Um Uli Hoeneß bildete sich die gewohnte Journalistentraube. Immer dann, wenn der Bayern-Manager mit hochrotem Kopf eine Interview-Zone betritt, beginnt unter den Pressevertretern ein Hauen und Stechen um die besten Plätze. Hoeneß liefert schließlich stets mehr Schlagzeilen als der gesamte Spielerhaufen.
Das war am Samstag in Stuttgart nicht anders. Nach einer Kurzanalyse des Spiels ("Wir haben in der zweiten Halbzeit fantastisch gespielt und hätten den Sieg verdient gehabt") knöpfte sich Hoeneß zunächst Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer vor.
Oddos Kung-Fu-Einlage
"Wir haben in der Endphase leider Pech gehabt mir zwei Entscheidungen des Schiedsrichters. Massimo Oddo hätte niemals die Rote Karte sehen dürfen. Das war keine Absicht. Und vor dem 2:2 ist Michael Rensing von Jens Lehmann gefoult worden, nachdem er den Ball weggefaustet hatte. Aber ich möchte mich nicht beklagen, der Schiedsrichter hat es offenbar nicht gesehen", so Hoeneß.
Oddos Kung-Fu-Einlage gegen Christian Träsch (85.) liefert viel Interpretationsspielraum. Eine klare Absicht ist nicht zu erkennen, wenn aber Oddo den Stuttgarter tatsächlich nicht gesehen haben will, war der hohe Fußeinsatz völlig unnötig, weil der Italiener den Ball nie und nimmer erreicht hätte.
Lehmann, der sich in der Endphase pausenlos im Strafraum der Münchner aufhielt, bezeichnete seinen Einsatz gegen Rensing als "sauber". "Das wäre in England auf gar keinen Fall abgepfiffen worden", so der VfB-Keeper.
Hoeneß geht auf DFL los
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge erklärte, dass "so eine hitzige Atmosphäre wie in Stuttgart nicht leicht ist für einen Schiedsrichter". Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell attestierte Kinhöfer im Gespräch mit SPOX eine tadellose Leistung. "Spiele wie Stuttgart gegen Bayern sind Kategorie-3-Spiele, also besonders schwer zu leitende Spiele, die auch nur bestimmte Schiedsrichter pfeifen dürfen. Kinhöfer hat einen guten Job gemacht", so Amerell.
Im Gegensatz zur DFL. Die hat nämlich laut Hoeneß bei der Spielansetzung versagt.
"Ich habe nicht mitgekriegt, dass Hoffenheim oder Schalke unter der Woche unterwegs waren. Aber der FC Bayern war in Lyon und muss schon am Samstag in Stuttgart spielen. Das ist ein absoluter Witz. Darüber muss gesprochen werden. Das sind unnötige Dinge, die mich immer wieder aufregen. Und das sage ich nicht, weil wir nur 2:2 gespielt haben. Das hätte ich auch gesagt, wenn wir 4:1 gewonnen hätten", so der Manager.
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Lehmann kontert Hoeneß
Lehmann konnte mit Hoeneß' Kritik wenig anfangen. "Die Bayern waren doch stark. Man hat keine Müdigkeit bemerkt. Hoeneß sollte aufhören herumzumäkeln, sondern sich lieber an diesem unterhaltsamen, spannenden Spiel erfreuen. Aber wenn ich in der letzten Minute noch einen rein kriegen würde, wäre ich auch enttäuscht", so Lehmann.
Die Enttäuschung hielt sich bei Karl-Heinz Rummenigge in Grenzen. "Wir hätten aufgrund der zweiten Halbzeit einen Sieg verdient gehabt, aber man muss das Ergebnis akzeptieren. Fertig, Ende, Aus", sagte der Bayern-Boss, der ein positives Hinrundenfazit zog.
"Das Konzept von Jürgen Klinsmann greift immer besser. Deshalb haben wir berechtigte Hoffnungen, die deutsche Meisterschaft zu verteidigen", sagte Rummenigge zu SPOX.
Rummenigge: Sind abhängig von Ribery
Eine gewisse Abhängigkeit von Franck Ribery, der den Bayern in Stuttgart wegen einer Schulterverletzung fehlte und schmerzlich vermisst wurde, wollte Rummenigge nicht von der Hand weisen.
"Ribery ist nicht zu ersetzen. Wenn Lionel Messi bei Barcelona fehlt oder Kaka bei Milan, merkt man das auch", so Rummenigge.
Auch Hoeneß merkte an, "dass wir immer betont haben, Franck nicht ersetzen zu können. Keine Mannschaft der Welt kann einen Ribery ersetzen".
Wenigstens in dieser Hinsicht waren sich die Beteiligten am Samstag in Stuttgart einig.
Stuttgart - Bayern: Daten & Fakten zum Spiel