Wolfsburg siegt glücklich gegen Leverkusen

Von Stefan Rommel / Jochen Tittmar
Das Duell des Spiels: Grafite (l.) schenkte Leverkusen-Keeper Adler zwei Dinger ein
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat seinen Siegeszug in der Bundesliga dank Torjäger Grafite fortgesetzt und auch das zehnte Spiel in Folge gewonnen. Die Wölfe besiegten Bayer Leverkusen in der heimischen VW-Arena 2:1 (1:0) und verteidigten damit die Tabellenführung vor den Bayern und dem HSV, der allerdings erst am Sonntag spielt.

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Vor 30.000 Zuschauern verwandelte Grafite einen unberechtigten Elfmeter zur Wolfsburger Führung (23.) - das 21. Saisontor des Brasilianers. Toni Kroos mit seinem ersten Tor für Leverkusen gelang kurz nach der Pause der verdiente Ausgleich (53.).

Erneut Grafite besorgte sechs Minuten vor dem Ende den unverdienten Sieg für die Wölfe. Mit dem zehnten Dreier in Folge stellte Wolfsburg zudem den Uralt-Rekord von Borussia Mönchengladbach aus dem Jahr 1987 ein.

Für Bayer Leverkusen dürfte die Bundesliga-Saison nach der zehnten Niederlage und bei sieben Punkten Rückstand auf Rang fünf gelaufen sein.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Wolfsburg erneut mit derselben Formation wie in den letzten Wochen.

Leverkusen mit zwei Änderungen: Zdebel muss Vidal weichen. Barnetta ist wegen Adduktorenproblemen gar nicht im Kader, für den Schweizer beginnt Renato Augusto.

12.: Helmes wird auf links freigespielt und flankt in die Mitte. Dort steht Augusto relativ unbedrängt und schließt direkt ab. Der Ball wird zur Ecke abgefälscht, die nichts einbringt.

22., Elfmeter für Wolfsburg: Grafite setzt sich auf links gegen Friedrich durch und zieht in den Strafraum. Eigentlich foult der Brasilianer den Leverkusener - Fehlentscheidung!

23., 1:0, Grafite: Der Brasilianer verlädt Adler, schickt den Keeper nach links und schiebt lässig rechts ein. Sein 21. Saisontor!

27.: Monster-Pass von Misimovic in die Gasse auf Grafite. Der ist alleine vor Adler, scheitert aber am glänzend parierenden Keeper.

30.: Dzeko im Laufduell mit Sinkiewicz. Der Bosnier macht einen schnellen Haken, Leverkusens Verteidiger rutscht weg. Dzeko zieht aus sieben Metern aufs kurze Eck. Wieder pariert Adler stark.

41.: Gentner geht an Henrique auf links vorbei und zieht in die Mitte. Seine Hereingabe wird abgefälscht und landet zentral bei Misimovic. Der zieht sofort mit rechts ab, doch der Schuss geht knapp links neben das Tor.

48.: Kroos passt einen Freistoß von halblinks in den Lauf von Kadlec. Alle Wolfsburger schlafen, der Linksverteidiger bringt die Kugel flach in die Mitte. Dort steht Rolfes und schießt den Ball aus sechs Metern an die Latte!

53., 1:1, Kroos: Rolfes legt aus zentraler Position raus auf Kießling. Der zieht etwas nach innen. Von dort landet der Ball bei Kroos, der den Ball mit dem Außenrist rechts unten im Tor unterbringt.

59.: Dzeko mit einem langen Ball von der Mittellinie auf Grafite. Der düpiert Kadlec, der den Ball vollkommen unterschätzt hat, und schießt - drüber.

63.: Vidal spielt den Ball wunderbar auf Helmes. Der haut den Ball mit links direkt neben den Kasten. Das hätte die Leverkusener Führung sein können.

75.: Ruckzuck geht's und schon ist Grafite auf rechts durch und stürmt auf Adler zu. Die Mischung aus Schuss und Pass zu Dzeko am langen Pfosten erreicht den Adressaten nicht.

85., 2:1, Grafite: Bayer steht viel zu hoch und spielt auf Abseits. Misimovic bedient Grafite perfekt, der ist auf und davon und legt den Ball aus 14 Metern ins lange Eck.

90.: Von links kommt die Hereingabe zu Dejagah, der mit rechts abzieht. Adler wehrt gerade noch ab.

90.+2.: Castro schießt Simunek den Ball am Fünfer an die Hand. Kann, nein, muss man auch Elfmeter geben.

So lief das Spiel: Wolfsburg fand schnell den Rhythmus, setzte den Gäste tief in deren eigener Hälfte schon zu und hatte dadurch viele schnelle Ballgewinne. Nach 15 Minuten befreite sich Leverkusen ein wenig und setzte mit schnellen Kontern, vornehmlich über links vorgetragen, empfindliche Nadelstiche.

Das Elfmetergeschenk kam aus dem Nichts und spielte den Gastgebern natürlich perfekt in die Karten. Wolfsburg konterte vorzüglich und hatte bis zur Pause etliche Gelegenheiten, das Spiel zu entscheiden.

Nach dem Wechsel wehrte sich Leverkusen endlich und kam verdient zum Ausgleich. Wolfsburg schleppte sich quasi aus der Kabine und wurde schnell dafür bestraft. In der Folge war Wolfsburg völlig von der Rolle und Leverkusen das klar bessere Team.

Wolfsburg kam erst in der Schlussviertelstunde besser auf und bot den Gästen einen offenen Schlagabtausch - der späte Siegtreffer war aber schlicht unverdient. Zumal Leverkusen quasi mit dem Schlusspfiff ein Handelfmeter verweigert wurde.

Der Star des Spiels: Was ist dieser Grafite für eine Maschine! Fast im Alleingang hielt der Brasilianer die Leverkusener Abwehr auf Trab, stach im Vergleich zu Sturmpartner Dzeko deutlich heraus und erledigte die Gäste quasi alleine. Unwiderstehlich, wie der Brasilianer beim 2:1 davonzog und den Ball eiskalt zum Big Point für die Wölfe versenkte. Grafite machte den Unterschied - so einfach ist das.

Die Gurke des Spiels: Patrick Helmes brachte das Kunststück fertig, in 90 Minuten nicht einen einzigen Zweikampf zu gewinnen. Der Nationalspieler war überhaupt nicht zu sehen, hatte keine Bindung zum Spiel und nur eine Torchance - die er aber kläglich verballerte. Als schönes Gegenstück zur Leistung Helmes' stand sein Gegenüber auf Wolfsburger Seite, der Star des Spiels.

Die Lehren des Spiels: Wolfsburg versuchte sich in der großen Kunst des Verwaltens - und wurde eiskalt erwischt. Ganz so weit sind die Wolfsburger also doch noch nicht, zumindest in der Beziehung fehlt noch ein Stück zum FC Bayern.

Die Wölfe taumelten quasi nur noch durch die zweite Halbzeit. Die Angst vor dem Gewinnen war förmlich greifbar. Felix Magath konnte von außen auch keine Impulse mehr setzen - aber das Faustpfand der körperlichen Fitness kam in den letzten Minuten zum Tragen.

Und so platt es klingt: Wer einen unberechtigten Elfmeter geschenkt bekommt, kurz vor Schluss von einem für den Gegner verschont bleibt und so ein Spiel noch gewinnt, der hat definitiv das Zeug zum Meister.

Leverkusen dagegen zeigte endlich die nötige Verbissenheit und spielte den VfL im eigenen Stadion in der zweiten Halbzeit an die Wand.

Von viel zu brav und zaghaft konnte Bayer den Modus auf aggressiv und dominant umstellen und zeigte die beste Halbzeit der Rückrunde und auch wieder die Leichtigkeit und Spielfreude der Vorrunde. Umso ärgerlicher, dass es noch nicht mal zum Punktgewinn gereicht hat.

So dürfte die Saison für die Werkself gelaufen sein. Bayer muss die Pflichtaufgaben jetzt noch vernünftig zu Ende spielen und sich voll und ganz auf den DFB-Pokal konzentrieren. Auch wenn Coach Bruno Labbadia das vor dem Spiel noch kategorisch ausschließen wollte.

Wolfsburg - Leverkusen: Daten & Fakten