Bremer Bankprobleme

Von Stefan Rommel
Bremer Ratlosigkeit: Trainer Thomas Schaaf (l.) und Sportdirektor Klaus Allofs
© Imago

Das 1:2 gegen Arminia Bielefeld wirft Werder Bremen im Rennen um die internationalen Plätze nicht nur weit zurück. Es zeigte den Bremern auch schonungslos die Versäumnisse in der Personalpolitik auf.

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Am Ende gab es doch tatsächlich noch eine Sache an diesem tristen, bitterkalten Abend im Weserstadion, die Werder Bremen auf eine Stufe mit dem großen FC Barcelona stellte.

Bremen rannte gegen die Bielefelder Wand, mit Permanenz - aber ohne den nötigen Nachdruck. 65 Prozent Ballbesitz waren durchaus barcaesk, insgesamt 20 Torschüsse und 14:1 Ecken auch.

Nur das Ergebnis, das passte so gar nicht zum Traum aus Katalonien. Es war ein reiner Albtraum für Werder, in schnöden Zahlen ein 1:2.

Bielefeld bricht das Trauma

Der Start in die Rückrunde ging also gründlich daneben bei der Heimniederlage gegen einen Abstiegskandidaten, der seit 25 Spielen auswärts nicht mehr gewonnen hatte und für den das Bremer Weserstadion bis dato ein Ort des Grauens war: Noch nie konnte die Arminia in Bielefeld ein Bundesligaspiel gewinnen, zuletzt gab es ein sagenhaftes 1:8.

Die Niederlage war aber mehr als nur der nächste Rückschlag in einer bis jetzt verkorksten Saison. Sie offenbarte die alten Bremer Probleme schonungslos und zeigte auch deutlich auf, dass sich über die Weihnachtsfeiertage noch ein paar weitere dazu gesellt haben.

Nur noch Nummer zwei im Norden

Denn während am Freitagabend der Hamburger SV die angeblichen Über-Bayern wieder zurück in weltliche Sphären holte, vergeigten die Bremer einen fix eingeplanten Dreier fahrlässig und machten dem geneigten Betrachter nur zu deutlich: Die Nummer eins im Norden spielt in Hamburg-Stellingen.

Viel mehr als dieser verloren gegangene inoffizielle Titel dürfte den Bremern aber die Art und Weise weh getan haben, mit der sich die im DFB-Pokal noch erfolgreiche Mannschaft zum x-ten Mal in dieser Saison selbst im Weg stand.

Die Ausfälle der Leistungsträger Naldo, Diego, Claudio Pizarro und Aaron Hunt sind für das Werder Bremen der Saison 2008/09 offenbar nicht zu kompensieren. Das liegt zum einen an Spielern, die in der zweiten Reihe stehen und im Ernstfall in schöner Regelmäßigkeit nicht die Leistung bringen, die sich für einen Champions-League-Anwärter gehört.

Komische Einkaufspolitik

Zum anderen aber auch an einer seit langem kruden Transferpolitik, die der Verein betreibt. Gegen die Arminia fielen einige Leistungsträger aus, was sich auf die Reservebank wie folgt auswirkte: Neben Ersatzkeeper Nico Pellatz saßen Sebastian Boenisch, die beiden unbekannten Niklas Andersen und Timo Perthel, sowie Daniel Jensen und Martin Harnik auf der Bank. Letztere befinden sich eigentlich noch im Aufbautraining.

Harnik ist derzeit die einzige Alternative im Sturm. Vor ein paar Tagen hatte Trainer Thomas Schaaf erklärt, ein Zugang käme erst, wenn ein Spieler den Verein auch verlasse. Kurz darauf lieh Werder den unzufriedenen Boubacar Sanogo für vergleichsweise lächerliche 200.000 Euro an 1899 Hoffenheim aus.

Abgesehen davon, dass es sich bei den Kraichgauern um eben einen jener Vereine handelt, die Bremen diese Saison die Plätze im internationalen Geschäft wegzuschnappen drohen, wurde bis Sonntagabend auch noch kein Ersatz präsentiert - wie von Schaaf eigentlich gefordert.

Dem Kader fehlt die Breite

Auch Sportdirektor Klaus Allofs schlängelte sich neulich um eine klare Aussage: Auf die Frage, wer denn nun die Lücke nach dem Sanogo-Transfer schließen solle, verwies Allofs auf den VfB Stuttgart, der sogar nur mit drei Stürmern in die Rückrunde gehe.

Natürlich stimmt das. Eine befriedigende Antwort ist es aber nicht. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, dass es Werder bisher schlicht versäumt hat, seinen Kader in der Breite besser aufzustellen. Einen Schritt in die richtige Richtung machte Bremen mit der Verpflichtung von Alexandros Tziolis schon im Dezember.

Kurz vor Schluss der Transferperiode ist der Grieche aber nicht der Bestandteil einer mutigen Transfer- und Gegenoffensive zur schlechtesten Hinrunde seit acht Jahren, sondern nicht mehr als eine halbherzige Episode. An der Kaderstruktur, die auf die offensive ausgerichtete Bremer Spielweise passen muss, wurde nichts geändert.

Schlichtweg zu langsam

Viel zu leicht lässt sich die Bremer Defensive bei schnellem Pass- oder Konterspiel übertölpeln. Ein Zustand, der in etwa so neu ist wie das Weserstadion.

Akteure wie Dusko Tosic, Torsten Frings, Jurica Vranjes, selbst Per Mertesacker sind schlicht zu langsam auf den Beinen, um die entstehenden Lücken durch einen beherzten Antritt auch mal schließen zu können.

Am Sonntag geisterten die Namen Mario Mandzukic (Dinamo Zagreb) und Nikola Kalinic (Hajduk Spilt) als mögliche Last-Minute-Transfers durch die Medien. Die angebliche Liebelei mit Lyons Edel-Joker Fred ist erkaltet: Der Brasilianer geht offenbar lieber zu den Bolton Wanderers. Jetzt scheint es fast schon zu spät, um nochmals zu reagieren.

Werder - Bielefeld: Daten und Fakten