Kießling: "Nicht unser wahres Gesicht"

SID
Stefan Kießling (l.) war mit der Leistung von Bayer in Hannover kaum zufrieden
© Getty

Sie hatten soeben die Tabellenführung erfolgreich verteidigt, den besten Saisonstart der Klubgeschichte hingelegt, sich alle Chancen auf die Herbstmeisterschaft erhalten - und doch stand den Profis von Bayer Leverkusen vor allem eines ins Gesicht geschrieben: Der Frust.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wir haben einen ganz schlechten Tag erwischt und nicht unser wahres Gesicht gezeigt. So dürfen wir uns nicht präsentieren", schimpfte Stürmer Stefan Kießling nach dem 0:0 bei Hannover 96.

"Das Positivste ist noch, dass wir zumindest einen Punkt geholt haben." Mit den Leistungen der vergangenen Wochen hatte Bayers Auftritt bei den Niedersachsen tatsächlich nur wenig gemein.

Offensiv unkonzentriert

In der Offensive zeigte man sich über weite Strecken unkonzentriert und unpräzise. In der Abwehr fehlte es immer wieder an der nötigen Ordnung. Dennoch blieb Leverkusen am Ende erneut ungeschlagen.

Zum 15. Mal und als einziges Team in der laufenden Bundesligasaison.

Ähnliches gelang der Werkself zuletzt 2001. Damals war jedoch nach 14 Partien ohne Niederlage Schluss, für die Herbstmeisterschaft langte es vor acht Jahren dennoch.

"Rekord interessiert mich nicht"

"Der Rekord interessiert mich nicht. Ich hätte in Hannover lieber gewonnen. Drei Punkte sind unser Anspruch. Wir sind alle ziemlich unzufrieden", mäkelte Nationaltorhüter Rene Adler, der seine Mannschaft gegen die frech aufspielenden Hannoveraner mit starken Paraden immer wieder in der Partie gehalten hatte.

"Jetzt gilt es, in Berlin und gegen Gladbach gute Ergebnisse einzufahren. Dann können wir Weihnachten auf eine gelungene Hinrunde zurückblicken. Aus der Ruhe lassen wir uns jedenfalls nicht bringen."

Dabei schien es fast, als hätten die Bayer-Verantwortlichen die Vorgabe ihres Torhüters gehört. Fast schon stoisch zeigte sich Sportdirektor Rudi Völler und wollte das vierte Auswärts-Remis in Folge nicht überbewerten.

"Müssen das Positive mitnehmen"

"Wir müssen sehen, dass wir das Positive mitnehmen. Immerhin haben wir einen Punkt geholt. Jetzt haken wir das ab und wollen die nächsten beiden Spiele gewinnen", meinte der Weltmeister von 1990: "Vielleicht ist uns in den vergangenen Wochen einiges schon zu leicht gefallen."

Trainer Jupp Heynckes, der eine Startelf mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren auf den Platz geschickt hatte, zeigte sich nach der Punkteteilung zwar kritisch, blieb aber insgesamt gelassen.

"Wir haben es an einigem vermissen lassen. Wenn man oben steht, sollte man seine Chancen nutzen. Das haben wir nicht getan. Hannover war vielleicht sogar ein Tick besser. Aber jetzt geht es weiter", sagte der Coach, der als erster Trainer der Bundesliga-Geschichte nach Antritt eines neuen Amtes in den ersten 15 Saisonspielen keine Niederlage hinnehmen musste.

Rolfes, Augusto und Friedrich fehlten

Angesichts der Ausfälle von Simon Rolfes (Knieoperation), Renato Augusto (Wadenbein-OP) und Manuel Friedrich (Wadenprobleme) sowie der nach einem Kreuzbandriss noch mangelnden Fitness von Patrick Helmes scheint Heynckes nach der Rückkehr des Quartetts Großes für möglich zu halten.

"Wenn wir wieder komplett sind, dann ...", meinte Leverkusens Trainer und schien sich auf diesen Zeitpunkt diebisch zu freuen: "Ich will nicht drohen, aber dann werden wir noch besser."

Stetig bergauf geht es derweil auch bei Hannover.

Das Remis gegen Bayer bedeutete den ersten Punktgewinn nach dem Selbstmord von Torhüter Robert Enke vor knapp vier Wochen.

Der Alltag kehrt immer mehr zurück. "Manchmal fehlt er uns noch sehr", sagte der neue Stammkeeper Florian Fromlowitz: "Aber sportlich sind wir auf einem guten Weg. Wir hatten durchaus Chancen, den Tabellenführer zu schlagen. In Gladbach und Bochum kommen jetzt zwei Gegner auf Augenhöhe. Bis Weihnachten wollen wir 20 Punkte haben."

17 Zähler sind es derzeit.

Hannover - Leverkusen: Daten zum Spiel