Rüffel für Matchwinner Kroos

Von Daniel Börlein / Andre Mader
Toni Kroos (r.) erzielte einen Treffer selbst und bereitet die anderen beiden Tore vor
© Getty

Bayer Leverkusen hat die Tabellenführung vom FC Bayern München zurückerobert. Das Team von Trainer Jupp Heynckes bezwang 1899 Hoffenheim mit 3:0 (1:0).

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In der mit 31.500 Zuschauern ausverkauften Hoffenheimer Arena brachte Sami Hyypiä Leverkusen mit seinem ersten Bundesliga-Treffer bereits nach zehn Minuten auf die Siegerstraße. Der herausragende Toni Kroos (51.) und Tranquillo Barnetta (71.) besorgten den Endstand.

Nach wie vor bleibt Bayer dadurch das einzige ungeschlagene Team der Liga und liegt nun wieder zwei Zähler vor Verfolger Bayern München. Rundum zufrieden war Trainer Heynckes aber dennoch nicht: "Wir haben durch Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit den Gegner nach dem 1:0 wieder stark gemacht, das war völlig überflüssig. Ich habe in der Pause gesagt, dass wir mehr Initiative übernehmen müssen." Das habe die Mannschaft allerdings gut umgesetzt: "Wir haben dann unsere Klasse ausspielen können. In der zweiten Halbzeit war zu sehen, dass die Mannschaft zu Recht da oben steht."

Einen Rüffel gab es von Heynckes auch für Matchwinner Kroos: "Ich habe Toni in der Halbzeitpause ein paar Worte sagen müssen. Er muss einfach laufstärker, aggressiver Fußball spielen und mehr partizipieren am Spiel. Er muss auch Abwehraufgaben übernehmen, das muss er leider. Das hat er in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht."

Rangnick: "Waren die bessere Mannschaft"

"Wir haben momentan nicht unsere beste Phase, das wussten wir schon vorher. Aber wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft und hatten ein klares Chancenplus. Was fehlt, ist ein Erfolgserlebnis. Wir standen dreimal blank und schießen kein Tor, Leverkusen macht aus einer halben Chance ein Tor", sagte Trainer Ralf Rangnick.

Hoffenheim hingegen wartet nun bereits seit sechs Spielen auf einen Dreier und kassierte schon die dritte Niederlage in Folge.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Hoffenheim sind Luiz Gustavo und Carlos Eduardo wieder mit dabei. Maicosuel und Ba fehlen verletzungsbedingt. Jupp Heynckes verändert bei Bayer nichts. Heißt: Rolfes und Helmes wieder auf der Bank.

11., 0:1, Hyypiä: Freistoß aus dem linken Halbfeld durch Kroos. Der zieht den Ball auf den zweiten Pfosten. Hyypiä kommt mit Schwung, und Ibisevic kann ihn nicht stoppen. Hyypiä grätscht in den Ball und überwindet Hildebrand per Tunnel aus drei Metern. Erstes Saisontor für den Finnen.

15.: Carlos Eduardo steckt auf Ibisevic durch, der 15 Meter zentral vor dem Tor alleine vor Adler auftaucht. Ibisevic will den Ball flach in die rechte Ecke schieben, aber Adler ist zur Stelle und kann mit einem Riesenreflex klären.

20.: Klasse Pass von Barnetta auf Kießling, der alleine auf dem Weg zum Hoffenheimer Tor ist. Am Strafraum probiert Kießling den Lupfer über Hildebrand, aber der Ball geht weit übers Tor. Da war viel mehr drin für Bayer.

29.: Friedrich vertändelt den Ball gegen Vukcevic, der auf und davon ist. Von links zieht er in den Strafraum ein und schließt aus 14 Metern ab. Der Flachschuss geht knapp am rechten Pfosten vorbei.

34.: Das muss der Ausgleich sein! Adler geht außerhalb des Strafraums ins Dribbling und verliert den Ball an Vukcevic. Das Tor ist leer, doch Vukcevic schafft es tatsächlich, aus 13 Metern das leere Tor nicht zu treffen.

Halbzeit-Fazit: Schmeichelhafte Pausenführung für Bayer. Insgesamt eine schwache Partie mit vielen einfachen Fehlern.

51., 0:2, Kroos: Schwaab bringt den Ball von rechts flach vors Tor. Derdiyok geht auf den kurzen Pfosten, lässt den Ball aber durch seine Beine laufen und am zweiten Pfosten steht Kroos frei und kann ganz locker einschieben. Sein achter Saisontreffer.

71., 0:3, Barnetta: Kroos spielt auf Kießling, der spielt den Doppelpass mit Derdiyok am Strafraum, dann komm der Ball wieder auf Kroos, der den Ball zwei Meter führt und am Fünfer querlegt. Aus dem Rückraum kommt Barnetta angesprintet und schiebt den Ball in die linke Ecke. Hildebrand hat keine Abwehrchance. Für Barnetta ist es das vierte Saisontor.

Fazit: Kein grandioser Auftritt von Bayer. Aufgrund der zweiten Halbzeit allerdings verdient, wenn auch um ein Tor zu hoch.

Der Star des Spiels: Toni Kroos. Die Leihgabe vom FC Bayern hat einfach einen Lauf. In den letzten vier Partien hat Kroos nun fünf Treffer erzielt. Zudem kamen gegen Hoffenheim seine Torvorlagen fünf und sechs hinzu. Derzeit strahlt der Mittelfeldspieler eine begeisternde Lockerheit aus und ist in dieser Verfassung unbedingt ein Kandidat für die Nationalelf.

Die Gurke des Spiels: Franco Zuculini. Der Argentinier stand zum zweiten Mal in der Startelf, fand allerdings nie eine Bindung zum Spiel. Kam häufig einen Schritt zu spät, leistete sich viele einfache Abspielfehler und wurde folgerichtig zur Pause ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Deniz Aytekin. Ordentlicher Auftritt, hatte die Partie im Griff. Die Gelbe Karte gegen Vidal war allerdings unberechtigt. Lag hingegen völlig richtig, als er vor Vukcevic' Großchance (34.) auf Vorteil entschied.

Die Lehren des Spiels: Ein echter Big Point für Bayer. Während die Konkurrenten aus Schalke und Hamburg patzten, blieb die Heynckes-Elf cool und wehrte einen weiteren Angriff des FC Bayern auf die Tabellenspitze ab. Leverkusens Auftritt in Hoffenheim war zwar alles andere als brillant, dafür umso effektiver.

Nach der frühen Führung durch Hyypiä machte Bayer nur das Nötigste, ließ Hoffenheim anrennen und sparte seinerseits Kräfte. Allerdings leistete man sich auch die eine oder andere Unkonzentriertheit und ließ die sonst so gute defensive Organisation bisweilen vermissen.

In Durchgang zwei hatte Bayer die Partie allerdings komplett im Griff, spielte den Sieg gegen platte Hoffenheimer souverän nach Hause und zeigte, wie beim zweiten und dritten Treffer, einige Male, welch spielerisches Potenzial in der Truppe steckt.

Hoffenheim hängt nach der dritten Niederlage in Folge endgültig im grauen Mittelmaß der Liga fest. Hoffnung, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert, nährte die Partie gegen Bayer nicht. Im Angriff strahlt die Rangnick-Elf deutlich zu wenig Gefahr aus. Es dauert zu lange, bis die Kugel vorne ankommt. Und hinten ist nur ein solider Josip Simunic zu wenig.

Hoffenheim - Leverkusen: Daten zum Spiel