Schwarze Serie statt goldener Oktober

SID
Frings, Vidal, Bremen, Leverkusen
© Getty

Nach der 0:2 (0:0)-Schlappe gegen Bayer Leverkusen und dem sechsten Pflichtspiel in Folge ohne Sieg wagte niemand mehr bei Werder Bremen, an den Titel überhaupt zu denken. "Von Meisterschaft muss man nicht reden, wenn man zu Hause so eine Partie verliert", stellte Sportdirektor Klaus Allofs unmissverständlich klar, und Trainer Thomas Schaaf ergänzte missmutig: "Wir sind von uns selbst enttäuscht."

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Bei nur 13 Punkten aus zehn Spielen war auch die Geduld der 37.142 Zuschauer spätestens beim Abpfiff aufgebraucht. Das folgende Pfeifkonzert war derart schrill, dass die Hanseaten fast fluchtartig den Rasen des Weserstadions verließen.

Kapitän Frank Baumann konnte den Unmut der Fans gut verstehen: "Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase und müssen unsere Ansprüche deutlich herunterschrauben."

Allofs spricht von Krise

Was der Ex-Nationalspieler noch euphemistisch umschrieb, nannte Allofs unverblümt beim Namen: "Ich habe keine Angst vor dem Wort Krise." Ähnlich furchtlos waren auf dem Spielfeld nur die Gäste zu Werke gegangen, die mehr als eine Stunde lang die Begegnung nahezu völlig im Griff hatten und durch Treffer von Arturo Vidal (71.) und Manuel Friedrich (81.) den dritten 2:0-Sieg nacheinander einfuhren.

"Wir wissen, wo wir herkommen, aber gegen ein Stück Euphorie haben wir nichts einzuwenden", sagte Bayer-Coach Bruno Labbadia, sein Kapitän möchte sich gern an die unverhoffte Höhenluft in der Liga gewöhnen.

Rolfes Sieger im Duell mit Frings

Der Ex-Bremer Simon Rolfes, der das direkte Duell gegen seinen Nationalmannschafts-Kontrahenten Torsten Frings klar für sich entschied, hält nichts von falscher Bescheidenheit: "Wir wollen ganz oben mitmischen."

Der große Trumpf des Werkklubs, der in der vergangenen Saison alle internationalen Wettbewerbe verpasste, ist die daraus resultierende körperliche und geistige Frische, gepaart mit einer aktuell entspannten Personalsituation.

Internationale Abstinenz als Vorteil

Wohin eine derart günstige Konstellation führen kann, daraus machte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler gar keinen Hehl: "Sie werden es nicht zugeben, aber Bremen 2004 und Stuttgart 2007 sind auch deswegen Meister geworden, weil sie sich ganz auf die Liga konzentrieren konnten. Ohne englische Wochen hat man auch weniger Verletzte."

Den Norddeutschen fehlten hingegen Leistungsträger wie Torhüter Tim Wiese, Mittelfeldregisseur Diego und Torjäger Claudio Pizarro, das Trio soll nun am Samstag (ab 15.15 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) mithelfen, mit einem Sieg gegen Hertha BSC Berlin eine Aufholjagd zu starten.

Sportdirektor Allofs: "Fußball-Zauber ist jetzt nicht angebracht, wir müssen die Gegner niederkämpfen. Wir können nur versuchen, nach und nach mit Konstanz den Rückstand in der Tabelle aufzuholen."

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