Hertha ratlos, Funkel trotzig

SID
Ratlose Gesichter nach dem Schlusspfiff in Berlin: Michael Preetz (l.) und Artur Wichniarek
© Getty

Nach der Heimniederlage gegen den 1. FC Köln herrschte bei der Hertha aus Berlin Ratlosigkeit. Während der Präsident in die Schusslinie gerät, spricht Friedhelm Funkel trotzig vom Klassenerhalt.

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Die Berliner feiern 20 Jahre Mauerfall, auf die sportliche Wende bei Hertha BSC müssen sie aber weiter warten. Denn anders als in der Vorsaison zeigt Fortuna dem Krisen-Klub derzeit die kalte Schulter.

"Uns ergeht es im Moment so wie in der vergangenen Saison vielen unserer Gegner: Am Ende sind alle über das Ergebnis sprachlos", sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer nach dem bitteren 0:1 (0:0) im zuvor von Kapitän Arne Friedrich als "Endspiel" ausgerufenen Duell gegen den 1. FC Köln.

Die Statistik spricht in der Tat für eine unverdiente Niederlage des Tabellenletzten: 16:2 Torschüsse, 8:1 Ecken, 55 Prozent gewonnene Zweikämpfe.

Übersetzt bedeutet das: viel Aufwand, null Ertrag. Die seit 441 Bundesliga-Minuten torlose Hertha taumelt dem fünften Abstieg der Klubgeschichte entgegen.

Noch nie konnte sich ein Verein mit der Katastrophen-Bilanz von nur vier Punkten aus den ersten zwölf Spielen noch retten. "Dann werden wir eben der erste Klub sein", sagte Trainer Friedhelm Funkel trotzig: "Ich bin mir sicher, dass wir noch zwei, drei Siege bis zur Winterpause holen und dann eine erfolgreiche Aufholjagd starten."

Gegenbauer gerät in die Kritik

Sollte es nach der Länderspielpause in den kommenden zwei Partien beim VfB Stuttgart (21. November) und gegen Eintracht Frankfurt (28. November) aber weitere Niederlagen geben, wird es auch für Vereinsboss Gegenbauer ungemütlich.

Der 59 Jahre alte Unternehmer gerät angesichts der beispiellosen Talfahrt vom Meister-Kandidaten zum Abstiegs-Favoriten innerhalb von nur einem halben Jahr zunehmend in die Kritik.

Wie die "Berliner Morgenpost" berichtete, wurde für die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung am 30. November von einem Mitglied, der im Mai 2008 vergeblich für das Präsidium kandidierte, bereits ein Antrag zur Abwahl des Präsidiums "wegen schlechter Politik" eingereicht.

Unglückliche Personalentscheidungen

"Wir werden uns nicht davon beeinflussen lassen, was links und rechts passiert. Wie unsere Arbeit beurteilt wird, werden wir dann sehen", sagte Gegenbauer in der RBB-Sendung "Sportplatz".

Gegenbauer wird angekreidet, dass er Ex-Manager Dieter Hoeneß entmachtet und stattdessen den Novizen Michael Preetz installiert hat, der sowohl als Einkäufer als auch als Krisenmanager bislang unglücklich agierte.

Zudem vertraute der Präsident dem Ex-Trainer Lucien Favre quasi blind - und streitet sich nun mit dem Schweizer vor dem Arbeitsgericht. Gegenbauers vordergründlichste Aufgabe ist es nun, den angekündigten Finanz-Notplan für dringend benötigte Verstärkungen in der Winterpause zu realisieren.

"Eine Blutauffrischung für die Rückrunde könnte uns gut tun", sagte Trainer Funkel, meinte aber auch: "Meine Spieler haben es selbst in der Hand, das noch zu verhindern."

Meier: "Noch keine Wiedergutmachung"

Außenverteidiger Marc Stein jedoch fällt wegen eines Muskelfaserrisses im linken Oberschenkel für zwei bis drei Wochen aus.

Das Glück hatten an diesem Sonntagabend die schwachen Kölner gepachtet. Zunächst traf der Berliner Raffael innerhalb von fünf Sekunden zweimal nur den Pfosten (41.), dann erzielten die Rheinländer mit ihrer zweiten Chance den Siegtreffer durch Kapitän Milivoje Novakovic (79.) nach einer Freistoß-Flanke von Nationalspieler Lukas Podolski.

"Wir hatten viel Glück. Auf Dauer kommt man mit so einer Spielweise nicht nach vorne", sagte Podolski ehrlich.

Für Manager Michael Meier war damit die Enttäuschung über das 0:1 gegen Hannover 96 noch nicht vergessen: "Das war keine Wiedergutmachung. Die muss jetzt im nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim her.

Hertha - Köln: Daten zum Spiel