FC Bayern München - Kommentar zu Sadio Mané: Der FCB muss jetzt die Notbremse ziehen

Von Justin Kraft
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© getty

Sadio Mané ist vom FC Bayern München für ein Spiel suspendiert worden, nachdem er Leroy Sané ins Gesicht geschlagen hat. Es ist der Tiefpunkt einer Saison, in der der Senegalese innerhalb des Teams bislang wie ein Fremdkörper wirkt. Auch deshalb sollte der FCB eine weitere Zusammenarbeit hinterfragen - aber auch sich selbst. Ein Kommentar.

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Der FC Hollywood ist zurück. Oder eher der UFC Hollywood? Nachdem Sadio Mané seinem Teamkollegen Leroy Sané ins Gesicht schlug, hat der FC Bayern den Senegalesen für ein Spiel suspendiert. Eine Entscheidung, die aus rein sportlicher Perspektive nachvollziehbar ist, braucht Trainer Thomas Tuchel doch jeden Mann für das Rückspiel in der Champions League gegen Manchester City.

Doch wenn man ganz ehrlich ist, sollte diese Geschichte nur der Anfang vom Ende für Mané bei den Münchnern sein. Spätestens im Sommer wäre es die klügste Entscheidung, wenn sich alle Parteien darauf einigen, dass die Saison ein großes Missverständnis war - und der Rekordmeister in sich geht, um seine Transferpolitik zu überdenken.

Zugutehalten muss man den Verantwortlichen rund um Hasan Salihamidzic, dass Mané in den letzten Jahren ein absoluter Weltklassespieler war. Der Versuch, einen solchen Mann zu verpflichten, wenn er verfügbar ist, ist weder abwegig noch vorhersehbar zum Scheitern verurteilt. Und doch waren viele der Probleme absehbar.

FC Bayern München: Sadio Mané blieb hinter den Erwartungen zurück

16 Torbeteiligungen in 32 Einsätzen (davon 24 von Beginn an) sind einerseits zu wenig. Andererseits ist es genau das, was man vom Angreifer erwarten konnte. 0,51 Tore pro 90 Minuten entsprechen exakt seinem Durchschnitt beim FC Liverpool. 0,23 Assists sind sogar überdurchschnittlich und nah dran an seinem Bestwert bei den Reds (0,26 in der Spielzeit 2016/17).

Aber: Nie war er laut den Daten von Opta so schlecht eingebunden wie beim FC Bayern und nirgends spielte er pro 90 Minuten weniger Pässe: im Schnitt rund sieben weniger im Vergleich zu seiner Liverpool-Zeit. Trotz einem auf Ballbesitz ausgelegten Fußball haben sich nahezu alle Werte verschlechtert.

Vor allem nach seiner Verletzung wirkte Mané, als wäre er komplett neben der Spur. Kaum Tempo in seinen Aktionen, kaum Zug zum Tor, kaum erfolgreiche Dribblings - von ihm ging keine Gefahr mehr aus. Auch wenn seine Hinrunde nicht überragend war, so hatte er dort wenigstens andeuten können, wozu er fähig ist.

Es ist bezeichnend, dass Sané sich über eine dieser Situationen aufgeregt haben soll, in denen Mané tief ging, statt sich aktiv anzubieten. Die Abläufe stimmen nicht, der 31-Jährige wirkt wie ein Fremdkörper und trifft zu oft falsche Entscheidungen. Untypisch für ihn.

FC Bayern München: Hatte man überhaupt eine konkrete Idee mit Sadio Mané?

Und doch ist nicht alles nur auf ihn zurückzuführen. Schließlich hat der FC Bayern Mané verpflichtet und muss dabei eine Idee im Kopf gehabt haben, welche Rolle der Superstar einnehmen kann und soll - oder? Hinterfragen kann man das nach fast einer ganzen Saison schon.

Mané war eine Antwort auf den Abgang von Robert Lewandowski. 19 Partien absolvierte er bei den Münchnern als Mittelstürmer. Doch den Bayern hätte klar sein müssen, dass er nicht der Spielertyp ist, der die nun fehlenden Qualitäten des Polen auffangen kann. Die Wunschvorstellung dürfte gewesen sein, dass er der Offensive etwas Halt gibt und es schafft, Serge Gnabry, Leroy Sané und Kingsley Coman mit seiner Konstanz stärker zu machen. Dafür ist er seinen Kollegen aber viel zu ähnlich.

Deshalb wechselte er für 12 Partien zurück auf den linken Flügel - wo die Bayern bereits gut besetzt waren. Laut Medienberichten Topverdiener mit mehr als 20 Millionen Euro Bruttogehalt pro Jahr, 32 Millionen Euro Ablösesumme und ein Neunerproblem im Kader, das kaum größer sein könnte - Mané entpuppt sich als großer Flop.

Bayern selbst kann im Sommer nur noch eins tun: Hoffen, dass man ihn für einen Teil des gezahlten Preises verkaufen kann. Denn die sportliche Entwicklung und sein wohl schwieriger Stand innerhalb der Mannschaft sind die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass es für ihn keine sinnvolle Rolle innerhalb des Kaders gibt.

An der Stelle kommt die sportliche Leitung der Bayern ins Spiel. Mané zu holen, mag durchaus verheißungsvoll gewesen sein. Doch war es nur dieser Reiz, der letztendlich dazu geführt hat, dass die Bayern ihn verpflichtet haben? Was war die Idee dahinter? Wie sollte er das Lewandowski-Loch mit seinem Profil je schließen? Mané hat sich auch wegen dieser offenen Fragen in kürzester Zeit zu einem der größten Flops der jüngeren Klubgeschichte entwickelt.

FC Bayern München: Sadio Mané ist das Symptom einer undurchdachten Transferpolitik

Der Markt für Stürmer war schwierig, argumentierten die Bayern immer wieder. Gleichzeitig sagen sie, dass man kreativ sein müsse. Der Kauf eines damals 30-Jährigen war alles andere als kreativ. Zumal er mehr Probleme als Lösungen gebracht hat.

Mané ist eine weitere Fehlentscheidung der sportlichen Leitung, die unter anderem den Vertrag eines inkonstanten Serge Gnabrys zu großzügigen Konditionen verlängert hat und es nicht schaffte, die Lücken, die die Wechsel von Schlüsselspielern in der Vergangenheit hinterlassen haben, adäquat zu schließen.

Neben Lewandowski betrifft das Thiago und eben auch Arjen Robben oder Franck Ribéry. So breit der Kader auf dem Papier aufgestellt ist, so eindimensional ist er, wenn es um unterschiedliche Spielertypen geht.

Mané ist da nur ein weiteres Symptom. Wenn auch ein sehr teures.

 

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