Der KSC im freien Fall

Von Florian Bogner / Jan-Hendrik Böhmer
Das 0:1: KSC-Keeper Markus Miller kommt zu spät, Mohamad Zidan (im Hintergrund) netzt ein
© Getty

Der Karlsruher SC hat auch am 14. Spieltag der Bundesliga seine Talfahrt nicht stoppen können. Die Badener verloren gegen Borussia Dortmund zuhause mit 0:1 (0:1) und finden sich weiter in der bedrohten Zone wieder.

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Vor 29.657 Zuschauern im Karlsruher Wildparkstadion war Mohamad Zidan der Schütze des goldenen Tores. Der Ägypter traf nach Vorarbeit des Ex-Karlsruhers Tamas Hajnal (20.) und machte damit den vierten Auswärtssieg der Dortmunder perfekt.

Für Karlsruhe war es bereits die siebte Niederlage in den letzten acht Spielen, dazwischen gab es mit dem 3:3 gegen Leverkusen nur einen Punktgewinn. Kurz vor Schluss machten die KSC-Fans ihren Ärger Luft und entrollten ein Spruchband: "Aufbaugegner KSC - wir haben die Schnauze voll!"

Becker: "Haben sehr ängstlich gespielt"

"Wir haben in der ersten Halbzeit sehr ängstlich gespielt, keiner hat den Ball gefordert. Nach dem Rückstand wurde es dann sehr schwierig", sagte KSC-Trainer Ede Becker.

Gegenüber Jürgen Klopp meinte: "Ab der 10. Minute haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir hätten den einen oder anderen Konter besser abschließen können. Der Sieg war verdient."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Klopp lässt den BVB im angestammten 4-3-3 spielen, muss aber auf Kehl (Knöchel) verzichten. Dafür rückt Sahin ins Team. Beim KSC sitzen die Länderspielreisenden Carnell und Kennedy nur auf der Tribüne bzw. auf der Bank, für sie spielen Iaschwili und Kapllani.

8.: Erster Eckball für den KSC - und gleich wird es ganz gefährlich. Hereingabe von da Silva und Kopfball von Aduobe. Doch Dortmunds Lee klärt auf der Linie vor Torwart Weidenfeller.

18.: Toller Pass von da Silva in den Lauf von Freis. Der lässt den Ball vor sich aufhüpfen und zieht dann ab. Außennetz.

20., 0:1, Zidan: Hajnal flankt von der rechten Seite, Zidan in der Mitte schneller als Sebastian und Miller, drückt aus fünf Metern mit dem Außenrist ein. Miller sieht da nicht gut aus. Wenn er raus kommt, muss er ihn haben.

23.: Der KSC antwortet sofort. Celozzi zieht aus 20 Metern ab. Weidenfeller klärt mit einer sehenswerten Flugeinlage zur Ecke.

46.: Becker bringt Lars Stindl für den blassen Alexander Iaschwili und stellt auf 4-4-2 um. Freis rückt zu Kapllani in den Sturm auf.

50.: Jetzt macht der KSC richtig Druck. Nach einer Kopfball-Abwehr kommt der Ball im BVB-Strafraum zu Mutzel. Der zieht direkt ab und zwingt Weidenfeller zu einer Glanzparade.

55.: Schuss von Sebastian Freis. Der Ball flattert ganz gewaltig. Weidenfeller mit Faustabwehr.

58.: Super Ball von Kringe rechts raus auf Zidan. Miller kommt völlig unmotiviert raus. Zidan behauptet sich, zieht in die Mitte, versäumt den Abschluss. Rückpass auf Sahin, der scheitert am zurück gelaufenen Miller.

68.: Toller Dortmunder Konter. Langer Ball auf Blaszczykowski, der lässt zwei Abwehrspieler aussteigen und zieht ab. Doch Miller taucht ab und lenkt den Ball mit den Fingerspitzen am Tor vorbei.

75.: Freistoßflanke von da Silva. Am langen Pfosten lauert Stindl, schaufelt den Ball aber aus kurzer Distanz über den Kasten. Kläglich.

So lief das Spiel: Der KSC in der ersten Halbzeit wie ein Absteiger. Nach vorne bemüht, aber himmelschreiend harmlos, hinten total verunsichert. Der BVB stand sicher, trug seine Konter klug vor und ging durch Zidan verdient in Führung. Karlsruhe zeigte sich wenig geschockt, bekam aber anschließend kaum mal einen Ball in den Strafraum der Gäste. So spielte Dortmund sein Pensum bis zur Pause locker runter.

Zum zweiten Durchgang stellte KSC-Coach Ede Becker um, mit dem 4-4-2 waren plötzlich auch mehr Anspielstationen da. Der KSC schaffte es zeitweise, den BVB am eigenen Sechzehner einzuschnüren, brachte den Ball aber nicht im Tor unter. Dortmunder Konter wurden rar, wenn, dann ging es aber blitzschnell über Hajnal oder Kuba nach vorne. Der KSC kämpfte, kreierte auch ein paar Möglichkeiten, war aber insgesamt zu harmlos, um Weidenfeller ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Der Star des Spiels: Tamas Hajnal. Der Ex-Karlsruher war einmal mehr bester Dortmunder auf dem Platz und bereitete das Tor von Zidan mit seiner Flanke mustergültig vor. Der Ungar ist sowas wie die Dortmunder Lebensversicherung. Spielt er, ist das Offensivspiel der Schwarz-Gelben um ein Vielfaches ideenreicher.

Die Gurke des Spiels: Markus Miller. Wenn man unten drin steht, braucht man einen Keeper, der einem ein paar Punkte festhält. Miller hat gute Reflexe und hält auch mal einen Unhaltbaren - in letzter Zeit allerdings gar nicht mehr. Dafür leistet er sich zu oft unerklärliche Aussetzer, die der Mannschaft immer wieder Nackenschläge verpassen. Der Fehler vor dem 0:1 war bereits der vierte in dieser Saison, der zu einem Gegentor führte. Insgesamt hat Miller in 41 Bundesligaspielen schon elf Gegentore verschuldet - zu viel des Guten.

Die Lehren des Spiels: Wenn der KSC nicht schleunigst einen Knipser in den eigenen Reihen entdeckt, wird es eng. Spielerisch leistet die Becker-Truppe zu wenig nach vorne und ist viel zu oft von Hauruck-Aktionen abhängig. Da Silva macht als Spielmacher ein gutes und dann wieder vier schlechte Spiele - Konstanz sieht anders aus.

Die KSC-Fans quittierten seine schwache Leistung mit "Silva raus"-Rufen. Der Wechsel von Kennedy auf Kapllani im Sturmzentrum hat sich nicht bewährt - Kapllani war genau so unsichtbar wie der Australier sonst immer.

Der 14. Spieltag im Überblick