Vehs Mission in Wolfsburg scheint gescheitert

SID
Die Heimpleite gegen Köln könnte für Armin Veh (l.) das letzte Spiel auf der VfL-Bank gewesen sein
© Getty

Als die Reservisten am Montagmorgen trainierten, blieb Coach Armin Veh in der Kabine. Eigentlich kein ungewöhnlicher Vorgang beim deutschen Meister VfL Wolfsburg, doch nach der Negativserie der vergangenen Wochen und der 2:3 (1:1)-Pleite am Vorabend gegen den 1. FC Köln, brodelte bei eisigen Temperaturen die Gerüchteküche.

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Vehs Abgang scheint besiegelt. Die Spielanalyse, die der 48-Jährige in der Kabine vornahm, dürfte seine letzte als VfL-Coach gewesen sein. Zu erdrückend ist die Faktenlage.

Kein Bekenntnis von Hoeneß

Ganz den Gesetzen des Geschäfts gehorchend, vermied Manager Dieter Hoeneß schon am Sonntagabend klare Bekenntnisse zum Trainer. "Es bringt jetzt nichts, große Bekenntnisse abzugeben, die man dann möglicherweise revidieren muss", meinte der neue Geschäftsführer, der erst seit dem 15. Januar im Amt ist und gleich vor seiner ersten großen Entscheidung steht:

"Es ist auch für mich keine einfache Situation. Es bringt jetzt nichts, in Aktionismus zu verfallen und sich die Entscheidung von außen aufdrängen zu lassen."

Doch die Probleme sind zum größten Teil hausgemacht. Seit Wochen versucht Veh vergeblich, dem seit neun Pflichtspielen sieglosen Titelverteidiger zu mehr Stabilität in der Abwehr zu verhelfen.

Banale Gegentore

Dass ihm dieses Vorhaben nicht gelingen will, wurde gegen die Kölner einmal mehr deutlich. "Es ist nicht normal, dass man in dieser Häufigkeit, derart banale Gegentore bekommt. Ich bin seit 19 Jahren Trainer und habe schon schwächere Mannschaften trainiert. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt", meinte Veh und haderte mit seiner Hintermannschaft.

"Es ist ja nicht so, dass die Spieler es nicht können. Es ist ein Problem der Psyche. Die Mannschaft ist verunsichert", gab der Coach zu: "Wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis. Je länger dieses auf sich warten lässt, desto schwieriger wird es."

Veh wirkte bei seinen Ausführungen fast ein wenig ratlos. Eine klare Handschrift ist auch acht Monaten nach seiner Amtsübernahme nicht zu erkennen. Der Rückstand auf den angestrebten Europapokalplatz beträgt zehn Punkte. Schon 38 Gegentore tun ihr Übriges. Nur Schlusslicht Hertha BSC Berlin ist in dieser Kategorie noch schlechter.

Kein Glück bei den Transfers

Fast folgerichtig schallten gegen Köln bereits nach 20 Minuten die ersten "Armin raus"-Rufe aus dem Wolfsburger Fanblock. Als Nachfolger des zu Schalke 04 abgewanderten Meistermachers Felix Magath war Veh bei seinem Dienstantritt mit aller Macht im sportlichen Bereich ausgestattet worden.

Gewinnbringend nutzen, konnte der Coach diese Befugnisse nicht. Die für insgesamt rund 20 Millionen Euro verpflichteten Zugänge Thomas Kahlenberg, Karim Ziani und Obafemi Martins erwiesen sich bisher auch aufgrund von Verletzungen allesamt als Flops.

Also bekam der Coach zu Jahresbeginn Hoeneß vor die Nase gesetzt. Veh, der nach den ausbleibenden Erfolgen und dem Aus in der Champions League ohnehin schon in der Kritik stand, wurde aller gegenteiliger Aussagen zum Trotz weiter geschwächt.

Nachfolger werden schon gehandelt

Wesentliche Teile der Mannschaft scheinen zwar weiter hinter dem Trainer zu stehen, doch dessen Personalentscheidungen wirkten nicht immer glücklich.

Gerade die häufige Umbesetzung der Innenverteidigung dürfte die Sicherheit nicht erhöht haben. Dass Veh zuletzt die Zügel im Training anzog, schien schon fast wie ein letzter Versuch.

Als Nachfolger des ehemaligen Stuttgarter Meistercoaches werden im Wolfsburger Umfeld bereits Huub Stevens (Red Bull Salzburg) und Bernd Schuster (derzeit vereinslos) gehandelt. "Man muss immer wieder neue Impulse setzen", meinte Veh nach der Niederlage gegen die Kölner. Sollten Hoeneß und der alleinige VfL-Gesellschafter Volkswagen dies ähnlich sehen, könnte es dem Trainer zum Verhängnis werden.

Wolfsburg - Köln: Daten zum Spiel