Hoffenheim nur remis gegen BVB

Von Philipp Dornhegge / Stefan Rommel
Zidan vergab die beste Dortmunder Chance gegen Hoffenheims Keeper Haas
© Getty

Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim haben sich am 22. Spieltag der Bundesliga leistungsgerecht 0:0 getrennt. Damit bleibt Dortmund im Jahr 2009 weiter sieglos, der Aufsteiger wartet seit vier Spielen auf einen Dreier.
 

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Durch das Remis verpasste Hoffenheim den vorübergehenden Sprung an die Tabellenspitze und belegt nun mit 41 Punkten Rang drei.

Dortmund verschenkte trotz Feldüberlegenheit zwei wichtige Punkte im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz und rutschte auf Rang neun in der Tabelle ab.

Neben einem größtenteils rassigen Spiel erlebten die 78.800 Zuschauer im Signal Iduna Park in Selim Tebers bösem Tritt gegen Tamas Hajnal einen Aufreger der anderen Art, den der ansonsten sichere Schiedsrichter Herbert Fandel zwar ahndete, aber nicht mit der nötigen Roten Karte für Teber bestrafte. Dafür flogen später noch Sebsatian Kehl und Tobias Weis vom Platz.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Beim BVB sitzt Frei etwas überraschend nur auf der Bank. Dafür heute aber wieder mal zwei echte Stürmer mit Valdez und Zidan. Auch Kringe nur auf der Bank, dafür beginnt Tinga. Dede nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder zumindest auf der Bank.

Auch bei Hoffenheim einige Umstellungen. Haas wieder für den immer noch verletzten Hildebrand im Kasten. Compper fällt verletzt aus, dafür rückt Vorsah in die Innenverteidigung. Luis Gustavo dafür auf der Sechs vor der Abwehr. Kapitän Teber rückt für Weis ins Team, im Sturm fängt Sanogo neben Ba an.

12.: Salihovic-Freistoß aus 25 Metern. Weidenfeller schaut nur zu, wie der Ball über die Mauer segelt - und Zentimeter rechts vorbei fliegt.

15.: Riesenchance! Schuss von Valdez. Eigentlich harmlos, aber Haas lässt das Schüsschen nach vorne abprallen. Zidan hat freie Schussbahn, aber Haas jetzt fantastisch und hält den Schuss aus sieben Metern mit einem Wahnsinns-Reflex.

20.: Toller Angriff! Beck auf Eduardo, der schön in die Gasse zu Teber. Der Kapitän schließt selbst ab, in der Mitte stehen zwei Man frei. Weidefeller pariert.

35.: Salihovic mit zu viel Platz. Schuss aus 25 Metern, aber Weidenfeller pariert im linken Eck.

38.: Langer Ball auf Ba, der Subotic entwischt. Subotic' Grätsche geht am Ball vorbei, trifft dafür aber Ba eindeutig am Knöchel. Der Senegalese geht zu Boden, Fandel lässt aber weiterspielen. Sehr, sehr knifflig. Könnte man auch Freistoß und Rot geben...

39.: Böser Ballverlust von Ibertsberger am eigenen Sechzehner. Kehl dazwischen, auf Tinga. Der zieht von halbrechts ab. Haas rettet.

59.: Hajnal aus 25 Metern. Direkt auf Haas, der lässt die Kugel aber aus den Händen gleiten und der Ball kullert Zentimeter rechts vorbei.

77., Gelb-Rot gegen Kehl: Der Kapitän mit einem eher harmlosen Foul an Weis.

77., Rot gegen Weis: Der Hoffenheimer hakt kurz gegen Kehl nach und sieht dafür glatt Rot.

81.: Salihovic aus 23 Metern. Weidenfeller schon geschlagen, der Ball zischt aber knapp links am Winkel vorbei.

So lief das Spiel: Der BVB von Beginn an wach und hartnäckig im Zweikampf. Fast jeder zweite Ball landete bei den Gastgebern. Hoffenheim legte in den ersten Minuten eine recht rüde Gangart an den Tag, garniert mit einem brutalen Foul von Teber an Hajnal, das Schiri Fandel zwar erkannte, aber ohne persönliche Strafe beließ. Eine klare Fehlentscheidung.

Dortmund präsenter, aber ohne große Chancen. Erst nach ca. 15 Minuten fand auch Hoffenheim besser ins Spiel und startete einige gute Angriffe, zumeist initiiert von Eduardo. Insgesamt war das Tempo in der ersten halben Stunde auf beiden Seiten extrem hoch, die Zuschauer bekamen einiges zu sehen. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit nahm sich das Spiel eine kleine Verschnaufpause.

In der zweiten Halbzeit war das Tempo deutlich geringer, die Torchancen auf beiden Seiten aber blieben. Wobei der BVB hier ein Übergewicht hatte und Hoffenheim sich auf seine gefährlichen Konter verließ. Eine Viertelstunde vor Schluss war bei beiden Seiten der Kräfteverschleiß bemerkbar, die große Schlussoffensive blieb deshalb aus.

Der Star des Spiels: Carlos Eduardo. Der Hoffenheimer zeigte letzte Woche in Stuttgart schon aufsteigende Form und gegen den BVB, zu was er alles im Stande ist. Jeder Angriff der Gäste lief über den Brasilianer. Eduardo zeigte dabei sein gesamtes Repertoire: Trickreich, robust im Zweikampf, mit tollem Auge, gutem Torabschluss und genialen Ideen. Nach seinem kleinen Tief zu Beginn der Rückrunde ist Eduardo wieder da und mehr denn je Herz des Hoffenheimer Spiels - obwohl er in der zweiten Halbzeit etwas abbaute.

Die Gurke des Spiels: Herbert Fandel war zuletzt verletzt, die schwierig zu leitende Partie war sein erster Einsatz seit Wochen. Das könnte als Erklärung dienen, darf aber keine Entschuldigung dafür sein, dass Deutschlands bester Schiedsrichter in seinem Strafmaß in mindestens zwei Szenen völlig daneben lag. Das Foul von Teber an Hajnal hätte Fandel zwingende mit Rot ahnden müssen. Einem Schiedsrichter seiner Klasse darf so eine Fehleinschätzung nicht passieren. Dafür gab Fandel dann nach einem harmlosen Hakler von Weis an Kehl Rot - viel zu übertrieben und im Strafmaß und Relation zum Teber-Foul ein Witz.

Die Lehren des Spiels: Dortmund hat ein ausgewachsenes Problem bei seinen Heimspielen: Der BVB gewinnt einfach viel zu selten. Zwar blieb Dortmund auch im zwölften Spiel im Signal Iduna Park ungeschlagen, allerdings war das 0:0 bereits das neunte Remis! Angesichts der enormen Konkurrenz im Kampf um die internationalen Plätze muss das schleunigst abgestellt werden.

Auffällig: Dortmund kam mit seinen beiden Stürmern Valdez und Zidan deutlich besser ins frühe Pressing als sonst. Auch harmonierten beide relativ gut miteinander. So könnte die Doppelspitze und das 4-4-2 wieder eine echte Alternative werden zum zuletzt praktizierten 4-5-1 mit Frei als einziger Spitze.

Hoffenheim ist offensiv schon wieder auf einem richtig guten Weg, hat aber in der gesamten Rückwärtsbewegung noch erhebliche Mängel. Die gesamte Mannschaft steht einiges tiefer als noch in der Vorrunde und empfängt den Gegner frühestens an der Mittellinie. Die Folge waren gegen Dortmund etliche knifflige Zweikampfsituationen, in denen sich entscheidende Figuren (Vorsah, Gustavo) relativ früh Gelbe Karten einhandelten und damit vorsichtiger agieren mussten.

Rangnick ging volles Risiko, als er beide auf dem Feld ließ und nicht vorzeitig auswechseln wollte - und hatte damit Erfolg. Besonders Vorsah war schon wie in Stuttgart der Turm in der Schlacht. Ein Problem stellt die Besetzung im Sturm dar: Sanogo presst nicht richtig mit und nimmt auch in Offensivphasen so gut wie gar nicht am Spiel teil. Ein fitter Obasi wird sehnlich zurückerwartet.

Dortmund - Hoffenheim: Daten & Fakten