Die Fans gingen auf die Barrikaden, aber die Führungsetage des Karlsruher SC stellte sich trotz des Sturzes auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga demonstrativ vor ihren Coach.
"Wir wechseln unsere Meinung nicht wie ein Fähnchen im Wind. Edmund Becker bleibt unser Trainer", sagte Rolf Dohmen nach der 2:3 (0:3)-Niederlage der Badener bei Hannover 96.
Becker: "So kann man in der Bundesliga nicht bestehen"
Fast gebetsmühlenartig wiederholt der KSC-Manager diesen Satz seit Wochen, obwohl die Negativserie des KSC, der seit neun Spielen auf einen Dreier warten, im Vereinsumfeld weiter für Winterdepressionen sorgt.
"In der ersten Halbzeit haben wir ein Spiel abgeliefert, mit dem man in der Bundesliga nicht bestehen kann. Nach der Pause haben wir dann zwar eine Reaktion gezeigt, aber das hilft uns auch nicht. 45 Minuten reichen nicht, um zu punkten", meinte der einmal mehr enttäuschte Becker.
"Wenn wir die Fehler nicht endlich minimieren, wird es ganz schwierig, da unten noch herauszukommen", forderte Becker eine schnelle Leistungssteigerung.Fans blockieren den Bus
Die Anhänger haben nach eigenen lautstarken Angaben ohnehin bereits "die Schnauze voll". Bevor sie den Mannschaftsbus der Karlsruher bei der Abfahrt blockierten, hatten sie die Fankurve in Teilen bereits nach der ersten Hälfte verlassen.
"Das ist schade. Da haben sie eine gute zweite Halbzeit ihrer Mannschaft leider nicht gesehen", meinte Dohmen sichtlich angeschlagen: "Schließlich ist es unserem Trainer in der Pause gelungen, die Spieler aufzuwecken."
Zu viele individuelle Fehler
Dennoch scheint man sich bei den Karlsruhern derzeit nur noch so dahinzuschleppen. Neuverpflichtungen sollen zur Rückrunde für frischen Wind sorgen, damit es nicht endgültig in Richtung Zweitklassigkeit geht.
"Wir machen zu viele individuelle Fehler. Das ist auch eine Qualitätsfrage", schimpfte Dohmen: "Bisher haben wir uns vor allem Gedanken über unsere Offensive gemacht. Aber bei schon 28 Gegentoren weiß man, dass man auch in der Defensive noch einen Flicken setzen muss."
Während die Abwärtsspirale bei den Karlsruhern in derzeitiger Besetzung offenbar kaum aufzuhalten ist, schaffte Hannover nach zuvor drei Spielen ohne Sieg in Folge zumindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung.
Hecking wieder fester im Sattel
Trainer Dieter Hecking, der bei den Niedersachsen zuletzt heftig unter Beschuss geraten war, sitzt vorerst wohl wieder fest im Sattel, auch wenn der Klubchef nicht ganz zufrieden war.
"Für uns zählen zunächst einmal nur die drei Punkte", meinte Martin Kind und sagte dann aber auch: 'Aber mit Beginn der zweiten Halbzeit hat schon die Körpersprache unserer Profis signalisiert, dass es noch schwierig werden könnte. Da wartet auf die sportliche Leitung noch viel Arbeit. Ich habe keine Erklärung dafür, wo dieser Bruch herkommen konnte."
Was wäre ohne Fromlowitz?
Tatsächlich hatten 32.417 Fans zwei absolut unterschiedliche Spielabschnitte gesehen. Spielte Hannover den Gegner in der ersten Hälfte noch an die Wand, ging die Partie nach dem Seitenwechsel eindeutig an die Gäste.
Hätte 96-Keeper Florian Fromlowitz in der Nachspielzeit nicht gegen Joshua Kennedy gerettet, wäre das Remis perfekt gewesen.
Heckings Taktik zahlt sich aus
So aber zahlte sich Heckings Entscheidung, erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder zwei Spitzen in der Startformation aufzubieten, am Ende doch aus.
Im Doppeltorschützen Mike Hanke (12., 18.) sowie in Mikael Forssell (44.) sorgte ausgerechnet das Sturmduo für alle Treffer der Niedersachsen.Der KSC hatte dem nur die Tore von Antonio da Silva (48., Foulelfmeter) und Startelf-Debütant Lars Stindl (87.) entgegenzusetzen. "Unser Tabellenplatz entspricht den Leistungen der vergangenen Wochen", sagte Dohmen deprimiert.
Hannover 96 - Karlsruher SC: Alle Daten und Fakten zum Spiel
