Frankfurt erleidet Sudden-Death in elf Minuten

Von Florian Bogner / Marcus Giebel
Bayer-Stürmer Stefan Kießling (Mitte) traf gegen Eintracht Frankfurt zum achten Mal im zwölften Spiel

Bayer Leverkusen hat die Führung in der Bundesliga eindrucksvoll ausgebaut. Das Team von Jupp Heynckes kam zum Auftakt des 12. Spieltags zu einem überzeugenden 4:0 (3:0)-Heimsieg über Eintracht Frankfurt und kann sich den restlichen Spieltag bequem von der Couch aus ansehen.

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Schon nach 75 Sekunden brachte Top-Torjäger Stefan Kießling die Hausherren in Führung, Stefan Reinartz (6.) und Toni Kroos (11.) legten unmittelbar nach. Dem eingewechselten U-20-Nationalspieler Lars Bender gelang der Endstand (86.).

Leverkusen hatte zuvor nur eins der letzten fünf Heimspiele gegen Frankfurt gewonnen. In der Tabelle führt Leverkusen mit 26 Punkten und kann am Wochenende von niemandem eingeholt werden.

Frankfurt-Coach Michael Skibbe war hingegen mächtig sauer: "Wir sind in den ersten 15 Minuten überrollt worden. Wir hatten Angst vor der eigenen Courage. Wir müssen uns bei Eintracht Frankfurt in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren völlig anders aufstellen, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben."

Adler sagt DFB ab

Nationaltorhüter Rene Adler musste wegen einer Augenentzündung aussetzen, für ihn stand Fabian Giefer im Tor. Nach dem Spiel erklärte Adler, dass er deshalb auch auf die Länderspiele des DFB in der kommenden Woche verzichten werde.

Adler wäre bei den Spielen gegen Chile und Elfenbeinküste sowieso nur Ersatz gewesen. Bundestrainer Joachim Löw hatte sich bereits im Vorfeld dazu entschieden, Tim Wiese und Manuel Neuer einzusetzen. Das Löw nun einen dritten Torwart nachnominiert, ist nicht zu erwarten. Robert Enke war nach langer Krankheitspause nicht berücksichtigt worden.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer muss auf Keeper Adler verzichten, der mit einer Augenentzündung (und Brille) auf der Tribüne sitzt. Für ihn feiert der 19-jährige Giefer sein Debüt zwischen den Pfosten. Dazu fehlen die Langzeitverletzten Rolfes, Kadlec, Renato Augusto und Helmes.

Premiere im Tor auch bei Frankfurt: Weil Nikolov (Knie) fehlt, spielt Neuzugang Fährmann erstmals für die Eintracht. Zudem spielt Franz wieder rechts für Ochs (Rippenbruch), Vasoski rückt dafür in die Innenverteidigung.

2., 1:0, Kießling: Kießling schickt Derdiyok rechts raus, dessen Flanke erreicht den freien Reinartz am langen Pfosten. Fährmann wehrt gut ab, doch dann setzt sich Barnetta am Fünfer im Kopfballduell gegen Teber durch und legt die Kugel in Richtung Tor. Aus drei Metern vollendet Kießling. Achtes Saisontor von Kießling.

6., 2:0, Reinartz: Ecke Barnetta von rechts. Am kurzen Pfosten pennt Meier, Reinartz springt höher als Schwegler und Teber. Fährmann boxt sich die Kugel ins eigene Netz. Erstes Profi-Tor für Reinartz.

11., 3:0, Kroos: Fehler im Spielaufbau der Eintracht, Caio bleibt stehen. Kießling zieht von rechts in die Mitte und spielt Derdiyok an. Franz klärt vor dem Schweizer - aber genau auf Kroos. Der zirkelt den Ball aus 20 Metern in den rechten Winkel.

20.: Vidal hat Mitleid. Der Chilene spielt den Ball unter Bedrängnis von Caio an der eigenen Torauslinie in den Bayer-Strafraum genau auf Liberopoulos. Doch der ist zu überrascht und lässt sich den Ball gleich wieder abnehmen.

22.: Ecke Barnetta, diesmal von links. Hyypiä steigt hoch, Spycher rettet auf der Linie für den bereits geschlagenen Fährmann.

23.: Höchststrafe für Caio. Skibbe nimmt den Brasilianer (neun Ballkontakte) raus und bringt Korkmaz.

29.: Freistoßflanke von Barnetta aus halbrechter Position. Hyypiä ist dran, doch dessen Kopfball steigt weit über die Latte.

Halbzeit-Fazit: Unterirdische Vorstellung der Eintracht-Defensive. Leverkusen hätte noch mehr Tore machen können.

59.: Nach einem Rückpass schießt Giefer den zehn Meter vor ihm stehenden Liberopoulos an, doch der Youngster hechtet dem Ball sofort hinterher und bekommt nach einem zu harten Einsteigen des Griechen einen Freistoß zugesprochen.

67.: Castro kommt über die linke Seite, seine Hereingabe nimmt Kießling direkt. Der Linksschuss geht am langen Pfosten vorbei.

86., 4:0, Bender: Reinartz treibt den Ball durchs Mittelfeld und schickt den eingewechselten Bender links in den Strafraum. Franz bleibt weg, Bender legt die Kugel am herausstürmenden Fährmann vorbei und schiebt ein.

Fazit: Leverkusen siegt überzeugend und spart sogar noch ein paar Körner für das nächste Spiel in 16 Tagen bei Bayern München.

So diskutierten die SPOX-User während der Partie

Der Star des Spiels: Stefan Kießling. Ob ihn die Nominierung fürs DFB-Team zusätzlich beflügelte, muss er selbst beantworten. Jedenfalls war der 25-Jährige der Alptraum der Eintracht-Deckung, trug jeden Leverkusener Angriff mit, war auf den Flügeln und im Zentrum gleichermaßen zu finden und netzte bereits nach 75 Sekunden zum achten Mal in dieser Saison ein. Mehr geht eigentlich nicht.

Die Gurke des Spiels: Selim Teber und Pirmin Schwegler. Frankfurts Verhängnis war nicht die Abwehr, sondern das defensive Mittelfeld. In Abwesenheit von Chris war Schwegler gegen seine Ex-Kollegen eine glatte Fehlbesetzung auf der "Sechs". Teber wiederum ließ Reinartz vor dem 0:1 einfach laufen und war auch beim 0:2 zu weit von seinem Gegenspieler weg. Und Toni Kroos bekamen sie beide nicht in den Griff.

Die Pfeife des Spiels: Felix Zwayer. Ein paar Probleme mit der Vorteilsauslegung, aber im Großen und Ganzen souverän in einer fairen und unaufgeregten Partie. Unterbrach die Partie kurz, als der Eintracht-Block hohl drehte und Bengalos zündete.

Die Lehren des Spiels: Leverkusen spielte zu Beginn nicht mit der Eintracht, es überrannte sie. Die Art und Weise, wie vor allem Kießling, Kroos und Derdiyok die Kugel laufen ließen, war zwei Level zu schnell für Frankfurt. Ebenso wehrlos stand die Eintracht den Bayer-Standards gegenüber, die mittlerweile zu den gefährlichsten der Liga gehören.

Wenn Friedrich und Hyypiä mit aufrücken, herrscht Woche für Woche Konfusion in des Gegners Strafraum - vor allem weil sich die kopfballstarken Spieler erst im letzten Moment aus einem Knäuel lösen und präzise in Position laufen. Dass Barnetta und Kroos die Bälle richtig gut reinbringen, tut sein Übriges. Das hat Heynckes der Mannschaft perfekt beigebracht.

So gut die Anfangsphase war, so schnell schaltete Bayer nach 30 Minuten aber auch in den Leerlauf. Die zweite Halbzeit konnte man sich eigentlich schenken. Immerhin bewies Leverkusen diesmal einen Lerneffekt und brachte den Gegner nach klarer Führung nicht wieder zurück ins Spiel, wie zuvor schon in Wolfsburg und auf Schalke geschehen.

Ein Wort zu den jungen Ersatzkeepern: Eine Bewertung für Giefer muss aufgrund fehlender Beschäftigung entfallen. Der 19-Jährige fiel nur bei seinem Fehlpass auf Liberopoulos auf, machte seinen Fehler aber gleich wieder gut. Gegenüber Fährmann konnte einem nach drei Gegentoren in elf Minuten zum Debüt eigentlich nur noch Leid tun. Teilschuld hatte er nur am 0:2.

Leverkusen - Frankfurt: Daten zum Spiel