den Ernst der Lage und legte gleich zwei Gänge zu.

Wie schon in der Vorwoche gegen den VfB profitierte Wolfsburg von seiner exzellenten körperlichen Fitness. Und dann bleibt dem Meister ja auch immer noch die Gewissheit, dass nach vorne halt immer was geht.

Und als ob es noch nicht genug der Offensiv-Power wäre, schlug Obafemi Martins in seinem ersten Teilzeiteinsatz in der Bundesliga überhaupt mit einem sehenswerten Treffer ein.

Köln - Wolfsburg: Daten & Fakten