Leverkusen ist Herbstmeister

Von Stefan Rommel / Marcus Giebel
Toni Kroos (M.) erzielte seine Saisontreffer fünf und sechs für Bayer Leverkusen
© Getty

Bayer Leverkusen hat sich den inoffiziellen Herbstmeistertitel gesichert. Die Werkself gewann am 17. und letzten Spieltag der Hinrunde im Derby gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:2 (1:1) und überholte damit den FC Schalke 04, der am Freitag nach dem 1:0 gegen Mainz 05 zwischenzeitlich an Bayer vorbeigezogen war.

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Vor 30.210 Zuschauern in der BayArena erzielten Toni Kroos (18.) und Roel Brouwers (36.) in einer sehr unterhaltsamen Partie die Tore vor der Pause.

Nach dem Wechsel brachte zunächst Dante die Gäste in Front (54.), ehe Eren Derdiyok nach einer Stunde ausglich. Der überragende Kroos mit seinem zweiten Tor entschied die Partie für den neuen Herbstmeister (69.).

Durch den Sieg bleibt Bayer als einzige Mannschaft der Bundesliga in der gesamten Vorrunde ohne Niederlage, was vorher erst drei anderen Bundesligisten gelang.

Heynckes: "War wichtig, Flagge zu zeigen"

"Bei dem Boden war das ein gutes Spiel. Ich war nicht überrascht, dass Gladbach so positiv aufgetreten ist. Die Mannschaft war sehr kompakt und hat taktisch sehr klug gespielt", sagte Bayer-Trainer Jupp Heynckes.

"Ich muss aber meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Es war wichtig, in einer schwierigen Situation Flagge zu zeigen, den Rückstand aufzuholen und das Spiel zu drehen. Der Sieg war viel wertvoller und viel positiver als beispielsweise die 4:0-Siege gegen Nürnberg oder Stuttgart", war Heynckes zufrieden.

Gladbachs Michael Frontzeck nahm die Niederlage sportlich:" Glückwunsch an Leverkusen. Wenn man die gesamte Hinrunde ungeschlagen bleibt, dann ist man auch verdient Herbstmeister geworden. Leverkusen war intelligenter."

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer mit einer Änderung: Der genesene Friedrich rückt wieder ins Abwehrzentrum. Schwaab geht dafür rechts raus, Castro nach links in die Viererkette. Für Kadlec bleibt nur die Bank. Das System wie gehabt ein 4-4-2 mit Doppel-Sechs.

Matmour (Zahnschmerzen) muss passen. Für ihn beginnt Bobadilla im Sturm neben Friend. Ansonsten Gladbach so aufgestellt wie in den letzten Partien. Die Gäste ebenfalls im 4-4-2, allerdings soll sich Bobadilla immer auch wieder ins Mittelfeld zu einem 4-5-1 zurückfallen lassen.

18., 1:0, Kroos: Ecke von Barnetta von der rechten Seite. Alle verpassen. 15 Meter vor dem Tor bekommt Hyypiä den Fuß dran. Er legt zurück an die Strafraumgrenze und Kroos schießt durch drei Gladbacher zentral ein. Keine Chance für Bailly.

35.: Arango in die Mitte auf Bobadilla. Der drängt sich erst clever vor Hyypiä, dreht sich dann schnell und zieht aus 16 Metern ab. Adler faustet den Schlenzer aber aus dem rechten Winkel.

36., 1:1, Brouwers: Ecke Marx. Friend gewinnt den Kopfball gegen Friedrich. Adler ist im rechten Eck, wehrt den Ball aber direkt vor die Beine vor Brouwers ab, der aus drei Metern locker einschiebt.

Halbzeit-Fazit: Komisches Spiel. Leverkusen zwischen den beiden Toren klar bestimmend, Gladbach kam da kaum aus der eigenen Hälfte. Davor und danach aber zeigte die Borussia, dass sie durchaus auch mithalten kann.

54.: Konter Gladbach. Bobadilla setzt sich zuerst gegen drei Leverkusener durch, wird beim Torabschluss aber noch von Friedrich abgedrängt.

54., 1:2, Dante: Ecke Arango von links. Kießling pennt, Dante nutzt das aus und schiebt den Ball aus fünf Metern über die Linie.

60., 2:2, Derdiyok: Kroos bedient Vidal im Sechzehner. Schöne Drehung um die eigene Achse, spitzelt den Ball zu Derdiyok. Der zieht aus zehn Metern ab, noch leicht abgefälscht. Bailly deshalb ohne Chance.

65.: Ecke Kroos. Derdiyok ist schneller am Ball als Jaures. Kopfball aufs kurze Eck, aber Bailly ist da und rettet.

69., 3:2, Kroos: Barnetta steckt auf Kießling durch. Der wartet klug ab, alle Gladbacher Verteidiger gehen tief - und vergessen Kroos an der Strafraumgrenze. Rückpass, Schuss aus 14 Metern. Ins kurze Eck. Bailly erneut machtlos.

Fazit: Insgesamt ein verdienter Sieg für Bayer, das immer dann zulegen konnte, wenn es gefordert war. Für Gladbach wäre allerdings durchaus auch ein Punkt drin gewesen.

Der Star des Spiels: Toni Kroos. Die Bayern-Leihgabe entwickelte sich in den harten vergangenen Wochen immer mehr zum Go-to-Guy für Leverkusen. Schon letzte Woche in Berlin brachte Kroos' Tor die Wende. Gegen Gladbach durfte sich der 19-Jährige zuerst links, dann im Zentrum austoben. 102 Ballkontakte und 87 Prozent Passgenauigkeit sind exorbitant stark. Dazu dann auch noch die Saisontore fünf und sechs als Sahnehäubchen. Ein fast perfekter Nachmittag.

Die Gurke des Spiels: Raul Bobadilla hatte eine ganz starke Szene Mitte der ersten Halbzeit - und sonst nur Leerlauf. Der Argentinier rutschte im Prinzip nur durch die BayArena. Und wenn er mal aussichtsreich in Position war, verstolperte er den Ball. Zwei Torschüsse und 21 Prozent gewonnene Zweikämpfe belegen eine schwache Partie. In der 78. Minute war dann auch Schluss.

Die Pfeife des Spiels: Dr. Jürgen Drees hatte in einem intensiven Spiel die Dinge jederzeit im Griff. Nur einmal ließ ihn sein Assistent an der Linie bei einer Abseitsentscheidung im Stich. Ansonsten: alles tadellos.

Die Lehren des Spiels: Leverkusen ist Herbstmeister. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man Bayer in den letzten Wochen gesehen hat. Leverkusen ist nicht mehr so frisch wie Mitte der Hinrunde - und trotzdem hat sich die Werkself durchgebissen.

Die enge Partie gegen Gladbach ist ein Indikator dafür, dass Leverkusen in dieser Saison wirklich Chancen auf den Titel hat. Selbst durch zwei blöde Gegentore und einen Rückstand ließ sich Bayer nicht beirren. Im Gegenteil: Erst dann drehte die Mannschaft noch mal auf - wobei der entscheidende Impuls von der Bank kam.

Bayer-Coach Jupp Heynckes wählte den richtigen Schachzug, indem er Kadlec fürs linke Mittelfeld brachte und den emsigen Kroos dafür in die Zentrale stellte. Bayer konnte fortan noch früher pressen und die Bälle tief in der Gladbacher Hälfte erobern; die Zentrale war mit Kroos - der davor schon immer wieder nach innen zog - endlich permanent besetzt.

Allerdings offenbarte die Abwehr - in Person der bisher ganz starken Friedrich und Hyypiä - auch einige böse Unzulänglichkeiten. Besonders bei den Standards brannte es fast jedes Mal.

Auf der anderen Seite verzockte sich Gladbach-Coach Michael Frontzeck bei der Besetzung seines Sturms.

Auf dem seifigen Untergrund waren die Schwergewichte Bobadilla und Friend viel zu sehr mit sich selbst und ihrer Standfestigkeit beschäftigt, als dass sie die beiden früh verwarnten Friedrich und Hyypiä wirklich unter Druck hätten setzen können.

Frontzeck reagierte zu spät und wurde von Lehrmeister Heynckes ausgecoacht.

Leverkusen - Gladbach: Daten zum Spiel