Bayer stürzt Bremen in die Krise

Von Stefan Rommel
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© Getty

Bayer Leverkusen hat das Spitzenspiel des 10. Bundesliga-Spieltags bei Werder Bremen mit 2:0 gewonnen.

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Vor 37.142 Zuschauern im Bremer Weserstadion erzielten der Chilene Arturo Vidal nach einem bösen Patzer von Bremens Keeper Christian Vander (71.) und Manuel Friedrich per Abstauber (80.) die Tore für die Gäste.

Durch den Sieg steht die Werkself zumindest für 24 Stunden an der Tabellenspitze. Werder Bremen dagegen versinkt nach der dritten Niederlage im zehnten Spiel mit lediglich 13 Punkten im tristen Mittelmaß.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Werder-Coach Schaaf brachte Mertesacker nach dessen Sperre wieder in der Innenverteidigung. Pasanen rückte zudem ins Team und begann auf der linken Verteidigerposition. Dafür rückte Prödl auf rechts anstelle des verletzten Fritz. Baumann begann wieder im Mittelfeld, wo Özil erneut als Diego-Vertreter fungierte.

Bayer begann wie zuletzt im Derby gegen Köln und damit fast in Bestbesetzung. Einzig Barnetta saß zunächst auf der Bank. Dafür begann sein Schweizer Landsmann Schwegler im linken Mittelfeld.

3.: Freistoß Werder, ca. 18 Meter Torentfernung. Almeida lässt ein Pfund raus, aber zu zentral aufs Tor. Adler rettet mit den Fäusten. Den Abpraller klärt Friedrich.

12.: Konter von Werder. Rosenberg hat auf links Platz und spielt steil in den Strafraum auf Almeida. Der Portugiese zieht von links aus spitzem Winkel ab. Die Kugel schrammt knapp am rechten Pfosten vorbei.

17.: Özil geht von rechts in den Strafraum und zieht aus 13 Metern ab. Henrique blockt den Schuss per Grätsche. Der Abpraller landet bei Rosenberg, der den Ball flach zur Mitte bringt. Özils Direktabnahme geht zwei Meter rechts vorbei.

24.: Freistoß Bayer, halbrechte Position und ca. 25 Meter Torentfernung. Castro läuft drüber und legt mit der Hacke für Kadlec auf. Dessen Geschoss geht knapp rechts vorbei.

27.: Helmes narrt Naldo auf links, zieht in den Strafraum und legt auf Kießling zurück. Der trifft den Ball aber nicht richtig und die Kugel holpert Richtung Tor. Vander trotzdem mit Problemen.

39.: Schwegler klaut Frings den Ball 25 Meter vor dem Tor und spielt auf Helmes. Der geht gegen Mertesacker ins Dribbling und zieht mit links aus 13 Metern ab. Die Kugel landet am Außennetz.

53.: Renato Augusto geht mit Tempo auf die Abwehr zu. Naldo will klären, schießt aber den Leverkusener an. Der Brasilianer bringt den Ball von der rechten Grundlinie nach innen. Aber Kießling springt sechs Meter vor dem Tor an der Kugel vorbei.

68.: Kießling mit der Flanke von rechts. Vander mit einer wilden Flugabwehr direkt vor die Füße von Schwegler. Aber der Schweizer schießt aus elf Metern fünf vorbei. Den muss er machen.

71., 0:1, Vidal: Flanke von rechts, von Castro. Helmes enteilt Pasanen, legt per Kopf zur Mitte. Vander und Mertesacker behindern sich gegenseitig, der Abpraller landet auf Vidals Schlappen und der Chilene schiebt aus acht Metern mit links ins leere Tor ein.

79.: Monster-Reflex von Adler! Rosenberg nimmt einen weiten Ball aus der Drehung volley. Die Kugel zischt aufs kurze Eck, der Nationalkeeper reißt einfach die rechte Faust hoch und rettet magisch zur Ecke.

80., 0:2, Friedrich: Ecke von rechts. Kopfballverlängerung an den zweiten Pfosten. Rolfes trifft aus fünf Metern den Pfosten, den Abpraller aber haut Friedrich aus acht Metern unters Dach.

85.: Naldo verliert den Ball auf Lucio-Art im Dribbling am Mittelkreis. Vidal schickt Gekas, der geht allein auf Vander zu. In der Mitte ist Kießling ganz alleine, aber der Grieche will lupfen und Vander packt sicher zu. Viel zu lässig!

So lief das Spiel: Werder begann entschlossen und furios, Bayer schaffte es nach vier Minuten im wahrsten Sinne des Wortes zum ersten Mal über die Mittellinie. Die Gastgeber kombinierten flüssig und schnell und standen defensiv extrem hoch, Leverkusen lief oft nur hinterher. Allerdings nutzte Bayer Bremer Ballverluste im Mittelfeld zu schnellen Gegenstößen.

So entwickelte sich das erwartet muntere Spiel mit Feldvorteilen für Bremen. Leverkusen befreite sich erst schleppend, war besonders zu Beginn des Spiels geistig nicht so präsent wie gewohnt. Nach rund 20 Minuten drehte sich die Partie. Bayer wurde ball- und passsicherer, Werder zeigte sich beeindruckt und zog sich etwas weiter zurück.

Trotz hoher Intensität und teilweise ansehnlicher Spielzüge blieben Chancen ein rares Gut. Das änderte sich auch nach der Pause kaum. Das Spiel war schön anzuschauen, hatte aber wenig Highlights vor den beiden Toren zu bieten.

Letztlich nutzte Bayer einen der wenigen Fehler eiskalt aus und kam zum etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg.

Der Star des Spiels: Simon Rolfes gewann das heimliche Duell der beiden Sechser gegen Torsten Frings um Längen. Der Leverkusener war der Chef im umkämpften Raum dies- und jenseits der Mittellinie, fädelte einige Angriffe durch einen klugen ersten Pass nach vorne ein und leistete sich im Vergleich zum pomadig wirkenden Frings vor allem keine leichten Fehler.

Lediglich 46 Prozent seiner Zweikämpfe gewann Frings, Rolfes dagegen 71 Prozent. Als Sahnehäubchen kam die unfreiwillige Torvorlage obendrauf, als Rolfes aus fünf Metern den Pfosten traf und Friedrich zur Vorentscheidung abstaubte.

Die Gurke des Spiels: Die Unentschlossenheit beider Mannschaften. Oft kombinierten sich beide Teams in aussichtsreiche Schusspositionen, den Torabschluss suchten aber beide zu selten. Während Werder aus seiner optischen Überlegenheit zu wenig machte, agierte Bayer in letzter Instanz zu verspielt und verschnörkelt. Nicht zufällig resultierten die Tore aus einem schlimmen Fehler und nach einer Ecke.

Die Lehren des Spiels: Bayer festigt seine neue Qualität, auch durchwachsen geführte Spiele zu gewinnen. Leverkusen hatte nicht viele klare Torchancen, nutzte kleinste Schwächen der Bremer aber eiskalt. So spielt eine Spitzenmannschaft, so spielt ein Titelanwärter.

Leverkusen zeigte ein ganz feines Gespür für bestimmte Spielsituationen, nahm Tempo raus, wenn nötig und legte ein hohes Tempo an den Tag, wenn Werder ihnen den Platz dazu gewährte. Die Spielanlage der Werkself erscheint ungemein reif und bis ins Detail durchdacht.

Bremen zeigte ohne fünf Stammspieler wahrlich kein schwaches Spiel, scheiterte aber in der Offensive bei seinen wenigen Chancen am eigenen Unvermögen und in der Defensive an kleinen Unachtsamkeiten, die auf diesem Niveau aber von einer Spitzenmannschaft konsequent genutzt werden. Das ist Bayer derzeit, Werder allerdings nicht.

Nach zehn Spieltagen steht Bremen in der Tabelle mitten im Nirgendwo. Es wird ein beschwerlicher Weg zurück nach oben werden, Thomas Schaaf wird nach langer Zeit mal wieder heftiger in die Kritik geraten - das belegen die bösen Pfiffe nach dem Abpfiff eindeutig.

Alle Daten und Fakten zum Spiel