Wolfsburg zerlegt den VfB

Von Christian Günthner / Stefan Rommel
Wolfsburgs Grafite (M., gegen Boulahrouz und Delpierre) war kaum zu stoppen
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat am 14. Spieltag der Bundesliga wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Durch das 4:1 (0:1) gegen den VfB Stuttgart halten die Wölfe Anschluss an die UEFA-Cup-Plätze, während der sich der VfB auf lange Sicht auf einen Platz im Niemandsland der Tabelle einstellen muss.

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Martin Lanig (17.) brachte den VfB in der ersten Halbzeit in Führung. Nach dem Wechsel drehte Wolfsburg dann vor 26.897 Zuschauern aber so richtig auf und kam nach Toren von Grafite (51. und 76.) sowie Edin Dzeko (79. und 85.) zum verdienten Sieg.

Wolfsburg ist nach dem fünften Heimsieg in Folge mit 19 Punkten aus sieben Spielen das beste Heimteam der Liga. Der VfB wartet dagegen weiter auf seinen zweiten Auswärtssieg.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Wolfsburg mit einer Veränderung im Vergleich zur Vorwoche: Gentner rückt für Madlung ins Team. Costa übernimmt den Part in der Innenverteidigung, Gentner seinen Platz im linken Mittelfeld.

Der VfB mit einigen Änderungen: Hitzlsperger, Boulahrouz und Simak von Beginn an. Hitzlsperger neben Lanig als Doppelsechs, Boulahrouz in der Innenverteidigung, dafür Tasci auf rechts in der Viererkette. Simak gestaltet zusammen mit Elson das Offensivspiel.

14.: Simak flankt von seiner linken Seite flach aufs vordere Fünfereck. Gomez hält gefühlvoll die Innenseite hin, aber der Ball geht einen Meter flach am langen Pfosten vorbei.

17., 0:1, Lanig: Hitzlsperger kurz auf Gomez, der legt auf links zu Cacau. Der bringt vom 16er-Eck die Flanke in die Mitte. Gomez nimmt per Brust an und schießt. Costa blockt ab, der Ball fliegt Lanig vor die Füße. Der Mittelfeldspieler schiebt mit der Fußspitze ein.

35.: Grafite flankt von rechts auf den langen Pfosten. Dzeko steigt gut hoch, steht lang in der Luft und drückt aus sieben Metern den Kopfball übers Tor.

51., 1:1, Grafite: Böser Ballverlust von Lanig am eigenen Sechzehner. Misimovic zieht aus 15 Metern ab. Klasse Reflex von Lehmann, aber Grafite steht richtig und staubt aus zehn Metern ab. Roch etwas nach Abseits, Schiri Fleischer aber gibt den Treffer.

62.: Dzeko tankt sich gegen zwei Mann durch und zieht aus sieben Metern ab. Tasci wirft sich gerade noch in die Schussbahn.

66.: Elsons Ecke ist lang unterwegs und Lanig kommt mit dem Kopf an den Ball. Gegen den Lauf vom Torwart landet der Ball nur an der Latte.

69.: Konter von Stuttgart. Cacau dribbelt fast 50 Meter am Stück und legt nach rechts auf Elson. Der zieht direkt aus 13 Metern ab und schießt knapp drüber.

71.: Wahnsinnsgrätsche von Barzagli. Gomez legt per Kopf auf den stürmenden Tasci ab. Der will schießen, aber der Ball wird in höchster Not von Barzagli abgegrätscht.

76., 2:1, Grafite: Magnin klärt eine Ecke ungenügend ins Zentrum. Schäfer zieht aus 16 Metern ab. Lehmann hält stark, aber wieder ist Grafite da und staubt aus drei Metern ab.

79., 3:1, Dzeko: Langer Ball auf Dzeko. Lanig geht nicht entschlossen hin, Dzeko schon. Der schießt Lehmann an, bekommt den zweiten Ball und versenkt aus sieben Metern ins lange Eck.

85., 4:1, Dzeko: Abgefälschter Torschuss. Der Ball fliegt über Lehmann hinweg. Dzeko ist da und nickt aus vier Metern locker ein.

So lief das Spiel: Wolfsburg vom Start weg mit mächtig Dampf, drängte den VfB die ersten zehn Minuten in die eigene Hälfte. Stuttgart befreite sich nur langsam, spielte aber nach einer Viertelstunde brandgefährlich nach vorne.

Der Rückstand zeigte bei Wolfsburg deutlich Wirkung, erst gegen Ende der ersten Halbzeit fanden die Gastgeber wieder zu ihrem Spiel. Klare Torchancen gab es aber wenige.

Wolfsburg nach dem Wechsel deutlich bissiger und aggressiver in den Zweikämpfen. Das Spiel wurde insgesamt härter, Schiri Fleischer verlor im Trubel etwas seine klare Linie. Wolfsburg drängte wütend auf die Führung

Die Stars des Spiels: Grafite war in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zu sehen. Dafür aber umso mehr im zweiten Durchgang. Aber nicht so, wie man es von ihm gewohnt ist. Nicht wuchtig oder filigran, sondern listig und in Gerd-Müller-Manier. Edin Dzeko ist trotz seines juvenilen Alters schon erstaunlich weit und leistet als Vorarbeiter und Vollstrecker einen tollen Job.

Die Gurke des Spiels: Jan Simak bekam nach wochenlanger Verletzungspause und Formtief endlich mal wieder eine Bewährungschance - und ließ sie fahrlässig liegen. Der Tscheche bekam überhaupt keine Sicherheit in sein Spiel, wirkte lethargisch und nicht wach. Trainer Armin Veh musste Simak in der zweiten Halbzeit notgedrungen runter nehmen. Angesichts der Diskussionen um die fehlende Qualität der Stuttgarter Zugänge wandelt Simak auf einem sehr schmalen Grat, was eine sinnvolle Weiterbeschäftigung beim VfB anbelangt.

Die Lehren des Spiels: So platt es klingt, aber der VfB Stuttgart kann einfach nicht verteidigen. Durch Wolfsburgs aggressive Zweikampfführung in der zweiten Halbzeit ließen sich die Schwaben den Schneid abkaufen und gingen am Ende regelrecht unter. Jeder zweite Ball landete bei den Gastgebern, Stuttgart konnte sich dadurch kaum befreien.

Führungsspieler wie Hitzlsperger oder Boulahrouz zeigten zudem keine Reaktion und gaben der Mannschaft nicht die Impulse, als die Partie auf der Kippe stand. Auch Trainer Veh muss sich in der einen oder anderen Personal- und Taktikentscheidung hinterfragen und steht immer mehr unter Druck. Das Experiment mit Hitzlsperger als zweitem Sechser ging nicht auf, der Kapitän konnte der Defensive keine Stabilität verleihen.

Der Zug nach oben ist für die nächsten Monate abgefahren, der VfB muss sich erstmal neu orientieren.

Wolfsburg besitzt in den jungen Grafite und Dzeko eines der besten Sturmduos der gesamten Liga und mit Zvjezdan Misimovic einen Regisseur erster Güte. Offensiv besitzt der VfL unheimlich viel Potenzial, defensiv gilt es aber noch einiges zu verbessern. Magath kann durch den großen Kader aber extrem viel variieren, sowohl personell als auch taktisch.