Aufreger der Saison: Lehmanns Schuhwurf

Von SPOX
Schiri Kempter kennt kein Pardon mit Salihovic: Ohne Schuh, kein Spiel. Lehmann ist ganz unschuldig
© Getty

Die Saison 2008/09 ist zu Ende und hat mit dem VfL Wolfsburg einen würdigen Meister gefunden. Das erhoffte Herzschlagfinale blieb zwar aus, die Saison hatte es dennoch in sich. Bayerns turbulentes Jahr mit der Entlassung von Jürgen Klinsmann, Felix Magaths Meisterstück und sein Wechsel nach Schalke und der Absturz von Werder Bremen. SPOX hat die Tops und Flops der 46. Bundesliga-Saison zusammengestellt.

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Platz 1: Jens Lehmanns Schuhwurf

Wie gut, dass Jens Lehmann nach sechs Jahren in London den Weg zurück in die Heimat gefunden und nicht beschlossen hatte, mit 38 Jahren die Handschuhe an den Nagel zu hängen. Uns wären einige erheiternde oder befremdende Episoden in dieser Saison entgangen. Das Highlight war sicher der berühmte Schuhwurf - und der ging so: Es war am 21. Februar im Spiel Stuttgart gegen Hoffenheim (3:3).

Sead Salihovic hatte nahe des Lehmann'schen Territoriums seinen linken Schuh bei einem Schussversuch verloren. Ohne Schuh muss man vom Platz, denn unvollständige Sportausrüstung geht nicht. Doch Salihovic kam nicht an seinen Schuh, denn den hatte sich schon Lehmann gekrallt. Und der VfB-Keeper gab ihn nicht etwa seinem rechtmäßigen Besitzer zurück, sondern warf ihn in hohem Bogen aufs Tornetz. Von dort musste sich ihn Salihovic dann mühsam herunterangeln.

Hinterher gab's ein Riesentheater. 1899-Trainer Ralf Rangnick nannte Lehmanns Aktion "hochgradig unsportlich". Lehmann warf Rangnick vor, mit "niveaulosen Äußerungen" nur auf Schlagzeilen aus zu sein. Kurz vor Saisonende war Lehmann dann erneut zur Stelle, als er den DFB-Schiedsrichtern pauschal vorwarf, für Bayern und Wolfsburg zu pfeifen, weshalb der VfB nicht schon vorzeitig als Meister feststünde. Das kam allerorts auch sehr gut an, ist aber eine andere Geschichte...

Platz 2: Zur spät zur Dopingprobe

Nur zwei Wochen vor dem Schuhwurf hatte die TSG Hoffenheim für einen Aufreger der ganz anderen Art gesorgt. Die Sportkameraden Andreas Ibertsberger und Christoph Janker waren nach dem Spiel in Gladbach (1:1) zu spät zur obligatorischen Dopingprobe erschienen.

Danach brach eine große Diskussion vom Zaun: Dopingkämpfer forderten Zero Tolerance und lange Sperren für die Spieler, und Werner Franke war der Ansicht, dass es endlich mal an der Zeit wäre für einen Feldzug gegen die Ballsportarten, in denen "knackerdick" gedopt würde.

In der Bundesliga sprachen sich die meisten dafür aus, Milde walten zu lassen.

Rangnick erklärte zunächst, dass die Spieler zu spät gekommen seien, weil er eine zehnminütige Mannschaftssitzung direkt nach Spielende einberufen hätte, verwahrte sich dann gegen Dopingvorwürfe in Richtung seines Klubs und verwies schließlich darauf, dass derartige Unkorrektheiten in der Bundesliga an der Tagesordnung seien.

Das Ende vom Lied: Der DFB-Kontrollausschuss verteilte die Schuld auf die Schultern der TSG und ihres für die Dopingprobe verantwortlichen Arztes sowie die des anwesenden DFB-Kontrollarztes. Letzter wurde suspendiert, Hoffenheim musste 75.000 Euro bezahlen, Physio Peter Geigler 2500. Zudem gilt ab der kommenden Saison, dass die für die Dopingprobe vorgesehenen Spieler von neutralen Hilfspersonen, so genannten Chaperons, von der Wettkampfstätte zur Kontrolle geführt werden.

Platz 3: Anfeindungen gegen Dietmar Hopp

Die tollen Erfolge der Hoffenheimer in der Vorrunde riefen natürlich Neider auf den Plan. Die konzentrierten sich in erster Linie auf Dietmar Hopp, den Mäzen des Klubs.

Am fünften Spieltag glänzten Fans von Borussia Dortmund beim Gastspiel in Mannheim mit einem Transparent, das ein Fadenkreuz auf Hopps Konterfei zeigte und die Aufschrift "Hasta la Vista, Hopp" trug.

"Die tollen Auftritte der Mannschaft werden getrübt durch Geschmacklosigkeiten, die nicht mehr hingenommen werden dürfen. Bei Aufrufen zu Mord ist das Maß voll. Das sind keine Dummejungenstreiche mehr, das sind Verbrechen", erklärte der Milliardär und erstattete Strafanzeige gegen den betreffenden Fan.

Der DFB wiederum drohte mit Geldstrafen und Platzsperren für Vereine, sollten sich deren Fans ähnliche Entgleisungen leisten. Die Vereine wiederum wurden nicht müde, ihre Solidarität mit Hopp zu bekunden und ihre Fans vor etwaigen Aktionen zu warnen.

Jens Lehmann im Steckbrief