Bayern kann nicht mehr gewinnen

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Durcheinander im Strafraum von Bayer Leverkusen: Rene Adler (2. v. l.) klärt per Faust
© Getty

Bayer Leverkusen hat am 13. Spieltag der Bundesliga einen großen Achtungserfolg gefeiert. Beim FC Bayern München kam die Elf von Trainer Jupp Heynckes zu einem 1:1 (1:1)-Unentschieden und verweigerte dem Rekordmeister damit einen wichtigen Schritt aus der Ergebniskrise.

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Vor 69.000 Zuschauern brachte Mario Gomez den FC Bayern mit seinem vierten Saisontor in Führung (8.), doch Nationalmannschaftskollege Stefan Kießling glich nur sechs Minuten später aus.

Durch das dritte Remis in Folge tritt der FC Bayern weiter auf der Stelle. Leverkusen bleibt in der Liga ungeschlagen und holte sich die Tabellenführung von Werder Bremen zurück. Vor dem Spiel hatten sich beide Vereine auf eine Rückkehr von Toni Kroos zum FC Bayern im kommenden Sommer geeinigt.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern fehlen Ribery, Robben und Toni. Gomez rückt für den Italiener in die Startelf. Eigentlich sollte auch Altintop beginnen, doch der Türke verletzte sich beim Aufwärmen. Deswegen spielt Klose trotz Trainingsrückstandes nach Schweinegrippe-Quarantäne von Beginn an.

Bei Leverkusen ist Adler nach überstandener Augenentzündung zurück im Tor. Ansonsten setzt Heynckes auf die Elf, die zuletzt Frankfurt 4:0 schlug.

8., 1:0, Gomez: Ballverlust Schwaab an Schweinsteiger. Klose startet durch, wird gelegt, spitzelt den Ball aber auf Gomez. Der steht alleine vor Adler und versenkt mit dem linken Außenrist. Erstes Gomez-Tor seit dem 12. September.

14., 1:1, Kießling: Diagonalball von Vidal aus der eigenen Hälfte auf Kießling. Demichelis hebt das Abseits auf, van Buyten pennt, wetzt hinterher. Kießling lässt den Abwehrspieler im Strafraum mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen und verwandelt eiskalt rechts unten. Neuntes Saisontor.

24.: Nächster Bayern-Patzer in der Abwehr. Demichelis lässt den Ball durchrutschen, Kießling läuft alleine auf Butt zu. Der Bayern-Keeper verkürzt den Winkel und pariert stark zur Ecke.

40.: Freistoß Badstuber aus 25 Metern, halbrechts. Schön über die Mauer Richtung rechter Winkel gezirkelt - Adler fliegt heran und pariert stark.

44.: Müller auf rechts mit Platz. Seine erste Hereingabe blockt Castro, die zweite findet Tymoschtschuk frei am Elfmeterpunkt. Direktschuss nach links unten, Adler taucht ab und kratzt den Ball fantastisch aus dem Eck.

Halbzeit-Fazit: Bärenstarke Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Bayern engagiert, aber insgesamt limitierter als spielfreudige Gäste, die überhaupt keinen Respekt zeigen. Ballbesitz: 48:52 Prozent.

49.: Beinahe eine Kopie der Szene kurz vor der Halbzeit. Müller legt von rechts auf Tymoschtschuk. Der bolzt den Ball aus 16 Metern freistehend unters Stadiondach.

66.: Kießling mal mit Raum 23 Meter vor dem Tor. Linksschuss, einen Meter rechts vorbei.

85.: Baumjohann steckt rechts stark auf Schweinsteiger durch. Dessen scharfe Hereingabe findet Gomez am Fünfer. Gomez zieht den Ball mit der Hacke aufs Tor - Adler hält reflexartig.

Fazit: Einer starken ersten Halbzeit folgte eine langweilige zweite, in der Bayern mit beschränkten Mitteln anlief und Bayer klug verteidigte. Leverkusen nimmt verdient einen Punkt mit nach Hause.

Der Star des Spiels: Rene Adler. Nach emotionalen Tagen mit der Trauer um Robert Enke war der Bayer-Keeper in München absolut auf der Höhe und parierte gegen Badstuber, Tymoschtschuk und Gomez überragend. Hatte im ganzen Spiel nur eine kleine Unsicherheit, als er nach einer Lahm-Flanke den Ball erst im Nachfassen festhielt.

Die Gurke des Spiels: Philipp Lahm. Mit der Last seines Interviews im Rücken spielte der Rechtsverteidiger verunsichert und hatte bemerkenswert wenige Ballkontakte. Offensiv war Lahm überhaupt nicht zu sehen, was auch am bärenstarken Gegenspieler Kroos lag, der viele Zweikämpfe gegen die Ex- und zukünftigen Kollegen gewann.

Die Pfeife des Spiels: Knut Kircher, pfiff sehr umsichtig und souverän. Hätte gegen Vidal (3.) und Kroos (40.) nach Fouls an van Bommel Gelb zeigen können. Seine Assistenten lagen bei fast allen knappen Abseits-Entscheidungen (u.a. Kießlings vermeintliches 2:1 nach Kroos-Hackentrick, 22.) richtig. Nur Müller (50.) stand nicht "drin".

Die Lehren des Spiels: Bayern-Trainer van Gaal wünscht sich immer Gegner, die in der Allianz Arena mitspielen. Mit Bayer hatte der FCB nun einen Kontrahenten, der das tat und das Spiel in der ersten Halbzeit sogar dominierte. Bayer war taktisch reifer, kombinierte im Mittelfeld blitzsauber und fand immer eine spielerische Lösung im Aufbauspiel.

Bayern spielte zwar verbessert, braucht im Spielaufbau aber immer noch viel zu lange. Wenn es mal schnell gehen soll, schlagen die Innenverteidiger meist planlose Diagonalbälle auf Gomez. Wie gegen Schalke ging der FCB in Führung, konnte diese aber nicht lange halten, weil der Defensive immer wieder einfache Fehler (diesmal van Buyten) unterlaufen.

In der zweiten Halbzeit erhöhte Bayern den Druck, schaffte im Mittelfeld ein Übergewicht, brachte die Bälle aber kaum noch in die Spitze. Auch weil Leverkusen brilliant auf Abseits spielte. Gomez war nur effektiv, wenn er den Ball in den Lauf gespielt bekam. Da sich Bayer aber mehr zurück zog, waren die Räume dafür nicht da. Klose war schon nach 60 Minuten platt.

Kompliment an Bayer: In der Form ist Leverkusen ein heißer Anwärter auf die Herbstmeisterschaft. Bayern hingegen wird sich weiter steigern müssen, will man auf einem der oberen Plätze überwintern.

Bayern - Leverkusen: Daten zum Spiel