Wolfsburg verballert Big Point

Von Thomas Gaber/Martin Rösch
Wolfsburgs Verteidiger Andrea Barzagli verlor in der ersten Halbzeit viele Zweikämpfe
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat durch die 0:2 (0:0)-Niederlage am 29. Spieltag der Bundesliga die Patzer der Konkurrenz im Kampf um die deutsche Meisterschaft nicht nutzen können, bleibt aber mit zwei Punkten Vorsprung auf Hertha BSC Berlin Tabellenführer. Vor 15.750 Zuschauern im Stadion der Freundschaft erzielten Dimitar Rangelow (72.) und Ervin Skela (86.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Bojan Prasnikar.

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Durch den siebten Saisonsieg verließ Cottbus die Abstiegszone und ist jetzt Tabellen-15., Felix Magaths Wolfsburger haben trotz der Pleite weiterhin die besten Karten im Meisterkampf.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Cottbus im Vergleich zur peinlichen Vorstellung beim 0:4 suf Schalke mit vier Änderungen in der Startelf. Angelow, Pacicevic, Burca und Kapitän Rost sind neu dabei. Bei Wolfsburg bleibt alles beim Alten. Kein Wunder bei zehn Siegen in Folge.

14.: Erste dicke Möglichkeit für die Gäste. Schäfer vernascht an der linken Eckfahne gleich zwei Gegenspieler und flankt nach innen. Tremmel klatscht die Hereingabe genau vor die Füße von Grafite. Der Brasilianer zieht etwas überhastet aus zehn Metern drüber. 

17.: Doppelchance Wolfsburg! Misimovic tanzt im 16er zwei Cottbuser aus und lädt vom Elfmeterpunkt ab. Tremmel pariert mit einem klasse Reflex und Grafite hämmert den Nachschuss in die Wolken.

19.: Jetzt ist Dampf drin! Skela haut aus 25 Metern drauf. Benaglio muss sich ganz lang machen und klärt zur Seite.

35.: Skela sieht, dass Benaglio einen Tick zu weit vor seinem Kasten steht und versucht, den Schweizer mit einem Heber aus 22 Metern zu überlisten. Der VfL-Schlussmann lenkt das Leder gerade noch über die Latte.

41.: Josue schickt Dzeko aus dem Mittelfeld auf die Reise. Der Goalgetter ist durch, zielt aber von der Strafraumgrenze knapp neben den rechten Pfosten. Den macht er normalerweise.

53.: Atan legt eine Hereingabe direkt vor die Füße von Grafite. Der Brasilianer legt auf Dzeko ab, der frei aus zehn Metern Tremmel anschießt.

55.: Aufregung im Wolfsburger Strafrum. Rangelow kommt gegen Zaccardo zu Fall. Schiri Fleischer entscheidet nur auf Freistoß. Wenn er das Foul pfeift, muss er eigentlich Elfmeter geben. Der anschließende Standard bringt den Gastgebern nichts ein.

72., 1:0, Rangelow: Schöner Doppelpass auf dem linken Flügel. Iliev findet am langen Pfosten den Kopf von Rangelow. Barzagli pennt - und der Stürmer nickt aus kurzer Distanz ein.

74.: Zaccardo lässt aus 25 Metern einen Hammer los. Tremmes fliegt und pariert wieder mal klasse.

86., 2:0, Skela: Sörensen schickt Skela mustergültig in die Gasse. Der Albaner bekommt im Strafraum von Barzagli und Simunek nur freundlichen Geleitschutz und bedankt sich mit einem Schuss ins lange Eck.

So lief das Spiel: Zerfahrener Beginn von beiden Teams. Cottbus probierte es mit Härte und langem Hafer, Wolfsburg ebenfalls mit langen Bällen auf Dzeko. Nach zehn Minuten übernahmen die Gäste das Kommando. Angetrieben von Spielmacher Misimovic erspielten sich der VfL zwei dicke Torchancen, die Grafite überhastet vergab. Cottbus verlor viel zu schnell die Bälle, fing sich aber nach einer guten Viertelstunde wieder. Wolfsburg gab plötzlich unverständlicherweise das Mittelfeld preis und ließ einige Chancen zu, vor allem nach Flanken von links. Das 0:0 zur Pause war leistungsgerecht.

Magath nahm in der Pause einen Doppelwechsel vor. Zaccardo und Dejagah kamen für Riether und Gentner und mit ihnen ein verbesserter VfL. Dzeko hatte die nächste Riesenchance, doch Tremmel hielt Cottbus im Spiel (53.). Das Spiel hatte keine große Klasse, blieb aber bis zum Schlusspfiff aufregend. Nach Energies Führungstor fiel Wolfsburg nicht mehr viel ein, Cottbus brachte den Vorsprung mit Glück, Geschick und einem überragenden Torhüter Tremmel über die Zeit.

Der Star des Spiels: Gerhard Tremmel. Der Fels in der Brandung, der Mann mit den 1.000 Armen, der Keeper mit unglaublichen Reflexen, der Flankenpflücker, der Motivator - schlichtweg der Held des Tages in Cottbus.

Die Gurke des Spiels: Grafite und Dzeko. Wolfsburgs Torgranaten verballerten Großchancen en masse. Egal, ob vor dem leeren Tor (Grafite) oder mutterseelenallein acht Meter vor Tremmel (Dzeko). Dem VfL-Sturmduo rutschte im ersten "Endspiel" um den Meistertitel das Herz in die Hose.

Die Lehren des Spiels: Ein Auswärtsspiel in Cottbus ist der Charaktertest schlechthin für ein Spitzenteam. Und wenn man mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung Titel machen kann, werden schon mal die Beine schwer. Kämpferisch ist Wolfsburg kein Vorwurf zu machen, die Mannschaft nahm die Zweikämpfe in einer intensiv und hart geführten Partie an.

Doch drei Dinge waren auffällig: In Hälfte eins wirkte der VfL nervös in der Defensive, Simunek und Barzagli verloren viele Kopfballduelle und die Außenverteidiger Pekarik und Schäfer ließen sich von fußballerisch überschaubaren Cottbussern abkochen.

Zudem ließen Grafite und Dzeko ihre Coolness vor dem Tor vermissen. Lähmt die Chance auf den Titel doch? Erstaunlich, wie viele Chancen von bester Qualität von Grafite und Dzeko ungenutzt blieben. Und nach dem Rückstand hatte der VfL nichts mehr entgegenzusetzen.

Im Kampf um den Titel hat Wolfsburg nach wie vor die besten Karten, doch die Pleite in Cottbus war vermeidbar und daher doppelt ärgerlich.

Cottbus dagegen gelang die erwartete Reaktion nach dem Debakel auf Schalke. Kampf und Einsatz stimmten - Cottbus' Faustpfand im Abstiegskampf. Nur mit Grätschen aber hält man nicht die Klasse nicht. Skela und Rangelow setzten spielerische Akzente und erzielten obendrein die Tore.

Aber erst ein Tremmel in Überform machte den Sieg perfekt und hält Cottbus' Chancen auf den Klassenerhalt aufrecht.

Cottbus - Wolfsburg: Daten & Fakten