Gomez trifft in letzter Sekunde

Von Daniel Börlein / Christian Günthner
Kein Durchkommen! Dieser Lanig-Freistoß landet in der vielbeinigen HSV-Mauer
© Getty

Der VfB Stuttgart hat den Hamburger SV am 27. Spieltag durch einen Treffer von Mario Gomez in der Nachspielzeit mit 1:0 (0:0) bezwungen.

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Vor 55.700 Zuschauern in Stuttgart landeten die Schwaben damit den fünften Sieg in den letzten sechs Partien und liegen nun nur noch drei Punkte hinter Platz zwei, auf dem der FC Bayern rangiert.

Punktgleich mit den Münchnern steht der HSV nun auf Rang drei. Für die Hanseaten war es nach zuletzt drei Siegen in Folge die erste Niederlage, die durch den späten Treffer und ein insgesamt ausgeglichenes Spiel doch etwas unglücklich war.

HSV-Coach Martin Jol zeigte sich natürlich enttäuscht: "Über 90 Minuten war ich zufrieden mit einem Punkt, aber dann passiert in der letzten Minute so etwas - das ist sehr bitter!"

"Heute hatte ich das Gefühl, dass es ein 0:0 wird, dass wir das Tor nicht mehr machen, deshalb freut es mich am Ende umso mehr, dass die Mannschaft gewonnen hat!", sagte hingegen Markus Babbel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim VfB ersetzt Marica den gesperrten Cacau. Hamburg beginnt mit Aogo im defensiven Mittelfeld und Jansen hinten links. Vorne erhält Guerrero den Vorzug vor Petric.

8.: Hilbert flankt von rechts auf den langen Pfosten. Gebhart haut am 5er-Eck voll drauf. Unhaltbar für Rost aber Boateng kommt mit der Hand noch an den Ball und blockt. Glück für den HSV.

33.: Wieder gehts rund im HSV-Strafraum. Und wieder kann man Elfmeter geben. Gebhart schießt, Hilbert köpft in die Mitte, Gomez legt zurück. Der Ball würde bei Marica landen, aber Gravgaard fälscht den Ball per Hand ab.

43.: Olic gewinnt gegen Tasci das Laufduell, nach einem feinen Pass von Trochowski. Der probiert's gleich mit links, aber der Winkel ist zu spitz und der Ball landet fünf Meter neben dem Tor.

45.: Starke Aktion von Olic, beste Aktion des Spiels. Im Eins-gegen-Eins macht Olic Magnin nass, zieht kurz in die Mitte und schießt sofort. Der Schuss aus zehn Metern geht an die Latte.

55.: Freistoß von Hitzlsperger. Ein Strich ins Torwarteck. Rost kriegt nicht mal mehr die Arme hoch, sondern lenkt den Ball mit der Brust zur Seite.

65.: Gebhart dribbelt in die Mitte und legt auf Hitzlsperger quer, der aus 18 Metern abzieht. Der flache Linksschuss geht einen knappen Meter rechts vorbei.

69.: Von ganz rechts landet der Ball auf der linken Außenbahn des VfB. Simak spielt dann Gomez an, der am Strafraum in die Mitte zieht und abschließt. Zu unplatziert, Rost sicher.

87.: Lattenkreuz! Schieber lässt sich weit links anspielen. Zwei Meter vor der Grundlinie zieht er ab. Sehr spitzer Winkel, trotzdem haut er die Kugel aus sieben Metern ans Lattenkreuz.

90.: Aogo zieht von halblinks in die Mitte. Er wird nicht richtig attackiert und zieht mit links ab. Der 25-Meter-Kracher ist unhaltbar für Lehmann, landet aber an der Latte!

90.+2., 1:0, Gomez: Letzte Minute der Nachspielzeit! Lanig schickt Simak auf Linksaußen. Die Flanke haut Hitzlsperger auf Rost. Der klatscht den Ball nur ab und Gomez steht sieben Meter vor dem Tor bereit. Mit der Innenseite schiebt der Torjäger zum 15. Saisontor ein.

So lief das Spiel: Ordentlicher Beginn beider Teams mit viel Tempo und leichten Vorteilen für den VfB, der mehr vom Spiel hatte. Die Hamburger setzten eher auf den schnellen Ball in die Spitze. Nach etwa 20 Minuten hing die Partie dann allerdings ziemlich durch und war geprägt von einfachen Fehlern und kleinen Fouls. Zum Ende hin wachten beide Mannschaften nochmal auf und Olic hatte die bis dato beste Gelegenheit des Spiels.

Nach der Pause nahm wiederum der VfB das Spiel in die Hand, der HSV verlegte sich aufs Kontern, weil doch merklich die Kräfte fehlten, um mit aller Macht dagegenzuhalten. Stuttgart versuchte es allerdings immer wieder durch die Mitte, wo die Gäste aber gut standen. So gab es erst in den Schlussminuten einige gefährliche Situationen, von denen Gomez eine eiskalt nutzte.

Der Star des Spiels: Thomas Hitzlsperger. Der VfB-Kapitän organisierte die Stuttgarter Defensive aus dem Zentrum heraus und trieb nach vorne immer wieder und unermüdlich an. Der letzte Pass wollte allerdings auch dem Nationalspieler nicht gelingen. Dennoch: auffälligster Mann auf dem Platz.

Die Gurke des Spiels: Ciprian Marica. Der Rumäne war in Halbzeit eins nun auch nicht schlechter als Nebenmann Gomez. Wenn man allerdings unbedingt Stammspieler werden will, dann muss man eben auch mal überzeugen. Und das tat Marica einmal mehr nicht. Wurde zur Pause folgerichtig für Youngster Julian Schieber ausgewechselt und wird in der nächsten Woche wohl wieder für den gegen den HSV gesperrten Cacau auf die Bank müssen.

Die Lehren des Spiels: Es war für beide Teams die Chance, einen Big Point zu landen. Während der HSV mit dem einen Zähler nach einer anstrengenden englischen Woche sicher noch ganz gut hätte leben können, brauchte der VfB den Dreier zwingend, um auch weiterhin von der Meisterschaft träumen zu können. Und: In Stuttgart darf nun weiter geträumt werden. Beim HSV ist man nach dem Erfolg gegen ManCity wieder hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

Die Hamburger standen defensiv sicher und ließen fast nur lange Bälle oder Diagonalpässe zu. Ein Verdienst des kompakten Fünfer-Mittelfelds, in dem alle defensiv mitarbeiten und aggressiv stören. Unter der disziplinierten Arbeit nach hinten leidet bisweilen das Spiel nach vorne. Häufig sucht man den schnellen, steilen Pass auf Olic. Der VfB war darauf recht gut eingestellt.

Wenn dann auch Jansen über links nicht so zum Zug kommt, Jarolim als Antreiber fehlt und Trochowski als Ideengeber längere Zeit untertaucht, hat der HSV Probleme, sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzen und damit die eigene Abwehr zu entlasten.

Ein überaus starkes Kreativspiel hat auch der VfB nicht, die Schwaben haben mittlerweile aber eingespielte Automatismen in ihren Angriffen, so dass jeder im Ballvortrag weiß, was er zu tun hat. Durch die Doppelsechs (dieses Mal Hitzlsperger und Lanig) ist das eigene Tor ausreichend abgesichert, wodurch die Außen fleißig mit nach vorne marschieren können.

Stuttgarts Manko allerdings: Große Torgefahr strahlt bei den Schwaben eigentlich nur Mario Gomez aus. Doch der war ja in der Nachspielzeit zur Stelle und damit einmal mehr Matchwinner der Schwaben.

Daten & Fakten: VfB Stuttgart - Hamburger SV