Bei nur 13 Punkten aus zehn Spielen war auch die Geduld der 37.142 Zuschauer spätestens beim Abpfiff aufgebraucht. Das folgende Pfeifkonzert war derart schrill, dass die Hanseaten fast fluchtartig den Rasen des Weserstadions verließen.
Kapitän Frank Baumann konnte den Unmut der Fans gut verstehen: "Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase und müssen unsere Ansprüche deutlich herunterschrauben."
Allofs spricht von Krise
Was der Ex-Nationalspieler noch euphemistisch umschrieb, nannte Allofs unverblümt beim Namen: "Ich habe keine Angst vor dem Wort Krise." Ähnlich furchtlos waren auf dem Spielfeld nur die Gäste zu Werke gegangen, die mehr als eine Stunde lang die Begegnung nahezu völlig im Griff hatten und durch Treffer von Arturo Vidal (71.) und Manuel Friedrich (81.) den dritten 2:0-Sieg nacheinander einfuhren.
"Wir wissen, wo wir herkommen, aber gegen ein Stück Euphorie haben wir nichts einzuwenden", sagte Bayer-Coach Bruno Labbadia, sein Kapitän möchte sich gern an die unverhoffte Höhenluft in der Liga gewöhnen.
Rolfes Sieger im Duell mit Frings
Der Ex-Bremer Simon Rolfes, der das direkte Duell gegen seinen Nationalmannschafts-Kontrahenten Torsten Frings klar für sich entschied, hält nichts von falscher Bescheidenheit: "Wir wollen ganz oben mitmischen."
Der große Trumpf des Werkklubs, der in der vergangenen Saison alle internationalen Wettbewerbe verpasste, ist die daraus resultierende körperliche und geistige Frische, gepaart mit einer aktuell entspannten Personalsituation.
Internationale Abstinenz als Vorteil
Wohin eine derart günstige Konstellation führen kann, daraus machte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler gar keinen Hehl: "Sie werden es nicht zugeben, aber Bremen 2004 und Stuttgart 2007 sind auch deswegen Meister geworden, weil sie sich ganz auf die Liga konzentrieren konnten. Ohne englische Wochen hat man auch weniger Verletzte."
Den Norddeutschen fehlten hingegen Leistungsträger wie Torhüter Tim Wiese, Mittelfeldregisseur Diego und Torjäger Claudio Pizarro, das Trio soll nun am Samstag (ab 15.15 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) mithelfen, mit einem Sieg gegen Hertha BSC Berlin eine Aufholjagd zu starten.
Sportdirektor Allofs: "Fußball-Zauber ist jetzt nicht angebracht, wir müssen die Gegner niederkämpfen. Wir können nur versuchen, nach und nach mit Konstanz den Rückstand in der Tabelle aufzuholen."
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