FC Bayern: Technischer Direktor Marco Neppe erklärt Transferpolitik

Von Tim Ursinus
Arjen Robben (29.8.2009, FC Bayern – VfL Wolfsburg 3:0): Einen Tag nach seinem überraschenden Transfer von Real debütierte Robben mit einem Doppelpack - und harmonierte glänzend mit Franck Ribery. Die Geburt von Robbery.
© getty

Der Technische Direktor Marco Neppe hat erklärt, worauf es dem FC Bayern München bei Transfers ankommt. Dabei gab er Einblicke zur Verpflichtung von Serge Gnabry.

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"Die Kernfrage lautet: Wie agiert eine Mannschaft miteinander? Die faszinierendsten einzelnen Puzzleteile ergeben nicht das schönste Gesamtbild. Unser Kader sollte so geplant sein, dass sich unsere Fans mit ihrem Team identifizieren können, wir attraktiven Fußball spielen und maximaler Erfolg möglich ist", erklärte Neppe gegenüber den Vereinsmedien und führte aus: "Unser Kader soll magnetisch wirken - auf die Fans wie auf die Spitzenspieler aus aller Welt."

Neppe, der vor seiner Beförderung zum Technischen Direktor vor der aktuellen Saison drei Jahre in der Scouting-Abteilung aktiv war und nun gemeinsam mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic für die Kaderplanung beim FC Bayern verantwortlich ist, erläuterte anhand von Gnabry auch den Prozess eines Transfers.

Der heutige Nationalspieler unterschrieb 2017 beim deutschen Rekordmeister, stieß aber erst nach einer einjährigen Leihe zur TSG Hoffenheim zur Mannschaft dazu. Damals mussten Nachfolger für Franck Ribery und Arjen Robben, die sich "auf der Zielgeraden ihrer Karriere" befanden, gefunden werden. "Wir wollen, dass die Spieler ihr Profil und somit ihre Stärken und Schwächen genau kennen. Denn aus diesem Grund sind sie bei uns. Wir wollten und konnten Franck oder Arjen nicht klonen, aber wir versprachen uns von Serge, dass er einer der Spieler sein kann, die helfen, die Lücke der beiden zu schließen", erklärte Neppe.

Vertrauen sei dabei der "entscheidende Faktor. Wir glauben an unsere Spieler und vertrauen ihnen. Serge hat seinen Weg bei uns gemacht", ergänzte der 35-Jährige. Das sei auch einer der Gründe, warum sich der FC Bayern von anderen Top-Klubs auf internationaler Ebene abhebt. "Beim FC Bayern ist die Quantität des Kaders im internationalen Vergleich speziell. Das ist Teil unserer Strategie, weil wir so eine Durchlässigkeit für Talente wie Josip Stanisic, Paul Wanner oder Malik Tillman schaffen", sagte Neppe und schob nach: "Andere Clubs sagen, wir brauchen 25 internationale Top-Spieler, um unsere gesteckten Ziele zu erreichen. Wir beim FC Bayern sind davon überzeugt, dass es auch anders geht. Mir imponiert an unserem Kader unter anderem der Wille unserer Top-Spieler, ihre Erfahrungen weiterzugeben.

Neppe: "Ein Spieler sollte mit Stolz für Bayern auflaufen"

Das Erfolgsrezept der Münchner sei auch der ständige Generationenwechsel. "Von Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Ribery und Robben auf Manuel Neuer, Thomas Müller, Robert Lewandowski über Kimmich, Leon Goretzka bis hin zu Alphonso Davies und Jamal Musiala", sagte er: "Sich selbst zu fordern und andere zu fördern: Das ist der Spirit des FC Bayern. Den müssen wir uns erhalten."

Trotzdem brauche es neben der sportlichen Qualität viele Attribute, um sich bei den Bayern durchsetzen zu können. "Mentalität, Charakter, Wille, Teamfähigkeit, Disziplin und Mut. Auch eine Reflexionsgabe sollte man besitzen, um sich selbst und das Drumherum einschätzen zu können. Außerdem musst du mit Druck umgehen können, brauchst Widerstandskraft. Und ohne Spaß, Hingabe, Leidenschaft und Gier wirst du sowieso nie weit kommen. Identifikation ist zudem ein zentrales Schlüsselwort bei uns. Ein Spieler sollte mit Stolz für den FC Bayern auflaufen", sagte Neppe.

Neppe scherzt über zu große Trikots von Salihamidzic

Außerdem scherzte Neppe über den aktiven Spieler Salihamidzic. "Ich mache heute immer Witze mit ihm über die damaligen Trikots: Er hätte noch schneller sein können, aber das Trikot war zu groß und hat sich beim Sprint immer dermaßen aufgebläht, dass es wie ein bremsender Fallschirm aussah", erklärte er.

In der heutigen Zeit hätte er den einstigen Flügelstürmer eventuell trotzdem nach München geholt: "Hasan hatte als Spieler ein sehr inte­ressantes Profil, eine unglaubliche Mentalität und extreme Arbeitsbereitschaft. Er besetzte eine Position, die auch heute auf dem internationalen Markt extrem gefragt ist. Wir hätten ihn uns intensiv angeschaut. Er war einer der Spieler, bei denen sich die Fantasie des FC Bayern ausgezahlt hat."

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