"Wir waren richtig schlecht"

Von Haruka Gruber / Torsten Nenner
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© Getty

Hertha BSC Berlin meistert die Aufgabe bei Eintracht Frankfurt eindrucksvoll. Marko Pantelic war am Bundesliga-Auftakterfolg der Hertha maßgeblich beteiligt.

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München/Frankfurt - Mit einem überzeugenden 2:0 (1:0) bei Eintracht Frankfurt ist Hertha BSC Berlin erfolgreich in die Saison gestartet.

Vor 44.000 Zuschauern in der Commerzbank Arena war Berlin die bessere Mannschaft und ging kurz vor der Pause durch Raffael (43.) verdient in  Führung.

In der zweiten Hälfte machte Patrick Ebert (60.) den Sack zu. "Beim 0:2 wurden wir klassisch ausgekontert. Jeder wollte ein Kopfball-Tor machen, anstatt mal nach hinten zu schauen, um dort die Lücken zu schließen", so Frankfurts Patrick Ochs gegenüber SPOX. "Wir waren richtig schlecht. Wir haben zu viele komplizierte Bälle gespielt. So kann man nur verlieren."

Trainer Lucien Favre lobte nach dem ersten Auftakterfolg der Berliner in diesem Jahrtausend vor allem Stürmer Marko Pantelic, der beide Tore auflegte: "Er hat toll gekämpft und die Bälle gut gehalten. Er musste oft alleine gegen Russ und Bellaid spielen, die deutlich größer sind."

Der SPOX-Spielfilm:

9.: Erster Patzer von Bellaid. Raffael tanzt ihn ohne Mühe aus, den Schuss aus 15 Metern pariert Nikolov mit einer starken Fußabwehr.

11.: Nächste Hertha-Chance: Doppelpass zwischen Ebert und Pantelic, der Serbe hat freie Fahrt, doch erneut hält Nikolov stark.

26.: Lebenszeichen der Eintracht. Steinhöfer mit der Ecke von rechts, Tohuwabohu im Strafraum, Russ trifft aus spitzem Winkel das Außennetz.

36.: Klasse Pass von Liberopoulus in die Gasse auf Steinhöfer. Dessen Schuss vom 16er entschärft Drobny.

40.: Sypcher mit der Flanke vom linken Flügel auf Amanatidis. Der Kopfball verfehlt das lange Eck nur um Zentimeter.

43., 0:1, Raffael: Raffael auf Pantelic, der zurück zu Raffael. Der Brasilianer zieht an Nikolov vorbei und schiebt aus spitzem Winkel ins kurze Eck.

57.: Griechische Co-Produktion: Amanatidis mit der Hereingabe von links, Liberopoulus aus sieben Metern per Kopfball - ganz knapp drüber.

60., 0:2, Ebert: Überragender Konter der Berliner. Raffael schickt Pantelic über rechts. Der mit dem perfekten Querpass auf Ebert, der aus neun Metern trocken gegen die Laufrichtung von Nikolov vollendet.

73.: Riesenchance: Aus dem Getümmel kommt Meier aus acht Metern zum Schuss, aber Drobny pariert stark.

77.: Gerade 16 Minuten im Spiel, muss der starke Meier auch schon wieder verletzt runter. Für ihn kommt Fink.

So lief das Spiel: Hertha begann clever, ließ die Eintracht kommen - um selber überfallartig ihre Konter zu fahren. Mit Erfolg. Frankfurt fiel naiv auf die Taktik rein und ließ sich immer wieder überrumpeln. Ab Minute 25 stellten sich die Hessen jedoch besser auf den Gegner ein und kamen selber zu einigen Chancen. Doch kurz vor dem Halbzeit-Pfiff nutzte Berlins Raffael eine der vielen Konter-Möglichkeiten.

Nicht viel anders in der zweiten Hälfte. Die Eintracht mit mehr Ballbesitz, doch Hertha stand weitgehend sicher und erzielte das 2:0 nach einem Konter, was sonst.

Der Star des Spiels: Marko Pantelic. Eigensinnig, egozentrisch, widerborstiger Charakter. Im Sommer war Pantelic fast schon weg, doch gegen Frankfurt demonstrierte er erneut, warum er für Hertha so wichtig ist.

Hervorragendes Spielverständnis, legte immer wieder klug auf die nachrückenden Mittelfeldspieler auf, spielte einige geniale Pässe und legte beide Tore auf. Eigensinnig, egozentrisch, widerborstig - und unverzichtbar.

Die Gurke des Spiels: Die Standards der Eintracht. Berlin hatte Probleme in der Luft, besonders gegen den kopfballstarten Liberopoulos, doch Frankfurts Ecken- und Freistoßschützen wie Toski und Steinhöfer bekamen es zu selten hin, verwertbare Bälle in den Strafraum zu schlagen.

Die Lehren des Spiels: In dieser Saison soll die Eintracht das nächste Level erklimmen, aber nicht mit so einer Leistung. Trotz Doppel-Sechs wackelte die Defensive, ein simpler Doppelpass reichte in der Regel, um die Frankfurter auszuhebeln. Zumal es im Zusammenspiel zwischen Neuzugang Bellaid und Russ im Abwehrzentrum häufig hakte.

Was auffiel: Nachdem Trainer Funkel vom vorsichtigen 4-4-2 auf ein 4-3-3 umstellte, lief es deutlich runder. Mit Meier, der 16 Minuten nach der Einwechselung wegen einer Verletzung wieder raus musste, kamen Ruhe und Ordnung in den Spielaufbau, zumal Amanatidis als Flügel- und Liberopoulos als Stoßstürmer besser aufgehoben sind.

Erstaunlich reif wiederum die Spielanlage der Berliner. Das 3-4-3-System sieht auf dem Papier sehr offensiv aus, doch weil besonders die Außenspieler (Stein, Ebert) klug nach hinten rückten, funktionierte in der ersten Hälfte die Einigel-Taktik, um Frankfurt rauszulocken.

Neben den Offensivspielern Pantelic und Raffael stark: Gojko Kacar, der als einziger Sechser das gesamte Gebilde zusammenhielt und sich zudem nach vorne einschaltete.

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