HSV geht in Gladbach unter

Von Stefan Moser / Johannes Rupprechter
Hamburgs Trochowski (l.) im Zweikampf mit Gladbachs Levels
© Getty

Borussia Mönchengladbach verlässt zum ersten Mal seit sieben Spieltagen das Tabellenende der Bundesliga. Ein verdienter 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV am 23. Spieltag nährt die Hoffnungen der Elf von Hans Meyer auf den Klassenerhalt. Der HSV dagegen muss sich fürs Erste von den Titelträumen verabschieden.

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Vor 54.000 Zuschauern im Gladbacher Borussia-Park erzielten Rob Friend (24.), Tobias Levels (42.), Roel Brouwers (54.) und der starke Marko Marin (65., FE) die Tore für die Gladbacher.

Das zwischenzeitliche 1:1 für Hamburg erzielte Mladen Petric in der 29. Minute. Nach der zweiten Niederlage in Folge rutscht der HSV auf Platz fünf in der Tabelle. Die Fohlen machen einen kleinen Schritt auf Platz 17. Der Abstand auf den rettenden 15. Platz beträgt nur noch einen Punkt.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der HSV muss gleich auf vier Abwehrspieler verzichten: Demel, Gravgaard und die Langzeitverletzten Atouba und Reinhardt fehlen. Dafür rückt Alex Silva neben Mathijsen in die Viererkette, Tavarez beginnt vor der Abwehr. Für Gladbach kehrt Galasek nach seinem Magen-Darm-Infekt in die Startelf zurück.

9.: Langer Ball von Boateng auf Olic, doch dessen Abschluss aus spitzem Winkel fällt zu schwach aus. Bailly kann sicher parieren.

24., 1:0, Friend: Langer Pass in den Rücken der HSV-Abwehr, Marin nimmt den Ball in vollem Lauf mit, geht auf links bis zur Grundlinie und lupft präzise auf den langen Pfosten. Guter Laufweg von Friend, der nur noch den Fuß hinhalten muss.

29., 1:1, Petric: Nach einem Eckstoß klären die Gladbacher ins Zentrum, wo Trochowski aus etwa 20 Metern abzieht. Petric lenkt seinen Schuss aus fünf Metern unhaltbar für Bailly zum Ausgleich ab.

42., 2:1, Levels: Klasse Kombination: Über Marin und Baumjohann kommt der Ball am Fünfer zum aufgerückten Linksverteidiger Levels. Dessen erster Versuch wird von Mathijsen noch auf der Linie geklärt. Doch den Nachschuss verwertet Levels aus spitzem Winkel im Fallen. Starke Aktion!

49.: Pfosten! Und eine Glanztat von Rost: Der HSV-Keeper lenkt einen Schuss von Daems aus 20 Metern mit den Fingerspitzen noch ans Aluminium.

54., 3:1, Brouwers: Jansen klärt einen langen Pass genau vor die Füße von Daems, der hebt den Ball innerhalb des Sechzehnmeter-Raumes mit Links herrlich auf Brouwers. Der Niederländer nimmt die Kugel aus zehn Meter volley und lässt Rost keine Chance.

64.: Elfmeter für Gladbach: Mathijsen läuft im Sechzehner Matmour in die Hacken. Die Entscheidung ist durchaus vertretbar.

65., 4:1, Marin: Der Nationalspieler verwandelt sicher in die linke obere Ecke. Die Entscheidung.

So lief das Spiel: Verhaltene Anfangsphase mit mehr Ballbesitz für Gladbach. Hamburg aber ohne Mühe in der Defensive und mit dem zielstrebigeren Spiel nach vorne. Vor allem die schnellen Ivica Olic und Marcell Jansen stellten die etwas schwerfällige Abwehr der Hausherren immer wieder vor Probleme und kreierten so eine Reihe gefährlicher Szenen. Die beiden schönsten Angriffe der ersten Hälfte aber nutzten die Gladbacher zu zwei Treffern durch Friend (24.) und Levels (29.). Verdiente 2:1-Führung zur Pause.

Mit dem Rückenwind der Pausenführung kam Gladbach konzentrierter und entschlossener aus der Kabine, gewann die Zweikämpfe im Mittelfeld und kam über den unermüdlichen Marin immer wieder zu Torgelegenheiten. Das 3:1 durch Brouwers war die logische und verdiente Konsequenz. Anschließend spielten sich die Fohlen fast in einen Rausch, der HSV leistete kaum noch ernsthaften Widerstand und fügte sich in die verdiente Niederlage.

Der Star des Spiels: Marko Marin. Bereitete das wichtige 1:0 für Gladbach perfekt vor: Starke Ballannahme, gutes Auge, erstklassige Technik. Zeigte sich dann vor allem in der zweiten Halbzeit in Galaform, sorgte mit seinen Dribblings und guten Standards immer wieder für Gefahr und krönte seine Leistung mit dem verwandelten Elfmeter zum 4:1-Endstand.

Die Gurke des Spiels: Piotr Trochowski. Sicher kein absolut miserables Spiel des Hamburgers. Im vorher ausgerufenen "Duell der Zaubermäuse" gegen Marin allerdings der klare Verlierer. Arbeitete zwar viel, wirkte aber in vielen Situationen verkrampft und unglücklich. Auch seine Standards waren schon besser.

Die Lehren des Spiels: Vor allem spielerisch ist Gladbach derzeit deutlich besser als es der Tabellenstand verrät. Das 4-2-3-1 mit Marin und Baumjohann als kreative Farbtupfer und Galasek als souveränen Organisator vor der Abwehr kann sich durchaus sehen lassen. Wenn Stoßstürmer Friend dann endlich auch seinen Torriecher wieder entdeckt, müsste das eigentlich reichen, um die Klasse zu halten. Gerade mit dem überragenden Publikum im Rücken.

Die große Schwachstelle aber bleibt die Defensive. Die komplette Viererkette hat vor allem erhebliche Schnelligkeitsdefizite. Der mit 44 Stück zweitmeisten Gegentore der Liga kommen nicht von ungefähr. Allerdings: Mit Levels und Brouwers trafen gegen Hamburg zwei Verteidiger.

Für den HSV gilt: Die vielen Verletzten in der Abwehr sind sicher eine mögliche Erklärung für die defensiven Probleme. Aber vier Gegentore beim Tabellenletzten sind schlichtweg zuviel für eine Mannschaft, die offen über Titelträume spricht. Von der Auswärtsbilanz der Hanseaten ganz zu schweigen.

Dabei sind es vor allem immer wieder gravierende individuelle Fehler, die den HSV ins Hintertreffen bringen - zum wiederholten Mal leistete sich etwa Jerome Boateng einen einfachen Stellungsfehler vor dem 0:1.

Die fehlende Konstanz ist angesichts des jungen Kaders allerdings nicht wahnsinnig überraschend - für den ganz großen Wurf ist es für Hamburg womöglich einfach noch zu früh.

Gladbach - Hamburg: Daten & Fakten