Wolfsburgs Serie hält auch gegen Berlin

Von Stefan Moser / Philipp Dornhegge
Der Herthaner Patrick Ebert traf im Mittelfeld immer wieder auf Wolfsburgs Zvjezdan Misimovic
© Getty

Der VfL Wolfsburg bleibt zuhause weiter eine Macht: Die Elf von Trainer Felix Magath bezwang den bisherigen Tabellenführer Hertha BSC Berlin eher schmeichelhaft mit 2:1 (0:0) und feierte damit den achten Heimsieg in Folge.

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Vor 29.300 Zuschauern in der Wolfsburger Volkswagen-Arena brachte Cicero (62.) die Berliner in Führung. Für die Wende zugunsten der Gastgeber sorgte Edin Dzeko im Alleingang. Der Bosnier erzielte beide Treffer (72. und 85.) für die Wölfe.  

Dem zweiten Treffer allerdings ging ein Foulspiel von Dzeko an Hertha-Verteidiger Josip Simunic voraus. Entsprechend sauer waren die Berliner nach dem Spiel: "Das war ein klares Foul, nur ein Blinder sieht das nicht", kommentierte Simunic bei Premiere die Szene in Richtung Schiedsrichter Knut Kircher.

Durch die Niederlage rutscht die Hertha auf Rang zwei. Wolfsburg bleibt auf Platz sechs.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Einige Überraschungen in Wolfsburgs Aufstellung: Schäfer spielt im linken Mittelfeld für ihn rückt Karimow in die Viererkette, außerdem spielt Madlung vor der Abwehr im zentralen Mittelfeld. Auch im Tor gibt es eine Veränderung: Benaglio muss verletzt passen, für ihn kommt Lenz zum Einsatz.

Die Herthaner dagegen verändern ihre Mannschaft nur auf einer Position im Gegensatz zum Sieg gegen die Bayern: Babic sitzt zunächst auf der Bank, für ihn ist Cicero wieder dabei. Pantelic fehlt weiterhin verletzt.

10.: Munterer Beginn: Beide Mannschaften sind durchaus gewillt, nach vorne zu spielen. Allein die Teams stehen hinten (noch) zu sicher, als dass sich große Chancen ergeben würden.

20.: Madlung spielt einen schönen hohen Ball in die Spitze, Dzeko verarbeitet die Kugel und holt einen weiteren Eckball heraus. Aber wieder bleibt der Versuch von Misimovic ohne Folgen für die Hertha.

31.: Da hatten die Herthaner den Torschrei auf den Lippen! Nach der zweiten Ecke steigt Cicero am höchsten und nickt aus fünf Metern ein. Aber Kircher pfeift vorher ab. Warum, das bleibt vorerst sein Geheimnis. Der Brasilianer war zwar mit der Hand am Ball - aber ein absichtliches Handspiel? Eher nicht. Allerdings hatte Rodnei in der Mitte zuvor gegen Madlung geschoben. Aber auch das muss man nicht zwingend pfeifen...

45.: Misimovic regt sich fürchterlich über eine Freistoßentscheidung auf, und Schiri Kircher zeigt ihm eiskalt Gelb. Die fünfte für den Bosnier, damit fehlt er im nächsten Spiel in Hamburg.

55.: Aus dem Nichts kommt Dardai zur größten Chance des Spiels! Aus der Bedrängnis lupft Raffael den Ball perfekt in den Strafraum. Aber bei dem Abschluss erkennt man, warum der Ungar Defensivspieler geworden ist. Dardai senst aus zehn Metern halbrechter Position unter den Ball und verzieht völlig.

62., 0-1, Cicero: Lenz fängt eine Ecke locker ab und will sofort auf Schäfer abwerfen. Aber da hat der Keeper nicht aufgepasst: Ebert kommt aus dem Rückraum heran und nimmt Schäfer den Ball vom Fuß. Von der rechten Strafraumecke lupft er die Kugel in den Fünfer, am langen Pfosten kann Cicero locker einköpfen. Riesenbock von Lenz!

72., 1-1, Dzeko: Auf der rechten Seite marschiert Gentner die Linie entlang, am Strafraumeck zieht er nach innen und wird von Nicu und Rodnei nicht am Flanken gehindert. Friedrich und Simunic hatten Dzeko aus den Augen verloren, der Bosnier kann sich zentral aus fünf Metern gegen den viel kleineren Stein durchsetzen und einköpfen. Alles wieder offen in Wolfsburg!

83.: Pfosten! Schäfer spielt auf der linken Seite einen völlig unnötigen Fehlpass. Über Nicu kommt der Ball zu Raffael, der Barzagli verlädt, in den Strafraum eindringt und aus sehr spitzem Winkel einfach mal abzieht. Schwer zu sagen, ob Lenz da zur Stelle gewesen wäre.

85., 2-1, Dzeko: Endlich einmal kann Schäfer bis zur Grundlinie durchgehen. Von links kommt eine Flanke, die für den Torwart unangenehm ist. Drobny wird überlupft, am langen Pfosten steht Dzeko bereit und nickt ein. Aber das Tor hätte wohl nicht zählen dürfen. Der Torschütze hat sich nicht nur bei Simunic aufgestützt, sondern den Kroaten regelrecht zu Boden gedrückt.

So lief das Spiel: Flotter Beginn in durchaus stimmungsvoller Atmosphäre. Das konzentrierte und sehr aggressive Mittelfeld der Wolfsburger dominierte früh die Partie. Die Gastgeber so mit mehr Spielanteilen und den ersten kleineren Chancen. Die gewohnt gut organisierte Hertha aber hielt engagiert dagegen, und so entwickelte sich eine ausgeglichene erste Halbzeit mit wenig echten Höhepunkten. Einzig echter Aufreger war der Treffer von Circero nach einer halben Stunde, den Schiri Kircher aber wegen des vermeintlichen Foulspiels nicht anerkannte.

Die zweite Hälfte begann ähnlich unspektakulär, wie die erste endete - bis die Berliner den Fehler von VfL-Torhüter Lenz zur Führung nutzten. Erst dann erhöhte Wolfsburg das Risiko und die Partie wurde etwas offener. Auch nach dem Ausgleich blieb das Tempo erfreulich hoch, beide Mannschaften kamen zu weiteren Chancen. Die entscheidende nutzte Dzeko - höchst umstritten - für Wolfsburg zum eher schmeichelhaften Sieg.

Der Star des Spiels: Doppeltorschütze Edin Dzeko. Auch wenn sein zweiter Treffer wohl irregulär war - der 22-Jährige ist in Abwesenheit von Grafite der Alleinunterhalter der Wolfsburger Offensive. Von den letzten acht Heimtoren erzielte Dzeko ganze sechs.

Die Gurke des Spiels: Andre Lenz. Bitter für den Vertreter des verletzten Diego Benaglio, der alles in allem durchaus ordentlich spielte. Aber in einem Spiel, in dem beide Mannschaften kaum Fehler produzierten, machte er eben einen entscheidenden Patzer. Der Ballverlust vor dem 0:1 geht klar auf seine Kappe. Für die Gurke des Spiel empfahl sich allerdings auch Schiri Kircher, der mit zwei umstrittenen Entscheidungen den Spielverlauf beeinflusste. Wenn er den ersten Treffer von Cicero schon abpfeift, darf er Dzekos zweiten Trefferauch nicht gelten lassen.

Die Lehren des Spiels: Beide Mannschaften spielten exakt das, wofür sie in dieser Saison stehen - und womit sie ihre bisherigen Erfolge feierten. Die Zauberformel in Wolfsburg heißt "Aggressivität im Mittelfeld." Oberste Priorität hat die Ordnung in der Defensive und die Balleroberung, weshalb VfL-Coach Magath auch mit Madlung und Schäfer zwei gelernte Abwehrspieler ins Mittelfeld stellte.

Die Formel der Berliner dagegen lautet "perfekte Organisation im Mittefeld". Auch für Favre liegt das Augenmerk dabei auf der Raumaufteilung im Abwehrverhalten. Beide Teams setzten ihre aktuelle Philosophie jeweils sehr diszipliniert um - mit der logischen Folge: Eine Partie, in der es lange Zeit an Höhepunkten mangelte, und die letztlich durch individuelle Fehler entschieden wurde.

Denn im Spiel nach vorne fehlt beiden Mannschaften Struktur und Linie - und womöglich auch die spielerische Qualität im Mittelfeld. Dafür aber steckt in den anderen Mannschaftsteilen jede Menge individuelle Klasse.Woronin und Dzeko gehören sicher zu den besseren Bundesligastürmern. Dass zumindest Woronin das an diesem Samstag nur selten unter Beweis stellen konnte, liegt vor allem daran, dass Wolfsburgs Abwehrreihe zur absoluten Liga-Spitze zählt.

Bleibt als Fazit: Beide Teams stehen zu Recht weit oben, auch wenn sie im Spiel nach vorne beide noch jede Menge Luft nach oben haben. Bemerkenswert ist neben dem Abwehrverhalten vor allem die unheimliche Effizienz beider Mannschaften: Jeder Fehler wird gnadenlos bestraft. Schade, dass der entscheidende vom Schiedsrichter kam.

Wolfsburg - Hertha: Daten & Fakten