Funkel: "Müssen jetzt aufstehen"

SID
Frankfurt ist happy, Hertha am Boden

Die Mannschaft taumelt im freien Fall dem fünften Abstieg in die 2. Liga entgegen, die sportliche Führung wirkt völlig hilflos, und dem Präsidium blüht im schlimmsten Falle die sofortige Abwahl: Hertha BSC Berlin droht nach der 1:3 (0:1)-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt im Chaos zu versinken.

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Die elfte Saisonniederlage zerstörte bei den Anhängern des Hauptstadtklubs quasi schon sämtliche Hoffnungen auf den Klassenerhalt. Doch die Verantwortlichen des Tabellen-Schlusslichtes, das mit nur fünf Punkten nach 14 Spielen schon sieben Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz hat, suchten ihr Heil in Durchhalteparolen.

"Ein gefühlter Abstieg ist das mit Sicherheit nicht, aber es wird jetzt noch schwerer. Wer einmal am Boden liegt, kann nur versuchen, wieder aufzustehen. Das werden wir jetzt tun", sagte Hertha-Trainer Friedhelm Funkel, dem gegen seinen Ex-Klub auch in seinem siebten Spiel als Berliner Coach kein Sieg gelang.

Schließlich war die Leistung seiner Mannschaft vor 48.253 Zuschauern im Olympiastadion bei weitem nicht bundesligareif. Daran änderte auch der Ehrentreffer von Adrian Ramos (81.) nach den Gegentoren von Patrick Ochs (11.), Maik Franz (70.) und Alex Meier (76.) nichts.

Drobny: "Waren total schlecht"

"Ich bin natürlich enttäuscht, aber es muss weitergehen", meinte Funkel, der in Berlin erst zwei Punkte sammeln konnte. Angesichts der nächsten Gegner Schalke 04, Bayer Leverkusen und Bayern München droht der Hertha, die seit knapp vier Monaten sowie 13 Ligapartien auf einen Sieg wartet, sogar die schlechteste Hinrunde ihrer Vereinsgeschichte.

In der Saison 1990/1991 holte der Klub in den ersten 17 Spielen umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel elf Punkte - und stieg am Ende ab.

"Ich bin sehr sehr enttäuscht. Die Verunsicherung der Mannschaft war bis auf die Tribüne zu greifen. Das ist Abstiegskampf pur", sagte Herthas Manager Michael Preetz. Und Torwart Jaroslav Drobny meinte: "Jeder hat gesehen, wie schlecht wir sind."

Trotz der misslichen Lage sprach das Präsidium der sportlichen Leitung zwei Tage vor der Mitgliederversammlung aber das Vertrauen aus. "Die Situation ist sehr ernst. Aber ich bin überzeugt, dass Preetz und Funkel die Richtigen sind. Wir werden im Winter ihre Wünsche umsetzen und versuchen den Bock umzustoßen", meinte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer. Dem Berliner Klub-Chef droht allerdings seinerseits Ungemach.

Gegenbauer: "Brauchen Ruhe"

Bei der Mitgliederversammlung am Montagabend könnten Abwahlanträge gegen sein Präsidium zur Abstimmung kommen. Um diese durchzubringen, müssten 75 Prozent der Mitglieder dafür stimmen.

Mehrere Oppositionelle kritisierten zuletzt den Führungsstil und lasteten der Klub-Spitze Fehler im personellen Bereich an. Dass Hertha in der vergangenen Saison trotz Platz vier ein Minus von 1,9 Millionen Euro erwirtschaftet hat, dürfte die Stimmung bei den Mitgliedern nicht verbessert haben.

"Es wird kritisch und sehr unruhig werden. Aber was wir jetzt brauchen, ist Ruhe im Umfeld", erklärte Gegenbauer und kündigte an, sich der Kritik offensiv zu stellen: "Wir werden klare Antworten geben und wollen die Mitglieder mitnehmen." Auf Seiten der Frankfurter herrschte dagegen nach dem fünften Saison-Erfolg eitel Sonnenschein.

Schließlich etablierten sich die Hessen mit nun 19 Punkten im Liga-Mittelfeld. "Ich freue mich, dass wir uns von der Abstiegszone wieder ein Stück haben absetzen können. Jetzt legen wir hoffentlich nächste Woche im Derby gegen Mainz 05 nach", sagte Frankfurts Trainer Michael Skibbe.

Hertha - Frankfurt: Daten zum Spiel